Mach doch - Roman
Augen. Ihr Puls beschleunigte sich. »Was treibst du denn hier?«, fragte sie.
»Ich dachte, du wolltest, dass ich mit dir nach Paris fliege?«, keuchte er ganz außer Atem.
Sie hob eine Augenbraue. »Soweit ich mich erinnere, hast du dankend abgelehnt.«
Er grinste so anmaßend, dass sie vermutlich vor Wut durch die Decke gegangen wäre, hätte sie nicht seine leichte Verunsicherung bemerkt. Aber bloß weil er keine Ahnung hatte, wie sie auf sein Erscheinen reagieren würde, war sie noch lange nicht gewillt, ihm die Sache einfach zu machen.
Schließlich wusste sie ja gar nicht, warum er hier war oder was er wirklich wollte.
Also wickelte sie erst einmal ganz bedächtig die weißen Kabel, die zu ihrem iPod gehörten, zusammen und verstaute das Gerät in ihrer Handtasche, ehe sie sich erwartungsvoll zurücklehnte.
Jason ließ sich auf dem Sitz neben ihr nieder und ergriff ihre Hand. »Ich bin ein Idiot«, sagte er.
Lauren verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihm in die Augen. »Da kann ich dir nicht widersprechen. «
»Ich erwarte nicht, dass du es mir leichtmachst.« Er lachte, und es klang gepresst. »Hör zu, ich weiß, du bist verärgert und misstrauisch und … ich weiß nicht, was noch alles … und ich habe es verdient.«
»Auch diesbezüglich muss ich dir Recht geben.« Und doch pochte ihr Herz jetzt noch heftiger, und während sie auf seine Erklärung wartete, stellte sie fest, dass sie vor Aufregung einen riesigen Kloß im Hals hatte.
Er wischte ihr eine einzelne Träne ab, die ihr über die Wange lief. Sie hatte es gar nicht bemerkt.
»Als du aufgekreuzt bist, hatte ich gerade alles verloren, was mir wichtig war. Ich habe in einer Branche gearbeitet, die mich nicht interessierte, nur damit die Zeit vergeht. Ich habe ganz mechanisch einen Tag nach dem anderen heruntergespult.« Er rückte etwas näher. »Aber dann bist du plötzlich auf der Bildfläche erschienen, und auf einmal hatte ich etwas gefunden, nach dem ich unbewusst schon die ganze Zeit gesucht hatte. Mein Leben ergab wieder einen Sinn .«
Eine gute Gelegenheit, ihn für sein Verhalten zur
Rechenschaft zu ziehen. »Also hast du angefangen, mir nachzusteigen. Du hast deine Konkurrenten ausgeschaltet, damit ich dich mit der Renovierung des Hauses beauftragen musste, und dann hast du dafür gesorgt, dass meine Gefühle für dich neu erwachen.« Sie blickte auf ihre ineinander verschlungenen Finger hinunter. »Gefühle, die ich nicht mehr empfinden wollte.«
»Schuldig, Euer Ehren.«
Sie nickte. »Ich wollte nur eine kurze Affäre. Nur für die Dauer meines Aufenthaltes in der Stadt. Ich wollte mich nicht binden, wollte gehen können, ohne mir groß Gedanken machen zu müssen. Aber das hat dir nicht genügt, nicht wahr?« Er hatte ja unbedingt noch einmal ihr Herz erobern müssen.
»Natürlich nicht«, entgegnete er. »Ich wollte dich, und zwar ganz – mit Haut und Haaren, mit Herz und Seele.« Er sah ihr tief in die Augen.
»Aber als ich dir dann mein Herz schenken wollte, hast du es nicht angenommen. Du hast mich abgelehnt, genau wie … «
»Genau wie deine Eltern, wie deine gesamte Familie. Ich habe dir das Gefühl gegeben, dass das, was du zu bieten hast, einfach nicht genug ist«, vervollständigte er ihren Satz mit rauer Stimme und zeigte ihr damit, dass er sie wirklich in – und auswendig kannte.
In seinen Augen spiegelten sich die Zuneigung und Liebe, die sie ihr ganzes Leben lang gesucht hatte. »Warum bist du jetzt hier? Was ist anders? Abgesehen von der Tatsache, dass dir klargeworden ist, was für
ein Idiot du bist?«, fragte sie und ließ ihren Tränen endlich freien Lauf. »Und warum hast du mich zurückgewiesen? «
Er streichelte ihre Wange. »Weil ich der Überzeugung war, dass du etwas Besseres verdienst. Einen Mann, der nicht alles verloren hat und der mit seinem Leben zufrieden ist. Einen Mann, der dir ebenbürtig ist.«
»Und was hat dich umgestimmt?« Sie musste seine Beweggründe verstehen, sonst würde sie ihm nie ganz vertrauen, würde stets befürchten, er könnte seine Meinung wieder ändern und sie verlassen.
»Das ist einfach zu erklären.« Er lächelte schief. »Nachdem du weg warst, wurde mir klar, was es bedeutet, wirklich allein zu sein. Dann haben mich Mike und Derek gefragt, welchen Sinn es für mich hätte, wieder mit dem Snowboarden anzufangen, wenn ich es nicht mit dir teilen kann. Und da habe ich begriffen, dass ohne dich einfach gar nichts mehr einen Sinn ergibt«, erklärte er,
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