MacBest
deutlich zu erkennen, daß sie sich nicht vor Aufbahrungen fürchtete.
»Vielleicht waren es Räuber«, vermutete Magrat zaghaft.
Nanny schüttelte den Kopf.
»Sonderbar«, sagte sie. »Sie tragen beide das gleiche Abzeichen. Zwei Bären auf einem schwarzen und goldenen Schild. Weiß jemand von euch, was es damit auf sich hat?«
»Das Wappen von König Verence«, erklärte Magrat.
»Wer ist König Verence?« fragte Oma Wetterwachs.
»Er regiert über dieses Land«, antwortete Magrat.
»Oh, der König«, murmelte Oma Wetterwachs, als sei die Sache kaum der Rede wert.
»Soldaten, die gegeneinander kämpfen«, dachte Nanny Ogg laut. »Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Magrat, sieh in der Kutsche nach!«
Die jüngste Hexe kam der Aufforderung nach und kehrte mit einem Sack zurück. Als sie ihn öffnete und umdrehte, fiel etwas auf den Torf.
Der Sturm heulte nun auf der anderen Seite des Berges, und von einem blassen Mond tropfte wässeriges Licht auf das Moorland. Es floß auch über einen Gegenstand, bei dem es sich zweifellos um eine außerordentlich wichtige Krone handelte.
»Eine Krone«, sagte Magrat. »Mit vielen spitzen Dingen drauf.«
»Lieber Himmel«, kommentierte Oma.
Das Kind gluckste im Schlaf. Oma Wetterwachs mochte es nicht, in die Zukunft zu sehen, aber jetzt fühlte sie den Blick der Zukunft auf sich ruhen. Er gefiel ihr nicht sehr.
König Verence stand der Vergangenheit gegenüber, und er teilte Oma Wetterwachs’ Mangel an Begeisterung.
»Du kannst mich sehen?« fragte er.
»O ja, ziemlich deutlich sogar«, erwiderte der Neuankömmling.
Verence zog die Brauen zusammen. Geister schienen weitaus größeren mentalen Anstrengungen ausgesetzt zu sein als lebende Menschen. Vierzig Jahre lang hatte er es geschafft, höchstens ein- oder zweimal am Tag zu denken, und jetzt war er die ganze Zeit über damit beschäftigt.
»Ah«, sagte er, »du bist ebenfalls ein Geist.«
»Gut beobachtet.«
»Der Kopf unter deinem Arm – er gab mir einen Hinweis«, entgegnete Verence, zufrieden mit sich selbst.
»Stört er dich? Ich kann ihn wieder aufsetzen, wenn er dich stört.« Das Phantom streckte freundlich die freie Hand aus. »Freut mich, dich kennenzulernen. Ich bin Champot, König von Lancre.«
»Verence, ebenso.« Er musterte das Gesicht des alten Königs. »Ich erinnere mich nicht daran, dein Bild in der Langen Galerie gesehen zu haben …«
»Oh, die ersten Porträts entstanden nach meiner Zeit«, sagte Champot und winkte ab.
»Seit wann bist du schon hier?«
Der alte König ließ die Hand sinken und rieb sich die Nase. »Seit etwa tausend Jahren«, verkündete er stolz. »Als Mensch und Geist.«
»Tausend Jahre!«
»Ich habe dieses Schloß gebaut und wollte gerade einige hübsche Dekorationen hinzufügen, als mir mein Neffe im Schlaf den Kopf abhackte. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr mich das geärgert hat.«
»Aber … tausend Jahre …«, wiederholte der andere König benommen.
Champot griff nach seinem Arm. »Eigentlich ist es gar nicht so schlimm«, sagte er und führte einen bestürzten Verence über den Hof. »Als Geist hat man sogar gewisse Vorteile.«
»Das müssen verdammt seltsame Vorteile sein!« entfuhr es Verence. »Mir hat das Leben gefallen!«
Champot lächelte aufmunternd. »Du wirst dich daran gewöhnen«, versprach er.
»Ich will mich gar nicht daran gewöhnen!«
»Du hast ein starkes morphogenes Feld«, sagte Champot. »Ja, ich bin sicher. Weißt du, ich halte nach solchen Dingen Ausschau. Ja. Sehr stark. Kein Zweifel.«
»Morpho-was?«
»Nun, ich konnte nie besonders gut mit Worten umgehen«, erklärte Champot. »Ich fand es immer leichter, mit irgendwelchen Gegenständen nach Leuten zu werfen. Aber ich schätze, es läuft alles darauf hinaus, wie man gelebt hat. Als man noch gelebt hat, meine ich. Man nennt so etwas«– er zögerte kurz –, »animalische Vitalität. Ja, so lautet der richtige Ausdruck. Animalische Vitalität. Je mehr man davon hatte, desto leichter fällt es einem, sich als Geist das eigene Selbst zu erhalten. Ich glaube, du bist hundertprozentig lebendig gewesen. Als Mensch, meine ich.«
Fast gegen seinen Willen fühlte sich Verence geschmeichelt. »Ich habe immer versucht, aktiv zu sein.« Sie wanderten durch eine Mauer und erreichten den jetzt leeren Großen Saal. Der Anblick langer Bankettische löste eine automatische Reaktion im König aus.
»Wie besorgen wir uns das Frühstück?« fragte er.
Champots Kopf sah
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