Mach sie fertig
ihm selbst zu tun hatten.
»Wir haben massenweise harten Pornokram, Attrappen und solchen Scheiß gefunden. ’n riesiges Spritdepot und ’nen stinkenden Kühlschrank. Aber ansonsten nichts weiter Interessantes. Es schien, als wär schon seit Ewigkeiten keiner mehr dort gewesen. Ich bin davon ausgegangen, dass es ’n Routineauftrag ist. Aber dann hab ich ’n Glas mit ’nem Gebiss im Bad gefunden. Da fiel mir ein, dass der Typ, der in der Wohnung gewohnt hat, vielleicht diese zusammengeschlagene Leiche sein könnte, die wir im Gösta Ekmans väg gefunden haben. Die, bei der du diesem Hägerström geholfen hast. Du hast mir ja gesagt, dass du Einstichlöcher von Kanülen in seinen Armen gefunden hast und dass er keine Zähne mehr hatte und so. Ich wollt’s dir nur erzählen. Als ’ne Art Gegenleistung.«
Die Stille im Wagen war kompakt. Thomas meinte nahezu, Ljunggrens Herzschlag hören zu können. Das hier war ein Verstoß gegen das Reglement, gegen die Schweigepflicht während der Ermittlungen. So etwas juckte Ljunggren normalerweise nicht. Aber das hier – da steckte etwas Größeres hinter.
Thomas bemühte sich, nicht allzu interessiert zu klingen. »Okay. Danke für die Informationen. Ich hab ja nichts mehr damit zu tun. Aber klar, schon spannend das Ganze. Und wie hieß derjenige, der in der Wohnung gewohnt hat?«
Thomas spürte, wie sich eine Gänsehaut auf seinen Armen bildete. Eigentlich wusste er die Antwort auf seine Frage bereits.
»Rantzell heißt der Mieter. Claes Rantzell. Aber das ist ’n neuer Name, hört man ja schon.«
»Wie bitte?«
»Ja, Rantzell klingt irgendwie nach ’nem Namenswechsel, findest du nicht? Der Typ heißt eigentlich Cederholm. Er hat vor ’n paar Jahren den Namen gewechselt. Und, klingelt’s bei dir? Claes Cederholm?«
Thomas schüttelte den Kopf, obwohl ihm der Name bekannt vorkam.
»Claes Cederholm war der Hauptzeuge im Prozess um den Palme-Mord. Kapierst du? Es geht hier nicht um irgendwas. Sondern um den Mord an Olof Palme.«
Das war ja Wahnsinn.
Thomas bewegte sich auf dünnem Eis.
Sehr, sehr dünnem Eis.
* * *
REICHSPOLIZEIDIREKTION
Palme-Gruppe der Reichskriminalpolizei
Datum: 8 . September APAL – 2431 / 07
Bericht
(Geheimhaltung entsprechend Kap. 9 § 12 Geheimhaltungsgesetz)
Betreffend Claes Rantzell (vorheriger Name: Claes Cederholm)
(Reg-nr. 24 . 555 )
Claes Rantzell (vorheriger Name: Claes Cederholm, Reg-nr. 24 . 555 im Informantenregister) ist mit größter Wahrscheinlichkeit am 3 . Juni diesen Jahres ermordet worden.
Hintergrund
Claes Rantzell wurde am Morgen des 3 . Juni diesen Jahres in einem Kellerraum im Gösta Ekmans väg 10 in Stockholm aufgefunden (siehe Polizeibericht, Anlage 1 ). Er war zu diesem Zeitpunkt tot. Rantzells Gesicht war durch Einfluss äußerer Gewalt stark zerstört, und er wies überdies eine große Anzahl von Verletzungen auf, die auf schwere Misshandlungen hindeuten. Noch bemerkenswerter ist allerdings die Tatsache, dass Rantzells Zahnprothese vom Fundort entfernt und seine Fingerspitzen abgetrennt worden waren (siehe auch Obduktionsbericht, Anlage 2 ).
Aufgrund dieser Umstände konnte weder die Polizei Söderort noch das SKL den Toten vor dem 7 . September diesen Jahres identifizieren (siehe auch Identifikationsprotokoll, Anlage 3 ).
Sämtliche Umstände deuten daraufhin, dass Rantzell ermordet wurde.
Zusammenfassung bezüglich Claes Rantzell
Rantzell ist die im Rahmen der Palme-Ermittlungen am meisten vernommene Person. Zwischen 1986 und 1991 wurde er über zwanzigmal vernommen (siehe APAL – 5870 / 91 ). Rantzells Name lautete vor dem Mord an Palme, wie oben genannt, Claes Cederholm.
Rantzell war Anfang der achtziger Jahre ein stadtbekannter Drogenhändler; er war außerdem Teilhaber des Spielkasinos Oxen in der Malmskillnadsgata. Er war für eine Reihe drogenrelevanter Vergehen verurteilt worden.
In der Vernehmung am 26 . April 1987 (siehe APAL – 151 / 87 ) gab er u.a. an, ein naher Freund von Christer Pettersson zu sein, und dass dieser sich vor dem Kino Grand aufgehalten habe, dem Kino, das das Paar Palme in der Mordnacht direkt vor dem Mord besucht hatte. In der Vernehmung am 3 . Februar 1988 (siehe APAL – 2500 / 88 ) gab Rantzell an, dass er sich in seiner Erinnerung getäuscht hatte. In diesem Zusammenhang bestätigte er Christer Petterssons Alibi für den Mordabend. In der Vernehmung am 17 . März 1990 (siehe APAL
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