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Macabros 122: Doc Shadow - Geist der Schattenwelt

Macabros 122: Doc Shadow - Geist der Schattenwelt

Titel: Macabros 122: Doc Shadow - Geist der Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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sich, um die kippende
Tasche noch festzuhalten und wieder zurechtzurücken.
    Plötzlich sah er etwas…
    Eine Schnalle der beiden Schlösser war nicht ganz
eingeschnappt und einige Geldscheine, die in aller Hast in die Tasche
gestopft worden waren, ragten unter der Klappe hervor.
    Man sah deutlich, wie Pete Shilling zusammenfuhr und sein
Körper sich spannte.
    »Frank! Heh – was soll das? Bist du
übergeschnappt?«
    Weiter kam er nicht mehr.
    Frank Haymes, der sich zu früh entdeckt fühlte,
reagierte.
    Aus – Angst…
    Er stand vor Shilling und schoß seine Rechte ab, ehe der
Kollege begriff, wie ihm geschah.
    Die Faust traf Shillings Kinn und warf ihn gegen den
Schreibtisch.
    Der Mann taumelte, über seine Lippe kam ein ungläubiges
Ächzen. Da war Haymes ein zweites Mal heran und ließ einen
Schlag folgen. Der zwang den hageren Angestellten in die Knie.
    In Haymes’ Augen schossen die Tränen. Wut, Zorn und
Verzweiflung erfüllten ihn und mischten sich mit einer
gehörigen Portion von Ratlosigkeit, wie er sie nicht mal in
jener grauenhaften Nacht auf dem Friedhof erlebt hatte.
    Er hatte einen Kollegen niedergeschlagen, mit dem er Tag für
Tag zusammenarbeitete und immer gut auskam.
    Er hatte – einfach reagiert, unüberlegt.
    Das hatte er gar nicht gewollt!
    Nun wurde sein Weggehen von der Bank zu einer Flucht. Aber auch
sie durfte er sich nicht zu früh anmerken lassen, um nicht so
rasch auf sich aufmerksam zu machen. Es reichte, wenn man nach der
Mittagspause seine Abwesenheit und das Fehlen des Geldes und der
Schecks bemerkte.
    Er nahm die Tasche an sich und war einer der letzten, die die Bank
durch den Hinterausgang verließen.
    Nur der Portier und der Zweigstellenleiter besaßen die
Schlüssel zu den Bankräumen.
    »Noch jemand drinnen?« fragte der Farbige, der als
Portier fungierte, ein großer, breitschultriger Mann, der
aussah wie ein in Ebenholz geschnitzter Preisboxer.
    »Nein, ich bin der letzte«, erwiderte Haymes mit ruhiger
Stimme und war über seine Kaltschnäuzigkeit selbst
erstaunt. »Sie können ruhig abschließen… Ich
wünsche Ihnen eine schöne Mittagspause.«
    »Ich Ihnen auch, Mister Haymes.«
    Frank Haymes mußte sich dazu zwingen, nicht plötzlich
loszurennen und sich dadurch verdächtig zu machen. Er hatte das
Gefühl, als würde der Boden unter seinen Füßen
glühen.
    Langsam passierte er den Korridor. Die Schritte hallten wider, und
Frank Haymes hatte dieses Geräusch noch nie so aufdringlich
empfunden wie in diesen Sekunden.
    Er blickte nicht zurück, sondern starrte geradeaus und
hörte das leise Knacken hinter sich, als der Portier den Eingang
verschloß. Dann ertönte das kratzende Rasseln des eisernen
Gitters, das herabgelassen wurde.
    Haymes erreichte den Hinterhof. Dort stand sein Wagen.
    Er warf die Aktentasche achtlos auf den Rücksitz und fuhr
durch die Toreinfahrt auf die Straße. Er reihte sich in den
fließenden Verkehr ein.
    Wie ein Roboter saß er am Steuer. Es wurde ihm nicht
bewußt, wie er schaltete und lenkte und wohin er fuhr.
    Alles geschah automatisch. Gerade so, als würde er
ferngelenkt. Durch eine Maschine oder einen fremden Willen…
    Er fühlte sich unendlich leer und verbraucht und war voll
Traurigkeit.
    Am liebsten wäre er an der nächsten
Straßenkreuzung abgefahren und hätte seinen Wagen Richtung
Polizei gelenkt und dort alles gebeichtet. Noch war Zeit…
vielleicht konnte er alles wieder gutmachen.
    Aber das, was er dachte und das, was er tat, waren zwei
völlig verschiedene Dinge.
    Er selbst traf keine Entscheidungen mehr. Er verhielt sich wie ein
Hypnotisierter, der den Willen eines anderen ausführte.
    So lenkte er seinen Wagen Richtung Friedhof.
    Um die Mittagszeit standen außerhalb der Mauer auf den
Parkplätzen einige Fahrzeuge. Das Tor war weit geöffnet,
und aus der Kapelle unweit des Hauses, in dem der Verwalter mit
seiner Familie wohnte, drang Glockenläuten.
    Frank Haymes parkte sein Fahrzeug direkt neben der Toreinfahrt, so
daß er den weit nach hinten führenden Hauptweg
überblicken konnte.
    Der dunkle, traurige Ton der Glocke lag über den Gräbern
und verwehte leise.
    Offenbar ging in diesen Minuten eine Beerdigung zu Ende.
    Gleich darauf wurde seine Vermutung bestätigt.
    Wo der Hauptweg einen Knick machte, tauchten die ersten
schwarzgekleideten Menschen auf.
    Langsam kamen sie ihm entgegen und hoben sich von dem grauen,
wolkenschweren Himmel kaum ab.
    Eine schwarzgekleidete Frau, die einen Hut mit Schleier trug,
konnte vor

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