Macabros Neu 02 - Athkrala - Seuchengezuecht des Molochos
dann nach links, raste rundum, doch es näherte sich stets.
Anna schloss die Augen, wollte es nicht mehr sehen. Sie riss die Arme hoch – wollte es zumindest. Sie konnte die Hände nicht vors Gesicht schlagen, denn sie war nicht fähig, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen.
Und etwas zog ihre Augenlider in die Höhe, dass sie schauen musste, was da auf sie zukam.
Als es nah genug war, erkannte sie es. Ein schleimiger, glänzender Batzen, unförmig wie eine riesige, fette Amöbe.
Anna wurde übel, als die Erinnerung in ihr hoch strömte und ihr Bewusstsein überflutete.
Nun wusste sie wieder, wo sie war und was geschehen war. Björn Hellmark … der blühende, lebende Torrax-Baum … diese widerwärtige Schleimmasse … der überwucherte Affe, der sie entführt hatte …
»Wo bin ich?«, wisperte sie.
Doch sie erhielt keine Antwort.
Und sollte keine erhalten für Stunden und Stunden, während das Grauen in ihr immer stärker wurde und ihr den Verstand zu rauben drohte …
Es sind zu viele, gellte der Schreckensruf des Hundertsten Torrax in Björns Gedanken. Sie sind zu klein und zu wendig, als dass du sie alle abwehren könntest …
Gleichzeitig wirbelten Äste um Björn, hieben wie Peitschen nach den kleinen Affenbiestern, die auf ihn zu sprangen.
Drei der Tiere wurden voll erwischt und flogen zurück. Sie kreischten und überschlugen sich. Einer stürzte in den Erdspalt und verschwand in der Tiefe.
Eine verzerrte Affenfratze tauchte direkt vor Björn auf, fletschte die Zähne im aufgerissenen Maul. Er hieb mit dem Schwert des Toten Gottes zu, fühlte den schweren Aufprall des Tiers auf der Klinge. Die Wucht wollte ihm die Waffe aus der Hand schlagen, doch er widerstand. Die Muskeln seiner Oberarme spannten sich und zitterten.
Das tote Tier rutschte ab, Schleim und Blut platschten als widerwärtige Masse auf den Boden. Vor Björns Füßen zerfiel es in großen Teilen zu Staub.
Etwas umschlang Björns Hüfte und riss ihn in die Höhe. Er kannte das Gefühl bereits – der Torrax umklammerte ihn. Kleine Äste peitschten sein Gesicht, Blätter wischten über die Haut; etwas drang in seine Augen. Er schloss sie reflexartig, doch schon rannen Tränen über die Wangen.
Er wurde durchgeschüttelt wie in einer bizarren Achterbahnfahrt. Der Torrax rannte, floh vor der Attacke des Seuchengezüchts. Keiner der Affen allein wäre ein ernsthafter Gegner gewesen, doch in der Masse bildeten sie eine große Gefahr – zumal ständig die eine Infektion mit dem Seuchengezücht drohte. Jede Berührung konnte einen nicht wieder gutzumachenden Schaden anrichten.
Björn sah durch die Äste des Baumgeschöpfs die Umgebung in rasender Geschwindigkeit vorüberziehen. Das Keckern und Kreischen der befallenen Tieren wurde leiser und leiser und blieb schließlich gänzlich hinter ihnen zurück.
Wie hast du …?, drang die fassungslose gedankliche Frage in Björns Kopf ein. Du hast dem Seuchengezücht zugesetzt …
Björn registrierte die Überraschung des Torrax und antwortete ebenfalls auf telepathischem Weg. Meine Waffe ist etwas Besonderes. Mit ihr bekämpfe ich die Dämonen der Finsternis schon lange, und mit dem Schwert des Toten Gottes werde ich auch das Seuchengezücht vernichten können, das dich befallen hat, wenn du mich nur einen Versuch starten lässt. Noch hat die Masse keinen allzu großen Teil deines Körpers besetzt … Das hoffe ich zumindest. Du verbirgst es schließlich vor mir. Sicher ist jedoch eins: Noch durchdringt es dich nicht ganz und gar, ist nicht zu einer Einheit mit dir verwachsen. Wenn ich es vernichte, ist es, als würde ich ein übles Geschwür aus deinem Leib entfernen. Darum lass uns nicht länger zögern. Du hast mir eben das Leben gerettet, mich vor eine Infizierung bewahrt – lass mich dir dafür danken, indem ich dich ebenfalls befreie!
Der Torrax verlangsamte seinen Gang und entließ Björn aus der Umklammerung. Hellmark kletterte gewandt an seinem ungewöhnlichen Freund und Begleiter hinab.
Nun erst sah er, wo sie sich befanden – zurück am Ausgangspunkt. Dort, wo er auf den Xarrot überhaupt erst getroffen war. Am Ende des Knochentals, vor den Grenzen Ita-Sergarons. Die Nebelschleier des Knochentals waberten in wenigen Metern Entfernung und trieben kühle Luft herüber.
Dieser Ort erschien mir am sichersten, meinte der Hundertste. Zumal uns von hier aus ein letzter Fluchtweg offen steht, sollte es soweit kommen.
Björn fragte sich, ob es ihm jemals gelingen würde, in das
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