Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MacBest

Titel: MacBest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
bösen überwiegen.
     
    In solchen Nächten gehen Hexen auf Reisen.
    Natürlich reisen sie nicht ins Ausland. Das Essen bereitet ihnen Magenbeschwerden; das Wetter ist unzuverlässig, und die Schamanen beanspruchen alle Liegestühle für sich. Nein, sie bleiben im ihnen vertrauten Wald. Faserige Wolken umschmiegten einen vollen Mond, und die Luft flüsterte und enthielt deutliche Anzeichen von Magie.
    Auf der Lichtung sprachen die Hexen solche Worte:
    »Am Dienstag muß ich babysitten«, sagte die eine. Sie trug keinen Hut, aber ihr weißes, lockiges Haar war so dicht, daß es einem Helm gleichkam. »Für unseren Jason, der wieder Vater geworden ist. Ich hätte Freitag Zeit. Beeil dich mit dem Tee, Liebe! Ich verdurste schier.«
    Die jüngste Hexe seufzte, schöpfte kochendes Wasser aus dem Kessel und goß es in die Teekanne.
    Die dritte Hexe klopfte ihr gutmütig auf die Hand.
    »Der Tonfall war schon recht gut«, meinte sie. »Nur das Kreischen könnte noch etwas besser sein. Stimmt’s, Nanny Ogg?«
    »Richtiges Kreischen kann nie schaden«, erwiderte Nanny Ogg hastig. »Und beim Schielen hat dir Gütchen Wemper, mögesieinfriedenruhen, sicher sehr geholfen.«
    »Du hast gut geschielt«, fügte Oma Wetterwachs hinzu.
    Die jüngste Hexe – sie hieß Magrat Knoblauch – entspannte sich erleichtert. Sie begegnete Oma Wetterwachs mit großem Respekt.Überall in den Spitzhornbergen war bekannt, daß Fräulein Wetterwachs nur selten jemanden lobte. Wenn sie das Schielen für gut hielt, so hatte Magrat wahrscheinlich in die eigenen Nasenlöcher gestarrt.
    Im Gegensatz zu Zauberern, die auf eine komplizierte Hierarchie Wert legen, können sich Hexen kaum mit einer strukturierten Organisation der beruflichen Laufbahn anfreunden. Jede einzelne Hexe entscheidet, welches Mädchen sie als Nachfolgerin wählt. Hexen sind von Natur aus nicht besonders gesellig – soweit es die Kolleginnen betrifft –, und sie haben keine Anführerin.
    Unter den Anführerinnen, die es bei Hexen gar nicht gab, genoß Oma Wetterwachs die größte Hochachtung.
    Magrats Hände zitterten ein wenig, als sie den Tee vorbereitete. Sie war natürlich zufrieden, aber gleichzeitig empfand sie es als nervenaufreibend, das Arbeitsleben als Dorfhexe zwischen Oma Wetterwachs auf der einen und Nanny Ogg auf der anderen Seite des Waldes zu beginnen. Die Idee, einen Hexenzirkel zu schaffen, stammte von ihr. Es überraschte sie, daß Oma und Nanny einverstanden waren – zumindest erhoben sie keine Einwände.
    Sie erinnerte sich an das Gespräch …
    »Ein Zirkel?« fragte Nanny Ogg. »Was hat denn Geometrie damit zu tun?«
    »Sie meint einen Hexenzirkel, Gytha«, erklärte Oma Wetterwachs. »Du weißt schon, wie in der guten alten Zeit. Eine Versammlung.«
    »Die Knie hoch?« erkundigte sich Nanny Ogg hoffnungsvoll.
    »Kein Tanz«, warnte Oma. »Ich bin gegen das Tanzen. Und ich halte auch nichts davon, zu singen, sich übermäßig aufzuregen und mit Salben und so weiter herumzualbern.«
    »Die frische Luft tut dir bestimmt gut«, verkündete Nanny fröhlich.
    Magrat versuchte, sich ihre Enttäuschung in Hinsicht auf das Tanzen nicht anmerken zu lassen. Glücklicherweise hatte sie darauf verzichtet, einige andere Ideen in Worte zu kleiden. Sie griff nun in die mitgebrachte Tüte – dies war ihr erster Sabbat, und sie wollte ihn voll auskosten.
    »Möchte jemand Teekuchen?« fragte sie.
    Oma Wetterwachs betrachtete ihn eine Zeitlang, bevor sie hineinbiß. Magrat hatte ihn mit einer Kruste gebacken, die kleine Fledermäuse nachbildete, und deren Augen bestanden aus Rosinen.
    Die Kutsche erreichte den Waldrand. Sie rumpelte über einen Stein hinweg, raste einige Sekunden lang auf zwei Rädern weiter und richtete sich dann wieder auf, ungeachtet aller Gesetze des Gleichgewichts. Doch die Steigung vor ihr sorgte dafür, daß sie langsamer wurde.
    Der Kutscher – er stand nun aufrecht wie ein Wagenlenker – strich sich das Haar aus den Augen und spähte durch die Düsternis. Niemand lebte hier oben im Schoß der Spitzhornberge, aber trotzdem sah er Licht vor sich. Bei allem Barmherzigen – dort vorn schimmerte Licht!
    Hinter ihm bohrte sich ein Pfeil ins Kutschendach.
     
    Unterdessen stellte sich König Verence, Monarch von Lancre, einer verblüffenden Erkenntnis.
    Wie die. meisten Menschen – damit sind insbesondere Leute unter sechzig gemeint – hatte er nie sehr gründlich darüber nachgedacht, was geschehen mochte, wenn man starb. Wie die meisten

Weitere Kostenlose Bücher