Mach sie fertig
’ne richtige Zuhälterkutsche.«
Javier grinste nur über ihr Gequatsche. Sie stiegen in Mahmuds Wagen um.
Softes Gefühl.
Unterwegs. Robert wandte sich Mahmud zu: breites Piranhagrinsen.
»Wenn ich heut Abend keinen Hattrick schaff, kriegt ihr das Zehnfache. Kapiert?«
»Was denn, willst du drei Bräute besteigen, oder was?«
»Nein, Habibi. Hattrick, weißt du etwa nicht, was das ist?«
Mahmud hatte eine Menge Assoziationen, aber er wollte Roberts neueste Idee hören.
»Also ’n Hattrick. Das ist, wenn man an ein und demselben Abend in alle drei Löcher spritzt.«
Mahmud konnte sich vor Lachen nicht halten. Javier prustete laut los. Robert sah zufrieden aus – lachte über sich selbst. Drei geile Typen auf Brautjagd; wenn sie heute keinen Treffer landeten, würden sie es, verdammt nochmal, nie schaffen.
Mahmud zwischen den Lachattacken: »Also, ich schwör’s, ich werd heut Abend auch ’nen Hattrick hinlegen. Walla.«
Das Lachen ebbte langsam ab. Sie näherten sich der Innenstadt.
Mahmud wurde nachdenklich. Wollte sich über ernstere Themen unterhalten.
»Also übrigens, ich werd allmählich ziemlich sauer.«
»Was is’n der Punkt, ist es was mit Babak? Schieß schon los.«
»Nein, ist es nicht. Und nur dass ihr’s wisst, ich hab keine Lust mehr, mit Babak zu quatschen. Das kannst du ihm ausrichten, salam.«
»Um was geht’s dann?« Mahmud konnte Roberts Gesicht im Rückspiegel sehen. Er schien tatsächlich ernsthaft interessiert.
»Äh, die Jugos ham mich so richtig in den Arsch gefickt. Ich hab vor aufzuhören, im Ernst.«
»Dann hör doch auf. Sag ihnen, sie können sich selber ficken.«
»Nee, bin nicht der Typ, der aufbraust. Ich brenn eher langsam, wie ’n Spliff. Aber irgendwann läuft das Fass eben über. Versteht ihr?«
Javier lehnte sich zurück. »Ich versteh nicht ganz. Du verdienst fette Kohle. Kreuzt in ’ner Wahnsinnslimousine durch die Gegend. Wo liegt das Problem?«
»Ich bin ihr Sklave. Für dich, Robert, ist es was anderes, du machst dein eignes Ding. Bist sozusagen Geschäftsmann. Aber mich halten sie wie ’ne verdammte Hure an der Kette. Sie sind wie Schließer, bestimmen, was ich tun soll, wann ich es tun soll. Drohen damit, das Ganze Papa zu stecken, wenn ich nicht weitermache, und meinem Schwesterherz das Leben schwerzumachen. Das sind doch absolute Ärsche. Ich muss was unternehmen.«
Robert zum ersten Mal an diesem Abend mit ernster Stimme: »Mahmud, hör mir zu. Ich werd in zehn Jahren vielleicht nicht mehr an die Jugos glauben, aber heute schon noch – pass auf dich auf. Das ist alles, was ich sage. Pass auf dich auf. Sie sind richtige Tiere, leg dich nicht mit ihnen an. Solange du deine Kohle kriegst, mach weiter und sei froh drüber. Ich schwör’s.«
Es wurde still im Wagen.
Die Stadt in aufgeheizter Stimmung. Mahmud erinnerte sich: Die Schweden feierten so was wie Allerheiligen. Die Novemberdunkelheit von platinblondierten Miezen mit Stilettoabsätzen erhellt, die an den Beinen ziemlich froren. Schnösel mit Barbourwesten, die eher wie ein Innenfutter aussahen als Winterjacken.
Aber der Abend gehörte ihnen. Javier hatte einen Tisch im White Room reserviert. Wenn Mahmud versucht hätte zu reservieren: eine knallharte Abfuhr direkt in die Visage. Sein Rinkebyschwedisch konnte er nicht verbergen. Und am Eingang war man ohne Vorbestellung chancenlos. Hatten schon tausende Asys bewiesen, sogar welche mit Hochschulabschluss: Die Jungs hatten das Apartheidregime an Stockholms Clubeingängen auf Video aufgenommen und die Betreiber verklagt. Sie hätten in Schweden eigentlich Helden sein müssen – doch für Mahmud änderte sich trotzdem nichts.
Aber Javier war nahezu ein Schwede. Echt cool.
Im White Room: Eiskübel, die in die Tische eingelassen waren, Kronleuchter an der Decke, rosa angestrahlte Bar mit Luxuswodka und Schampus. Die Tanzfläche war im Halbkreis in der Mitte des Raumes angelegt. Ein echter Hingucker. Der einzige Nachteil war, dass sie nicht in den VIP -Room reingelassen wurden. Scheiß drauf: Sie würden auch so die Sau rauslassen. Nur dass kein Missverständnis aufkommt: Die Sau rauslassen bedeutete nicht, dass Mahmud tanzte. Nie im Leben würde ein Ghettotyp wie er sich dermaßen selbst erniedrigen. Das überließ er gern den Lassetypen, diesen Lackaffen.
Dennoch: Das Gefühl, drinnen zu sein, toppte alles. Er musste an den Abend denken, an dem er Daniel und seine Leute im Hell’s Kitchen gesehen hatte. Die Angst in der
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