Mach doch - Roman
empfangen.
Sie hatte vorgehabt, ihrem Vater von Edward zu erzählen, doch ehe sie es sich versah, waren ihre beiden Welten kollidiert. Der Wunschschwiegersohn, ein groß gewachsener Jamaikaner, war mit einem Blumenstrauß aufgekreuzt, ihr Vater hatte bereits Pläne für die Hochzeit geschmiedet, und ausgerechnet da war Edward hereingeschneit. Er hatte die Absichten der beiden Männer sogleich richtig interpretiert und das Weite gesucht, ohne Claras Erklärungsversuchen Glauben zu schenken.
Clara hatte ihrem Vater und ihrem Verehrer dargelegt, dass sie nicht die Absicht hatte, einer arrangierten Heirat zuzustimmen, und sich dann auf die Suche nach Edward gemacht. Doch er hatte nichts mehr von ihr wissen wollen. Sieben Jahre lang hatte zwischen ihnen Funkstille geherrscht, bis eines Tages Amber Rose Corwin ihren Laden betreten hatte, um ein Mitbringsel für ihren Schwiegervater Edward zu kaufen. Das hatte Clara als Zeichen interpretiert.
Sie war in Edwards Leben zurückgekehrt, und sie war fest entschlossen, so lange zu warten, bis er geheilt war, damit sie ihre gemeinsame Zukunft beginnen konnten. Seit Edward im Vorjahr eine Weile im Krankenhaus verbracht hatte, wurden seine Angstzustände medikamentös behandelt. Nach dem Krankenhausaufenthalt hatte sein Sohn Mike Clara gebeten, bei Edward einzuziehen und dafür zu sorgen, dass er seine Tabletten nahm und seine Arzttermine einhielt. Clara wusste, dass die Göttin auf ihrer Seite war.
All das war erst vier Monate her, aber es zeichnete sich bereits eine Verbesserung ab. Wenn sich Edward beim Abendessen mir ihr unterhielt, waren das keine verwirrten, unzusammenhängenden Monologe mehr; er fragte sie, wie ihr Tag gewesen war, wie es im Geschäft gelaufen war. Er hatte endlich begonnen, sich auf sie einzulassen. Sie machten nur langsam Fortschritte, aber immerhin.
Sie ersetzte die abgebrannten Kerzen durch neue, damit sich der Duft im Haus ausbreiten konnte, bis sie aus der Arbeit kam. Seit sie ihren New-Age-Laden in
Stewart wiedereröffnet hatte, lief das Geschäft besser denn je.
Ihr Privatleben war ebenfalls von Harmonie geprägt. Sie war zufrieden mit sich und der Welt. Vielleicht würde sie Edward heute vor dem Zubettgehen einen Gutenachtkuss auf die Wange geben. Das wäre der allererste körperliche Beweis ihrer Zuneigung. Clara hatte das Gefühl, dass er mittlerweile bereit dafür war.
Um Punkt neun fuhr Jason auf dem Anwesen von Mary Perkins vor. Mit seinem Klemmbrett in der Hand ging er zur Haustür und stellte fest, dass diese unversperrt war. Er trat ein, und im selben Augenblick flitzte ein schwarzes Fellknäuel an ihm vorbei nach draußen.
»Hallo? Lauren?«, rief er.
»Bin gleich da!«, tönte es aus den Tiefen des Hauses zurück.
Jason schob die Hände in die Hosentaschen und ging in der Vorhalle des großen Gebäudes auf und ab. Er hatte es noch nie zuvor betreten. Angesichts der Verwicklungen zwischen den Perkins’ und den Corwins hatte er erwartet, dass es ein mulmiges Gefühl in ihm hervorrufen würde, doch nichts dergleichen geschah. Er befand sich in einem alten, leicht modrig riechenden Haus, in dem überall die Farbe abblätterte und der Boden dringend erneuert werden musste.
»Entschuldige. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was ich heute schon alles mitgemacht hab«, keuchte
Lauren außer Atem und schloss den letzten Knopf ihrer hellrosa Bluse, während sie auf ihn zukam. Sie war barfuß und ungeschminkt, und ihr langes Haar wehte bei jedem Schritt hin und her. Kurz, sie bot vor der Kulisse dieser Bruchbude einen äußerst erfreulichen Anblick.
»Probleme?«, fragte er.
»Probleme? Das ist die Untertreibung des Jahrhunderts. Als ich vorhin aufgewacht bin, stand mein Schlafzimmer unter Wasser, und die Katze hat noch immer – nennen wir es mal vornehm ausgedrückt – Verdauungsstörungen.« Sie kämmte sich die Haare mit den Fingern aus dem Gesicht und band sie mit einem mit Stoff überzogenen Haargummi zum Pferdeschwanz. »Dabei ist es gerade mal neun Uhr.«
»Es gibt Schlimmeres.«
Sie stemmte die Hände in die Seiten und hob eine Augenbraue. »Ach, ja?«
»Ja. Du könntest zum Beispiel noch immer auf der Suche nach einem Bauunternehmer sein. Aber dir steht bereits der Beste zur Verfügung.« Er konnte es sich nicht verkneifen, sie ein bisschen zu necken.
»Auch wieder wahr.« Sie grinste schief.
»Woher kommt denn die Überschwemmung in deinem Schlafzimmer?«, erkundigte er sich. Hoffentlich machten die alten
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