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Mach mich wild!

Titel: Mach mich wild! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Palmer
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nur deshalb für dieses Leben entschieden, weil ihnen die Grundherren entweder alles genommen hatten oder so hohe Abgaben verlangten, dass die Dorfbewohner sie nicht bezahlen konnten. Daraufhin flüchteten die verarmten Dörfler. Ihre einzige Chance zu überleben, war, Reisende, die durch den Firtree Forest kamen, zu überfallen, während die Frauen im nächsten Dorf selbst hergestelltes Geschirr und andere Dinge verkauften.
    Schmunzelnd setzte sich Gilbert neben John, der weiterhin nicht von Annes Seite wich. »Hey, Chef, wir hatten schon Wetten abgeschlossen, dass des mit dem Jüngelchen treibst. Ihr wart ja nich grad leise …«
    Anne spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen schoss. Deshalb starrten sie wohl alle an! Ein paar Männer grinsten dreckig, während die Frauen miteinander tuschelten. »Die beiden würden ein hübsches Paar abgeben«, hörte Anne sie flüstern, worauf ihr noch heißer wurde.
    Anne schielte zu John. Alle im Lager sahen zu ihm auf. Sie behandelten ihn mit Respekt – bis auf Gilbert – und mochten ihn anscheinend.
    »Gilbert, deine Fische schmecken wirklich köstlich!«, lenkte John vom Thema ab und reichte Anne ein Stück, das auf einem großen Blatt lag.
    Dankbar nahm Anne es entgegen. Fisch am Morgen? Egal – ihr Magen knurrte laut. Sie hatte wirklich Hunger. Sie nahm das weiche Fleisch zwischen die Finger und steckte es sich in den Mund. Dabei spürte sie Johns Augen auf sich. Anne wurde es bei seinen Blicken schnell wärmer. Niemals zuvor hatte sie ein Mann auf diese Art angesehen. Es würde ihr sicher schwerfallen, in Zukunft auf diese heißen Blicke verzichten zu müssen.
    Schon kurze Zeit später verabschiedete sich Anne von der geselligen Truppe und ging mit John ein Stück in den Wald, wo in einem einfachen Unterstand ein paar Pferde standen. Anne erkannte sofort die alte Stute, die sie vom Hof des Duke of Canterbury entwendet hatte. Wenn herauskam, dass sie ein Pferd gestohlen hatte ... Eigentlich war Anne kein bisschen anders als die Diebe. Anne hatte auch nur aus ihrer Not heraus gehandelt.
    Aber John ging nicht zu der Mähre, sondern hob Anne auf einen prächtigen Hengst. »Dein Pferd behalte ich, als Andenken an dich«, sagte John.
    Doch die Wahrheit sah wohl anders aus: Die Mähre würde John und seine Gruppe eine Weile ernähren.
    Anne fühlte sich plötzlich sehr unwohl. Ihr hatte es im Leben an nichts gefehlt, und die letzten Jahre auf dem Hof des Duke hatte sie beinahe wie eine Prinzessin gelebt. Der Adel hauste wie die Made im Speck, während ein paar Ecken weiter die Menschen ums tägliche Überleben kämpften.
    John saß hinter ihr auf und hielt sie fest, da sie sich im Seitsitz und zudem noch ohne Sattel, nicht gut halten konnte. Dann trabte das Tier los.
    Es freute Anne, dass John ihr nicht die Augen verbunden hatte. Er schien ihr vollkommen zu vertrauen. Anne spürte, dass ihre Seelen irgendwie miteinander verbunden waren. Heute Nacht hatte ihr dieser Schurke nicht nur ihren Ring gestohlen, sondern auch ihr Herz. »Vaters Ring!« Anne drehte sich zu John und hielt sich sofort an seiner Taille fest, als das Pferd ein wenig scheute.
    Sofort plagte sie wieder ihr Gewissen. Der Ring war aus purem Gold und wenn John ihn verkaufte, hätte seine Gruppe ein paar Sorgen weniger. Aber es war ein Andenken ihres Vaters. Er hatte ihn zeit seines Lebens getragen.
    Anne schlug die Augen nieder und flüsterte: »Du kannst ihn behalten.«
    Aber John zog sie näher zu sich und sagte: »Ich weiß, wie viel er dir bedeutet.« Dann nahm er den Ring vom Finger und steckte ihn Anne an den Daumen.
    »Danke«, hauchte sie und zwinkerte ein paar aufsteigende Tränen weg.
    Die Bäume wurden immer weniger, bis Anne auf einem Hügel das Rittergut ihres Vaters sehen konnte. Es war das einzige Haus, das aus Stein gebaut war. Darum gruppierten sich ein paar Hütten, ein großer Stall, die Küche und das Backhaus. Dahinter erstreckten sich Wiesen und Felder, auf denen gerade das Getreide stand, reif zur Ernte. Anne wunderte sich kurz, warum die Ernte noch nicht eingebracht war, bevor John das Tier am Waldrand zum Stehen brachte. Er rutschte vom Pferderücken und hob Anne hinunter. Aber anstatt sie abzustellen, hielt John sie in seinen Armen.
    »Kann ich dich wirklich allein lassen?« Eindringlich blickten Johns grüne Augen sie an. Wie gerne wollte Anne ihn bitten zu bleiben, aber das war natürlich unmöglich. Er war ein Dieb, vielleicht sogar ein Geächteter – sie war eine Lady! Auch wenn

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