Mach mich scharf!
Magens hielt ihn wach.
Eine Stunde später kroch er hinter einem durchgerosteten Austin hervor, um sich im Schutz der Dunkelheit dem einstöckigen Holzhaus zu nähern. Das Geräusch eines eingeschalteten Fernsehers durchdrang die dünnen Wände, und als er einen vorsichtigen Blick über den Fenstersims in den Raum wagte, sah er sein Gesicht auf der flimmernden Mattscheibe.
»Verdammt, Bruce, wo hast du mich da nur reingezogen?«, murmelte er wütend.
Immer wieder lugte er durch das Fenster. Ein feuerroter Schopf hüpfte durch das kleine Wohnzimmer, der Mutter in den Schoß.
»Gute Nacht, Ruby. Schlaf gut und träum was Schönes«, hörte er ihre Stimme, als sie dem Mädchen einen Kuss auf die Nase gab.
»Nacht, Mama!« Der sommersprossige Wirbelwind verschwand genauso schnell, wie er gekommen war.
Die blondhaarige Frau schaltete das Fernsehgerät aus, und Aidan folgte ihr um das Haus herum. Ein Licht flackerte auf – es war das Badezimmer.
Aidan hatte nicht vor, ihr beim Ausziehen zuzusehen, trotzdem stand er wie gelähmt vor dem Fenster und bewunderte ihre Nippel, die sich versteiften, als sie sich das Shirt über den Kopf zog. Sie trug keinen BH, wahrscheinlich weil es zu dieser Jahreszeit in Colorado brütend heiß war. Aidan selbst klebte die schmutzige Jeans am Leib und die dunklen Haare in seinem Gesicht. Zu gerne würde er sich jetzt auch unter die Dusche stellen, doch als die Frau das Wasser andrehte, machte er sich auf den Weg zur Terrassentür. Er hatte andere Bedürfnisse, die zuerst gestillt werden mussten. Dennoch gingen ihm ihre Formen nicht mehr aus dem Kopf: Ihre Brüste waren nicht mehr so straff, wie in ihrer Jugend, und ihr Bauch war ebenfalls weicher geworden. Sie hat ein Kind bekommen, ging es ihm durch den Kopf, aber Sarah ist noch genauso hübsch wie früher. Am erregendsten war die Stelle zwischen ihren Beinen gewesen, wo sie sich das blonde Haar bis auf einen schmalen Streifen abrasiert hatte.
Ach, Sarah, du warst schon immer so unbedarft, schalt er seine Jugendliebe in Gedanken, als er den Türknauf drehte. Es war nicht abgesperrt. Sie vermutete anscheinend, dass sich niemand in diesen entlegenen Winkel der Welt verirren würde. Was für ein Zufall, ausgerechnet er war dieser Niemand. Es hatte ihn beinahe wie einen Schock getroffen, als er erkannt hatte, wer in diesem Haus wohnte.
Humpelnd trat Aidan in den düsteren Wohnraum, wo er kurz innehielt und angestrengt lauschte. Als er das Rauschen des Wassers vernahm, machte er sich auf den Weg in die Küche. Dort brannte eine kleine Lampe, die ein schwaches Licht verbreitete. Aidan versuchte, auf den knarrenden Bodenbrettern möglichst keinen Laut zu machen, doch das erwies sich als ziemlich schwer. Dieses Haus war eine Bruchbude! Allerdings hatte Sarah es sehr gemütlich eingerichtet. Die naturbelassenen Möbel wirkten sehr einladend, auf dem Tisch stand eine Vase mit bunten Wiesenblumen und an den Wänden hingen selbstgemalte Landschaftsbilder, die, wie er wusste, von Sarah waren. Schon früher war sie ein Zeichentalent gewesen.
Aidan konnte es immer noch kaum glauben, dass es ausgerechnet Sarahs Haus war, in das er einbrechen musste. Doch sie würde nichts davon mitbekommen. Er hatte vor, ebenso schnell zu verschwinden, wie er gekommen war. Als er jedoch hinter sich Schritte vernahm, griff er nach seiner Waffe.
***
Sarah stieg aus der Dusche, rubbelte sich hastig mit einem Frotteetuch trocken und zog ein dünnes Nachthemd über. Während sie zur Treppe schlich, um ihre Tochter nicht zu wecken, hielt sie inne. Von nebenan erklang eine ihr sehr bekannte Stimme. Ruby!
Sarah hatte geglaubt, ihre Kleine würde längst schlafen. Wahrscheinlich wollte sie sich noch eine Gute-Nacht-Milch holen, dachte Sarah und hatte gerade vor, die Küche zu betreten, als sie plötzlich eine dunkle Männerstimme hörte. Wie angewurzelt blieb sie stehen. Heißkalte Schauder liefen Sarah über den Rücken, und ihr einziger Gedanke war: Oh Gott, er hat uns gefunden!
Es kostete sie unglaublich viel Überwindung, sich aus der Erstarrung zu lösen, nach oben zu schleichen und aus ihrem Nachtschränkchen die Waffe zu holen, die sie sich zugelegt hatte, seit sie vor ihrem brutalen Exmann auf der Flucht war.
»Wieso darf ich meiner Mama nicht sagen, dass du hier bist?« Ihre Tochter plauderte munter in einem fort, während Sarah so leise wie möglich wieder nach unten schlich. Sarah wusste genau, welche der Bretter quietschten, weshalb sie vorsichtig über
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