Mach mich Glücklich!
Sünde. Er wollte sie nicht hereinbitten und hatte bereits den Mund geöffnet, um eine Ausrede vorzubringen - irgendeine -, damit er ihr die Tür vor der Nase zuschlagen und die Gefahr bannen konnte. Aber bevor er auch nur ein Wort über die Lippen brachte, war sie schon an ihm vorbei ins Zimmer geschlüpft. Im nächsten Augenblick stand sie vor seinem Bett. Ihr Anblick rief ihm wieder alle Einzelheiten ihrer Begegnung ins Gedächtnis, die er den ganzen Tag über so tapfer unterdrückt hatte.
Er vergrub seine Hände in den Hosentaschen. »Hallo, komm doch rein«, sagte er mit leiser Ironie in der Stimme. »Fühl dich ganz wie zu Hause.«
Sie drehte sich zu ihm um. »Ich habe nachgedacht.«
»Ach so. Daher riecht es hier so verbrannt.«
Für eine Frau, die sich sonst nichts gefallen ließ, bedachte sie ihn mit einem überraschend nachsichtigen Blick. »Sehr witzig. Brauchst du noch ein bisschen Zeit, um sämtliche Blondinenwitze, die du im Kopf hast, loszuwerden, oder willst du hören, was ich zu sagen habe?«
Er könnte tatsächlich ein bisschen Zeit brauchen, aber nicht, um sein Witzrepertoire zu durchforsten. Die Frau brachte ihn vollkommen durcheinander. Man hatte im beigebracht, höflich zu Frauen zu sein, aber kaum befand er sich in ihrer Gesellschaft, benahm er sich wie die Axt im Wald.
Aber wollte er wirklich wissen, was sie zu sagen hatte? Nein. Er wollte nicht, dass sie sich in sein Leben einmischte, basta. Allerdings sah sie gerade so aus, als würde sie jeden Augenblick einen ihrer hübschen kleinen Finger in seinen Bauch bohren, und er glaubte nicht, dass er es momentan ertragen würde, wenn sie ihn anfasste. Er übernahm keine Garantie für das, was er tun würde, wenn sie ihn berührte - und so etwas zugeben zu müssen war für einen erfahrenen Soldaten ziemlich schlimm. Aber es entsprach der Wahrheit. Ihm blieb nichts anderes übrig, als die in seinem Kopf herumschwirrenden Fantasien, was diese geschickten kleinen Hände alles mit ihm anstellen könnten, zu unterdrücken. Daher nickte er ihr kurz und sachlich zu und sagte: »Entschuldige bitte. Was wolltest du sagen?«
»Dass wirklich jemand die Polizei über die Entführung informieren sollte.«
Damit war jeder Gedanke daran, wie es wäre, sie auf das Bett hinter ihr zu werfen, augenblicklich verflogen.
Endlich. Endlich jemand, der ein bisschen gesunden Menschenverstand bewies. Er bedachte sie mit einem anerkennenden Blick, der dieses Mal nichts mit ihrem Sex-Appeal zu tun hatte. »Da sind wir einer Meinung, Schätzchen.«
»Du findest das also auch?«
»Ja, verdammt. Du hast heute Morgen doch meinen Streit mit - Nein, das war, bevor du runtergekommen bist.« Er zuckte die Schultern. »Jedenfalls habe ich mich mit Mrs. Beaumont deswegen gestritten. Lily, ich bin Soldat - ich glaube an dieses System. Aber Mrs. Beaumont hat nicht nur gedroht, dass sie mich rausschmeißt, wenn ich das FBI gegen ihren Willen hinzuziehe, sie sagte auch, sie würde abstreiten, dass Glynnis und David überhaupt entführt worden sind!«
Lily sah ihn erschrocken an, und er empfand plötzlich ein warmes, herzliches Gefühl für sie. Er trat ein paar Schritte auf sie zu.
»Aber das ist doch vollkommen idiotisch!«, rief sie entrüstet.
»Dem ist wohl nichts hinzuzufügen.« Er konnte kaum glauben, dass er bisher nicht bemerkt hatte, wie intelligent sie war.
»Und was machen wir jetzt?«
»Wir gehen vorsichtig vor. Wir haben fünf Tage Zeit, sie zu überzeugen, und Rocket -« Als er ihre fragend hochgezogenen Augenbrauen sah, unterbrach er sich. »Erinnerst du dich an meinen Freund John Miglionni, der in Laguna Beach vorbeigekommen ist?« In diesem Moment fiel ihm wieder ein, wie Rocket sich ein paar Minuten zuvor am Telefon vor Lachen ausgeschüttet hatte, als er Zach erzählte, dass Lily genau das war, was sie behauptet hatte, und Zach zugeben musste, dass er das mittlerweile selbst herausgefunden hatte. Und als er sich dann noch an sein Benehmen erinnerte, als er die beiden in Laguna Beach einander vorgestellt hatte, ganz zu schweigen davon, wie er und John versucht hatten, sie reinzulegen, machte er sich auf eine scharfe Antwort gefasst.
Aber sie nickte nur. »Klar. Mr. Einfühlsam. Er heißt Rocket?«
»Ja, das war sein Spitzname bei den Marines. Inzwischen ist er Privatdetektiv und überprüft gerade die Zuverlässigkeit der hiesigen FBI-Leute.«
Er erklärte ihr die Gründe für Johns Nachforschungen und tätschelte ihr dabei kameradschaftlich die
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