Mach sie fertig
am Stecken hatte, tauchte er immer irgendwo auf.
Ballénius war registriert: in den Achtzigern für Misshandlung und Drogenvergehen verurteilt. Ausgedehnte Fahndung nach dem Typen in der Mitte der Neunziger. Sie hatten den Verdacht, dass der Kerl als Strohmann in einer Reihe von Unternehmen fungierte. Aber er wurde nur für kleinere Alkoholsünden und ein geringfügiges Drogendelikt verurteilt. Später in den Neunzigern: private Insolvenz, Beschluss über Abgabe der Eidesstattlichen Versicherung im Jahr 2001 . Gewerbeverbot im selben Jahr verhängt. Umsatzsteuerschulden hatten ihn offensichtlich ruiniert. Der Kerl meldete 2003 erneut Insolvenz an. Was zum Teufel trieb dieser Ballénius? Er war 2006 wieder zurück im Geschäft – als Mitglied des Aufsichtsrates in sieben Firmen. Es lief also wieder. Quatsch, das war eine Untertreibung – es florierte geradezu. Der Kerl war verdächtig. Extrem verdächtig.
Außerdem: Es existierte eine Wohnungsanschrift unter Ballénius’ Namen: Tegnérgatan 46 . Aber es war keine Telefonnummer angegeben.
Inzwischen war es ein Uhr. Noch kein Anruf von der Arbeit. Sollte er selber anrufen? Er beschloss: Wenn er bis um zwei Uhr nichts gehört hatte, würde er selbst anrufen.
Fünf Minuten nach eins rief Åsa an – um zu hören, ob er schon Bescheid bekommen hatte. Thomas war irritiert. Es lag nicht an ihr. »Ich ruf dich an, sobald sie von sich hören lassen. Okay?«
Sie klang traurig.
Es wurde halb zwei. Immer noch nichts. Was für Schweine – ließen ihn warten wie den letzten Versager.
Viertel vor zwei klingelte das Festnetztelefon. Thomas erkannte die Ziffernfolge auf dem Display.
Es handelte sich um Adamssons Durchwahl.
»Guten Tag, Andrén. Hier ist Adamsson.«
»Ja, ich sehe es. Alles in Ordnung?«
Adamsson weder ernst noch gestresst, aber die Zurückhaltung in seiner Stimme entlarvte ihn. Keine guten Neuigkeiten.
»Bei mir ist alles in Ordnung. Und bei Ihnen? Wie ist es Ihnen ergangen?«
»Åsa und ich waren für zwei Wochen auf Gran Canaria. Verdammt schön dort. Ansonsten war es ziemlich übel.« Thomas bemühte sich darum, nicht bitter zu klingen. Adamsson würde weiterhin sein Chef sein, wenn er zurückkäme, und Adamsson gehörte dem feindlichen Lager an.
»Ich verstehe. Aber es war eine gute Entscheidung. Stark von Ihnen.« Kunstpause. Adamssons Worte klangen, als wäre es Thomas’ eigene Entscheidung gewesen, sich krankschreiben zu lassen. Er fuhr fort: »Der Beschluss der Internen ist eben gekommen.« Thomas umfasste den Telefonhörer so fest, dass seine Fingerknöchel ganz weiß wurden. »Es sieht gut aus, wirklich. Sie legen nieder. Glückwunsch.«
Thomas spürte, wie er tiefer in den Sessel sank. Er atmete aus. Es gab offensichtlich noch ein paar vernünftige Menschen bei der Polizei.
Adamsson fuhr fort: »Aber der Polizeidirektor sieht die Sache nicht ganz so positiv. Er hat eine Versetzung angeordnet. Und er hat auch eine Empfehlung ausgesprochen. Das Kommissariat für Verkehr.«
Thomas wusste nicht, was er sagen sollte. Ein Witz. Ein Hohn. Ein verfluchter Schlag ins Gesicht. Noch schlimmer: Es ging um seine Berufsehre.
Adamsson versuchte, sympathisch zu klingen. »Ich habe vollstes Verständnis dafür, dass das hier nicht ganz einfach ist, Andrén. Aber sehen Sie es von der positiven Seite, Sie kommen um eine Klage herum. Ich habe Sie immer geschätzt. Aber Sie wissen ja, wie es ist, der Polizeidirektor hat keine andere Wahl. Es ist schade, dass es so kommen musste, Sie sind ein guter Mann. Wie ich zu sagen pflege: aus gutem Holz geschnitzt und zuverlässig noch dazu. Aber jetzt ist es so, wie es ist.«
Thomas dachte: vielen Dank, du Arsch.
Adamsson fuhr fort: »Ich kann Ihnen eigentlich nur einen Rat geben. Sie müssen lernen, sich zu beherrschen. Ich glaube, dass Sie besser zurechtkämen, wenn Sie sich ein wenig mehr in die jeweiligen Situationen der Polizeiarbeit hineindenken würden. Bisweilen ist es angebracht, offensiv zu agieren, aber manchmal besteht durchaus kein Anlass dazu. Glauben Sie mir, ich bin schon so viele Jahre dabei, ich hab wirklich viel gesehen. Ich hoffe, dass Sie es eines Tages lernen werden.«
Åsa kam zwei Stunden später nach Hause. Thomas lag unter dem Wagen, die Stirnlampe ausgeschaltet. Anfänglich hatte er versucht, sich auf die Karosserie zu konzentrieren. Nach vierzig Minuten jedoch gab er auf. Alles ging schief. Er vergaß Werkzeug, so dass er viermal wieder unter dem Wagen hervorrollen musste,
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