Macabros Neu 01 - Der Leichenorden von Itaron
würde der Orden das gesamte Volk der Kulariden auslöschen. Diese Worte hingen wie ein Damoklesschwert über Utian, Obaru und ihren Artgenossen … Womöglich hatte Macabros durch sein Handeln Hunderte oder sogar Tausende von Lebewesen in Gefahr gebracht. Was, wenn die Skelette und ihre WächterMonster nun einen Großangriff starteten?
»Ist dem Leichenorden die Lage eurer verborgenen Siedlung bekannt?«, fragte Björn.
Die beiden verneinten dies mit absoluter Überzeugung. Hellmark konnte nur hoffen, dass dies der Wahrheit entsprach. Dann waren die Kulariden wenigstens vorübergehend sicher. Und für Björn hieß das nichts anderes, als dass er einen Weg finden musste, den Leichenorden vollständig auszuschalten. Nur dann war die Bedrohung für die Bewohner dieses Landes gebannt – und für all jene, die wie Anna in diese Welt geschickt wurden, um geopfert zu werden.
Björns Gedanken schweiften ab. Anna war vom Schloss des Malers Bornier aus nach Itaron gelangt … und eben zu diesem Schloss waren Rani Mahay und Danielle de Barteauliee aufgebrochen. Ob sie es inzwischen erreicht hatten? Und waren sie Bornier möglicherweise in die Falle gegangen? Er sorgte sich um seine Freunde und wusste doch, dass er zurzeit nichts für sie tun konnte.
Sie tauchten und legten dann unterirdisch den restlichen Weg bis zur Siedlung in der riesigen Höhlenkaverne zurück.
Utian verabschiedete sich mit der Bemerkung, er müsse die anderen auf das ungeheure Ereignis vorbereiten, das sie erwartete – die Rückkehr eines, der schon so gut wie tot gewesen war. Des ersten, der jemals dem Leichenorden entronnen war!
Dann rannte er voraus.
Björn folgte mit Anna und Obaru an seiner Seite.
Als sie den Eingang in die gewaltige Kaverne erreichten, erinnerte nichts mehr an die Ruhe, die bei ihrem letzten Besuch an diesem Ort geherrscht hatte.
Überall schwirrte es vor Leben. Björn glaubte, mitten in ein Volksfest geraten zu sein.
Dutzende Kulariden drängten sich vor ihnen, jeder versuchte, noch vor die anderen zu gelangen. Und von den in die Felsen geschmiegten Häusern strömten unablässig weitere der freundlichen Wesen.
Wie es Utian in den wenigen Minuten, die er vor Björn und den anderen angekommen war, gelungen war, die Nachricht so schnell und umfassend zu verbreiten, wusste Björn nicht. Wahrscheinlich hatte sie jeder, der sie hörte, sofort weitererzählt … bis es auch der letzte Kularide in der Siedlung wusste.
Sie wurden frenetisch gefeiert und bejubelt. Man bot ihnen allerlei Köstlichkeiten an und immer wieder berührte irgendjemand den befreiten Obaru, als werde sein Anblick erst dadurch Realität.
Irgendwann trat in dem ganzen Trubel Utian an Björn heran und zog ihn beiseite. »Es gibt jemanden, der dich sprechen will«, sagte er mit unheilschwangerer Stimme. »Folg mir bitte.«
Wenig später stand Björn einem Kulariden gegenüber, dessen Augen alt und müde wirkten … aber in denen dennoch eine sofort sichtbare Weisheit verborgen lag. Er ahnte, um wen es sich handelte – einen Ältesten oder Anführer des Volkes.
Genauso war es auch, wie Utian ihm in den nächsten Sekunden erklärte. Der Name des Alten war Zariul, und er führte die Kulariden schon seit etlichen tausend Schlafperioden.
»Du hast etwas Großes getan, etwas für das wir alle und auch ich dir dankbar sind. Dennoch war es falsch. In Itaron darf sich nichts verändern, Fremder – es ist verboten! Wer gefangen ist, ist gefangen. So war es, und so wird es immer sein. Außer heute … und das kann nicht gut sein.«
»Das sehe ich ganz anders«, begehrte Utian auf.
Zariul strafte ihn mit einem tadelnden Blick. »Die Jugend versteht manches nicht, weil ihr die Reife dazu fehlt.«
»Du hast leicht reden! Obaru ist ja auch nicht dein Bruder.«
»Hüte deine Zunge! Als ich so alt war wie du, fiel mein Vater dem Leichenorden in die Klauen. Es war schrecklich … aber es war eben so. Das ist das Gesetz dieser Welt. Auch wenn der Leichenorden furchtbar ist, wenn er den Frieden der Kulariden bedroht, hat er doch seinen Platz.«
Wieder fühlte sich Björn von dieser fatalistischen Einstellung abgestoßen. So etwas war ihm noch nie untergekommen, und dieser Auffassung konnte er sich nicht anschließen. Die Skelette und Knochenmonster des Leichenordens waren Dämonen … und gegen Dämonen musste er kämpfen und sie vernichten.
Er berichtete Zariul von der Drohung, die der Knochenmann ausgestoßen hatte.
Nichts regte sich in Zariuls Gesicht. Er nahm
Weitere Kostenlose Bücher