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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Problem konnte er hier allerdings nicht die Bohne reden.
    »Ich hab ziemlich viel Kontakt zu den Leuten aus dem Studio. Die sind in Ordnung.«
    »Wie oft sind Sie dort?«
    »Ich trainiere regelmäßig. Zweimal am Tag. Einmal vormittags, da sind nicht besonders viele da. Dann mach ich noch ’nen Durchgang später am Abend, so ungefähr gegen zehn.«
    Erika nickte. Redete weiter. Würde es denn niemals enden?
    »Und wie ist es mit Ihren Schwestern?«
    Seine Schwestern waren ihm heilig, sie waren Bestandteil seiner Ehre. Welche Maßregelungen sich der schwedische Staat auch ausdachte – nichts konnte ihn daran hindern, sie zu beschützen. Stellte Erika etwa irgendetwas in Frage, das mit seinen Schwestern zu tun hatte?
    »Wie meinen Sie das?«
    »Na ja, haben Sie Kontakt zu ihr, Ihrer älteren Schwester, meine ich. Ihr Mann sitzt doch ein, oder?«
    »Erika, eins muss ich zwischen uns mal klarstellen. Meine Schwestern haben nichts mit den miesen Sachen zu tun, die ich damals getan hab. Sie sind rein wie Engel, unschuldig wie Lämmer. Verstehen Sie? Meine älteste Schwester fängt ein neues Leben an. Hat vor zu heiraten und so.«
    Stille.
    War Erika jetzt sauer?
    »Aber Mahmud, ich meinte es doch nicht böse. Das müssen Sie verstehen. Für mich ist es wichtig, dass Sie sie und Ihre Familie treffen. Wenn man aus dem Knast kommt, hilft es oftmals, Kontakt zu Personen aufzunehmen, die einem nahestehen. Ich habe den Eindruck, dass Ihre Beziehung zu Ihren Schwestern sehr gut ist, weiter nichts.«
    Sie machte eine kurze Pause, betrachtete ihn. Musterte sie wieder die Wunde von Gürhans Schlag? Er suchte Blickkontakt mit ihr. Nach einer Weile legte sie die Hände in den Schoß.
    »Okay, dann sind wir fertig für heute, denke ich. Sie können diese Broschüre hier über das Projekt des Arbeitsamtes, das ich Ihnen vorhin vorgestellt habe, mitnehmen. Die Geschäftsstelle liegt in Hägersten, und ich glaube wirklich, dass es Ihnen weiterhelfen könnte. Kurse, in denen man lernt, Vorstellungsgespräche zu führen, und so weiter. Es wird Ihnen Sicherheit vermitteln.«
     
    Draußen auf der Straße. Immer noch hungrig. Genervt. Rein zu Seven Eleven am Eingang zur U-Bahn-Station. Er kaufte eine Fanta und zwei Powerbars. Sie zerbröckelten im Gaumen. Er dachte an Erikas endlose Fragen.
    Sein Handy klingelte. Private Nummer.
    »Ja, hallo.«
    Die Stimme am anderen Ende: »Ist da Mahmud al-Askori?«
    Mahmud fragte sich, wer dran war. Irgendwer, der nicht sagte, wie er hieß. Verdächtig.
    »Yes. Und was wollen Sie?«
    »Mein Name ist Stefanovic. Ich glaube, wir sind uns schon mal begegnet. Ich trainiere manchmal im Fitnesscenter. Du hast schon mal für uns gearbeitet.«
    Mahmud zählte eins und eins zusammen: Stefanovic – der Name sagte bereits einiges. Nicht irgendwer, den er da an der Strippe hatte: jemand, der im Studio trainierte, jemand, dessen Stimme kälter war als das Eis in Gürhans Adern, jemand, der Serbe war. Mahmud erkannte die Stimme nicht wieder. Hatte kein Gesicht vor Augen. Aber dennoch, es konnte nur eins bedeuten: Einer der großen Macker wollte mit ihm reden. Entweder steckte er tiefer in der Scheiße, als er gedacht hatte, oder irgendetwas Interessantes war am Laufen.
    Er zögerte mit der Antwort. Wollte Stefanovic nicht noch mehr sagen?
    Schließlich antwortete er: »Dein Name kommt mir bekannt vor. Arbeitest du für du-weißt-schon-wen?«
    »So kann man es sagen. Wir würden dich gerne treffen. Wir glauben, dass du uns in einer wichtigen Sache weiterhelfen kannst. Du besitzt ein gutes Kontaktnetz. Hast Ahnung von dem, was du früher gemacht hast.«
    Mahmud unterbrach ihn.
    »Ich hab nicht vor, wieder reinzuwandern. Nur, dass du’s weißt.«
    »Nur ruhig. Wir erwarten nicht, dass du Dinge tust, für die du eingebuchtet wirst. Ganz und gar nicht. Hier geht es um etwas ganz anderes.«
    Eins war sicher: Ein normaler Job war das nicht. Andererseits: klang nach leicht verdienter Kohle.
    »Okay. Erzähl mehr.«
    »Nicht jetzt. Nicht am Telefon. Wir machen es so. Wir haben ein Ticket für Sonntag in deinen Briefkasten geworfen. Komm um zwei dorthin, dann erklären wir alles. Wir sehen uns.«
    Der Jugo legte auf.
    Mahmud ging die Treppen zur U-Bahn runter. Nahm die Rolltreppe nach unten zum Bahnsteig.
    Er dachte: Du kannst mich mal, ich werd auf keinen Fall wieder reinwandern. Die Jugos wollten ihn dazu verleiten, was Dummes zu tun – keine Chance. Aber es konnte einem Profi wie Mahmud dennoch nie schaden, sie zu

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