Mach doch - Roman
allerdings noch längst nicht vollständig war. Lauren war für das Putzen zuständig und sollte außerdem die Sachen ihrer Großmutter durchsehen und aussortieren. Die potenziellen Käufer hatten bislang in einer kleinen Wohnung gelebt und versprochen, einiges an Möbeln zu übernehmen.
»Wir müssen sämtliche Wasserrohre prüfen lassen, um festzustellen, ob – und wenn ja – welche ersetzt werden müssen. Dasselbe gilt für die elektrischen Anschlüsse in den Wänden und Decken sowie die Fenster und Türen. Außerdem gehören die Wände gestrichen und die Böden herausgerissen, und das ist erst der Anfang.«
Lauren nickte. Sie war blass geworden und wirkte verzweifelt. »Ehe wir weitermachen: Warum sind da überall Löcher in den Wänden?«, fragte er. »Sieht so aus, als hätte jemand systematisch die Wandverkleidung aufgerissen.«
Lauren zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Als ich meine Großmutter das letzte Mal besucht habe, waren sie noch ganz.«
»Was ist mit der Alarmanlage?«, wollte er wissen.
»Defekt.«
Er machte sich eine entsprechende Notiz und bemerkte erst jetzt, dass Lauren die Hände zu Fäusten geballt hatte.
»Hör zu, als Nächstes müssen wir uns über dein Budget unterhalten.«
Sie holte zitternd Luft. »Dazu muss ich mich hinsetzen. « Er folgte ihr ins Wohnzimmer und ließ sich neben ihr auf der Couch nieder.
»Was hast du denn?«, fragte er, als er ihre besorgte Miene sah.
»Na, was wohl? Es gibt viel mehr zu tun, als ich ursprünglich angenommen hatte. Die Kosten werden mein veranschlagtes Budget explodieren lassen.«
Er nickte verständnisvoll. »Das hatte ich mir schon gedacht.«
»Hör zu, ich verdiene gutes Geld – und damit will ich nicht angeben, es ist eine Tatsache.«
»Wenn ich mir den Porsche ansehe, der in der Einfahrt steht, glaube ich dir das sofort.« Er grinste.
»Den hab ich zwar gebraucht gekauft, aber er ist mein Ein und Alles.« In ihrer Stimme schwang Genugtuung mit.
Er wusste genau, was sie meinte. »Ich habe mir einen Carrera zugelegt, nachdem ich meinen ersten Sponsorenvertrag unterzeichnet hatte. Nach dem Skandal habe ich ihn verkauft.« Es fiel ihm nicht leicht, über seine größte Demütigung zu sprechen, aber sie sollte wissen, dass er sie nur zu gut verstand. Besser, als sie vielleicht annahm.
Sie legte ihm eine Hand auf den Arm und drückte ihn. »Es tut mir leid. Das muss grauenhaft gewesen sein.«
»Bis dahin hatte ich schon so viel durchgemacht, dass mir das gar nicht mehr so viel anhaben konnte.«
»Lügner«, sagte sie leise.
Er musste lächeln. Typisch Lauren; sie hatte ihn durchschaut. »Lass uns lieber wieder über dich reden. «
»Okay, meinetwegen. Aber das Thema ist noch nicht gegessen, mein Lieber.« Ah, ja. »Jedenfalls werden meine Entwürfe Anfang kommenden Jahres zum ersten Mal von einem der ganz bekannten Modelabels in Paris präsentiert. Wenn es ein Erfolg wird … Damit würde sich einer meiner größten Träume erfüllen«, sagte sie mit vor Aufregung glänzenden Augen.
»Dann bin ich sicher, dass du Erfolg haben wirst.« Er drückte ihre Hand.
»Ehrlich?« Sie legte den Kopf schief, wollte offensichtlich noch mehr Bestätigung von ihm.
»Ehrlich. Du bist ehrgeizig und talentiert, und du wurdest bereits entdeckt. Jetzt musst du nur noch dafür sorgen, dass die ganze Welt deine Werke zu sehen bekommt.« Er lächelte, von wachsendem Stolz auf sie erfüllt.
»Ganz gleich, wie viel Geld ich nach dieser Show haben werde, ich bräuchte es jetzt schon. Das Vermögen meiner Großmutter ging für die Tilgung ihrer Schulden drauf, von denen ich bis zu ihrem Tod nichts wusste, und die Anwalts – und Pflegekosten für meine Schwester haben meine Ersparnisse dahinschmelzen lassen.« Sie setzte sich anders hin, ein Bein untergeschlagen, und wich seinem Blick aus.
Jason interessierte es nicht die Bohne, was mit ihrer Schwester, der Brandstifterin, geschah, die seine Familie so hasste, aber er wollte Lauren nicht die Verfehlungen
ihrer Sippschaft vorwerfen. Er wusste nur zu gut, wie es war, wenn man sich für etwas rechtfertigen musste, das man nicht getan hatte.
Und es stieß ihm sauer auf, dass sie für die Verbrechen geradestehen musste, die ihre Angehörigen begangen hatten. »Bauen deine Eltern noch immer Toiletten und Straßen für die Armen?«
Sie grinste. »Ja, sie sind nach wie vor außer Landes und mit ihren humanitären Hilfsprojekten beschäftigt. «
Er zögerte, ehe er die nächste Frage stellte, doch dann
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