MacAllister 6 Die schottische Wildkatze
abschätzigen Zungenschnalzen antwortete sie: »Mach damit keine Scherze.«
»Das tue ich nicht. Glaube mir, ich begreife, was es bedeutet, diesem Mann gegenüberzutreten.«
Sie zog ihn an sich und küsste ihn. »Möge der Herr dich behüten, und lauf schnell, falls Er es nicht tut.«
Lochlan rieb sein Gesicht an ihrem Hals, ehe er sich zwang, sie loszulassen. Er blickte auf sein Schwert, dann überlegte er es sich anders. Es gab keine Notwendigkeit, den König noch weiter zu reizen. Es war eine Zeit des Friedens.
Es ist eine Zeit des Wegrennens, du Trottel.
Nein! Es war Zeit, ihrem Vater wie ein Mann entgegenzutreten und ihm begreiflich zu machen, dass Catarina mehr verdiente als den Weichling, den er für sie auserkoren hatte.
»In was für eine verfluchte Hölle sind wir denn hier geraten?«
Lochlan blieb auf dem Treppenabsatz stehen und sah Philip mit zwei seiner Herzöge und einer Reihe französischer Wachen unter ihm in der Halle. Das herrische Auftreten allein verriet schon den König, sein kahler Kopf und die hochgewachsene Gestalt taten ein Übriges. Er überragte die Männer um sich herum.
Als er sich die Gruppe näher ansah, blieb sein Blick wie gebannt an dem Henker hängen, der sie begleitete. Ganz in Schwarz gekleidet trug er eine Kapuze, die sein Gesicht komplett verdeckte.
Offenbar war der König nicht gekommen, um zu verhandeln.
»Wer ist der Herr dieser Burg?«, verlangte der König zu wissen.
Raziel betrat die Halle und verneigte sich. »Mein Herr ist im Bett, Eure Majestät. Er bedauert, dass er nicht in der Lage ist, Euch zu begrüßen.«
Der König hob skeptisch eine Braue. »Nicht in der Lage?«
»Er ist ein Kriegsheld, Sire«, erklärte Lochlan mit lauter Stimme von der Treppe aus.
Die dunklen Augen des Königs richteten sich auf ihn und verengten sich drohend zu schmalen Schlitzen.
Lochlan zwang sich zu einer Verbeugung vor Philip.
»Und wer seid Ihr?«
»Laird Lochlan MacAllister, Eure Majestät.«
»Ihr!«, zischte er, als ob Lochlan eine widerwärtige Kreatur sei. »Ihr wagt es, mir unter die Augen zu treten?«
Lochlan wusste, es war gefährlich, den König zu reizen, aber er konnte nicht widerstehen, den Unwissenden zu spielen. »Eure Majestät wollen etwas von mir?«
»Selbstverständlich wollen wir das. Ihr habt Unsere Tochter...«
»Er hat mich beschützt, Vater. Diese Männer, die du mir nachgeschickt hast, hatten mich geschlagen und bedroht. Lord Lochlan verdient Lob und Anerkennung dafür, dass er mir Sicherheit gewährt hat, während deine Schergen darauf aus waren, mir etwas anzutun.«
Lochlan sah rasch zu Catarina, die leise an seine Seite gekommen war. Sie trug das helle Kleid; ihr Haar hing ihr in Locken auf die Schultern.
»Was tust du da?«, fragte er sie leise.
»Was du mir beigebracht hast, Lochlan. Ich behaupte mich gegen ihn.« »Catarina ...«, sagte er durch zusammengebissene Zähne.
Sie berührte sanft sein Gesicht. »Du hattest recht. Ob gut oder schlecht, was auch geschieht, er ist nun einmal mein Vater. Ich kann nicht den Rest meines Lebens immer vor ihm davonlaufen. Es wird Zeit, dass ich ihm als seine Tochter gegenübertrete.«
Damit ließ sie ihn stehen und ging die Stufen zu ihrem Vater hinab. »Ich bin kein Fuchs, den deine Hunde hetzen können, bis er zusammenbricht, Vater. Ich bin das Spielchen leid, das wir miteinander spielen.«
»Dann hast du also Vernunft angenommen?«
»Wenn du damit meinst, dass ich bereit sei, deinen Prinzen zu heiraten, dann nein. Niemals. Ich will ihn nicht zum Gatten, und ich werde mich nicht als Schachfigur für deine politischen Winkelzüge missbrauchen lassen.«
»Du eigensinniges ...«
»Stures, unausstehliches Kind«, beendete sie den Satz für ihn. »Ich weiß, Vater, ich bin der Fluch deines Daseins.«
»Aber vor allem ist sie Eure Tochter, Sire.«
Cat drehte sich um und sah, dass Lochlan hinter ihr stand.
»Deine Unverschämtheit macht Uns dir nicht gewogener, Bursche.«
Lochlan neigte den Kopf. »Verzeiht, Majestät, aber mein Treueschwur gilt nicht Frankreich, sondern Catarina. Sie schütze ich vor jedem, der ihr etwas antun will.«
Das Gesicht ihres Vaters verhärtete sich. »Begreifst du, welche Grenze du da überschreitest?«
Lochlan nickte. »Ja. Majestät.«
»Du bist willens, dein Leben für sie zu geben?«
Catarina und Lochlan wechselten einen Blick. »Was meint Ihr?«
Philip deutete mit seinem Kinn zu seiner Tochter. »Bedeutet dir ihre Freiheit mehr als dein eigenes
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