Mach doch - Roman
und seine Stimme klang brüchig.
Lauren beugte sich zu ihm, um die Lippen auf seinen Mund zu drücken. Sie küsste ihn, schmeckte ihn, genoss seine Wärme, seinen vertrauten Geruch, der sie umgab, tröstlich und erregend zugleich. Plötzlich war das Leben wieder bunt.
Sie wollte nie wieder damit aufhören.
»Achtung Passagiere des Fluges sechshundertneununddreißig nach Paris, die Maschine steht jetzt zum Einsteigen bereit«, plärrte es aus den Lautsprechern, aber Lauren war noch nicht bereit, Jason loszulassen.
Jason, der zu Hause seinen Pass hervorgekramt und hastig gepackt hatte, um gleich zu Lauren nach New York zu fliegen, wollte diesen sehnsüchtig erwarteten Kuss ebenso wenig beenden wie sie, aber er hatte keine andere Wahl. Er befreite sich sanft, wenn auch widerstrebend, aus ihrer Umarmung. »Die ersten Passagiere steigen schon ein.«
Lauren stöhnte. »Du glaubst doch nicht etwa, dass ich ohne dich in dieses Flugzeug steige.«
Er zog ein Ticket aus der Tasche. »Was glaubst du wohl, wieso ich vorhin so außer Atem war? Ich bin zu deiner Wohnung gerast, nur um von deiner Nachbarin zu erfahren, dass du schon vor einer Stunde zum Flughafen aufgebrochen warst. Zum Glück hat sie mich nicht für einen Stalker gehalten und mir deine Flugnummer verraten, die du ihr Gott sei Dank hinterlassen hattest. Ich bin wie der Blitz zum Flughafen gedüst, habe mir ein Ticket besorgt und bin zum Schalter gekommen.«
»Ich freue mich riesig darüber, aber du hast mir noch immer nicht verraten, wie es nach Paris weitergehen soll.«
Er holte tief Luft, konnte selbst noch gar nicht fassen, was in der kurzen Zeit seit ihrer Abreise alles geschehen war. »Ich habe ein paar Snowboardhersteller angerufen und gefragt, ob sie mich als Testfahrer einstellen wollen. Quasi ein Wiedereinstieg durch die Hintertür.« Schon bei der Vorstellung, wieder auf dem Board zu stehen, hatte er das Gefühl gehabt, dass sein Leben endlich wieder einen Sinn hatte.
»Und?«
»Tja, alle haben zurückgerufen, und wie es aussieht, sind sie bereit, über meinen unrühmlichen Abschied hinwegzusehen. Stell dir vor, sie versuchen sogar, sich gegenseitig zu überbieten. Jedes der drei Unternehmen will, dass ich seine Produkte unterstütze!«
»Das ist ja fantastisch!«, rief sie aufrichtig erfreut.
»Mein ehemaliger Agent wird die Verhandlungen für mich führen, während ich außer Landes bin. Und meine Familie ist der Ansicht, das hätte ich alles dir zu verdanken.«
»Warum denn das in Gottes Namen?«
»Na, weil du den Fluch aufgehoben hast, indem du uns die Diamanten übergeben hast.«
»Ach, komm schon.« Sie hob eine Augenbraue, skeptisch wie eh und je, was den Fluch anging.
»Na ja, die Beweise sprechen doch für sich, jedenfalls aus der Sicht meiner Familie. Erst wird Rusty verdächtigt, Steroide eingenommen zu haben … «
»Davon habe ich vorhin im Fernsehen erfahren. Wie kann es sein, dass er so dämlich war, auf dieselbe Masche wie du hereinzufallen, obwohl er genau wusste, wie übel Kristina dir mitgespielt hat?«
»Du wirst es nicht glauben, aber sie hat sich neulich bei mir gemeldet. Sie hat es tatsächlich geschafft, Rusty Small so lange um den Finger zu wickeln, bis die beiden wieder ein Paar wurden, und alles nur, um sich dann an ihm dafür zu rächen, dass er mit ihr Schluss gemacht hatte. Sie hat ihn mit seinen eigenen Waffen geschlagen, und dann hat sie die Leute vom IOC
angerufen und ihnen einen heißen Tipp gegeben.« Jason schüttelte den Kopf. »Mittlerweile liegt sie auf einer einsamen Insel in der Sonne und wartet darauf, dass der Skandal in Vergessenheit gerät.«
»Ich bin sprachlos.«
»Eine verschmähte Geliebte darf man eben nie unterschätzen. «
»Du sagst es.« Lauren warf ihm einen vielsagenden Blick zu.
»Und wie kommen deine Leute darauf, dass der Fluch aufgehoben ist?«
»Das hat mehrere Gründe. Erstens hat Onkel Edward Clara einen Heiratsantrag gemacht … «
»Waaaas?« Lauren blinzelte. »Ist das dein Ernst?«
Jason nickte. »Dann die Sache mit den Snowboard-firmen … Und das, obwohl ich aus dem Kader geflogen bin und sämtliche Sponsoren abgesprungen waren.«
Lauren musste unwillkürlich lächeln, als sie seine zufriedene Miene sah. »Da scheint sich ja wirklich so einiges zum Guten zu wenden.«
»Letzter Aufruf für den Flug sechshundertneununddreißig nach Paris«, verkündete die Stimme aus dem Lautsprecher.
Irgendwie hatten sie die Aufrufe vorher völlig verpasst.
Jason erhob sich.
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