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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Mahmud genehmigte sich eine Nase. Belangloses Gefühl. Klar, wenn man es erstmal intravenös ausprobiert hatte, war intravenas nicht mehr dasselbe.
    Er musste über seine Situation nachdenken. Abgesehen von Abenden wie diesem war sie zum Kotzen. Er schuftete wie ein verrückter Lasse Svensson, keulte Vierzigstundenwochen. Konnte genauso gut einen normalen Job annehmen, wie Erika vorgeschlagen hatte. Er fuhr die ganze Zeit zwischen den Vororten hin und her. Holte Shit aus den verschiedenen Shurgardlagern in halb Stockholm. Verkaufte an Dealer in Norra Botkyrka, Norsborg, Skärholmen, Tumba, überall. In Pizzerien, nachdem sie schlossen, in Pubs, Clubs, in Studios, in den Fighterclubs, in Kellerräumen, auf Dachböden, auf Partys, in den Korridoren der Erwachsenenbildung, in U-Bahn-Stationen, den verglasten Innenbereichen der Einkaufszentren, in Parks, auf Spielplätzen. Am meisten aber verkaufte er aus dem Wagen heraus. Denn es war so: Er hatte sich einen richtigen Schlitten zugelegt – einen Benz CLS 500 . Zwar geleast, aber was soll’s. Und so einen hätte er sich mit einem normalen Job ganz bestimmt nicht leisten können.
    Sechs, sieben Typen und sogar eine Braut, die ihm als regelmäßige Handlanger unterstanden. Dijma war einer der besten. Nahm mindestens zweihundert Gramm im Monat ab. Mahmud – auf dem Weg, der K-King im Süden Stockholms zu werden. Er setzte geringstenfalls ein Kilo in der Woche um. Mindestens eine halbe Million Cash auf der Straße. Er zahlte den Jugos Vierhundertdreißigtausend das Kilo. Blieben siebzig Riesen für ihn übrig. Er führte das reinste Luxusleben, musste dafür allerdings schuften wie ein Tier. Die schwerwiegende Kehrseite der Medaille: Radovan ließ nicht locker. Mahmud: ein gutbezahlter Leibeigener. So sehr er auch Papa, seine Schwestern, Erika und all die anderen glücklich machen wollte. Er schaffte es nicht. Also hatte er sich entschieden: Er konnte genauso gut King werden. Es wurde sowieso langsam Zeit für einen Araber an der Spitze. Einen Mächtigeren als der Gottvater der Jugos.
    Ihm blieb weniger Zeit, um ins Studio zu gehen. Das Training litt. Er fühlte sich nicht wohl. Außerdem hatte die Diät Nebenwirkungen verursacht. Das Winstrolzeug absolut lebensgefährlich. Übers Gesicht und den Rücken hatten sich Pickel ausgebreitet wie bei Ebola. Seine Nieren schmerzten. Merkwürdige dicke Haare sprossen auf seinem Rücken. Letzte Nacht hatte er nicht mal zwei Stunden geschlafen. Aber er war gezwungen gewesen, das Winstrol zu nehmen. Ansonsten würde die Diät nicht funktionieren.
    Jetzt musste er mit den Drogen erstmal halblang machen. Konnte Diät und Koks nicht gleichzeitig durchziehen. Er bestellte hochwertigere Proteine im Netz. Erhöhte die Dosis. Aber sie konnten es nie und nimmer aufwiegen, dass er weniger im Fitnesscenter trainierte oder dass er keine Hormone mehr nahm.
    Die Gedanken schwindelerregend: Was er alles mit der ganzen Kohle anstellen würde. Zugleich: Die Jugos konnten ihn jederzeit fallenlassen. Sie waren allesamt Idioten.
     
    Es wurde elf Uhr. Er griff nach dem Handy. Rief Robert an. Der Kumpel hatte seinen Anrufbeantworter nicht besprochen, lediglich ohrenbetäubende, plärrende arabische Musik draufgespielt. Keine gute Idee, was draufzusprechen. Robert würde sowieso sehen, dass er angerufen hatte.
    Die Zeit verging. Mahmud nahm noch eine Nase. Spielte Playstation wie der reinste Videospielgott.
    Sein Handy klingelte. Es war Robert, aufgeregt wie ein Kind: »Komm runter, verdammt, wir stehen unten auf der Straße. Machen jetzt die Stadt unsicher.«
    Mahmud zog sich was über. Eine Lederjacke mit Mercedes-Logos auf den Ärmeln. Steckte sich eine kleine, mit Folie umwickelte Kugel von zwei Gramm in die Tasche. Heute Abend: Er würde es ganz Stockholm zeigen – Bräute aufreißen wie nie zuvor.
    Mahmud und Javier zogen zuallererst eine Line. Satter Sound aus der Stereoanlage in Roberts Wagen. Abgefahrene Stimmung. Das Einzige, was Mahmud vermisste: Babak neben sich auf der Rückbank.
    Es schien, als hätte Robert sich für Pussy-Catching gestylt. Heftige Gelfrisur, kurzer, supergepflegter Dreitagebart, Goldkette um den Hals, enganliegendes Seidenshirt mit V-Ausschnitt. Sein Bizeps spannte sich unter dem Stoff.
    »Ey, bist wohl heiß heut Abend, oder?«
    Robert lachte los. »Shit, Mann, ich bin so heiß, dass ich gleich in der Hose komme.«
    »Hustler’s hustler. Soll’n wir nicht lieber meinen CLS nehmen?«
    »Wenn du willst. Coole Idee.

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