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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Gerüstet für den Kampf.
    Zum Schluss band er sich die Pulsuhr um. Stellte sie auf null. Sie verlieh ihm das Gefühl von Intensität, fürs richtige Tempo. Und das Beste: Sie gab ihm ein unmittelbares Feedback auf sein Training.
    Er verließ die Wohnung. Sprang die Treppen runter. Öffnete die Haustür. Ein schöner Tag.
    Das Joggen: seine Kontrolle über die Einsamkeit. Seine Medizin. Die Entspannung infolge der Verwirrung darüber, wieder zu Hause zu sein.
    Er ließ es langsam angehen. Spürte leichten Muskelkater in den Oberschenkeln nach der letzten Runde in Örnsberg. Er lief in Richtung der Schule in Aspudden. Großes Gebäude mit gelben Ziegeln und einem Fahnenmast auf dem Schulhof. Unweit davon ein niedrigeres Gebäude aus Holz, möglicherweise der Hort oder die Unterrichtsräume für die Unterstufe. Er lief dran vorbei. An den Bäumen begannen die ersten Blätter zu sprießen. Das Grün war schöner als alles andere. Er war froh, zu Hause zu sein.
    Der Abhang wurde steiler. Führte hinunter in eine Art Tal. Auf der anderen Seite: eine bewaldete Anhöhe. Im Talgrund tauchte eine Kleingartenkolonie auf – der große Traum aller Mietshausfrauen: einmal eine solche Parzelle zu ergattern. Kleine Hütten, Gartenschläuche und Beete, in denen es bereits üppig wuchs. Das Grün in Schweden war so unglaublich grün.
    Er konnte es nicht lassen, das Terrain zu analysieren. Betrachtete es wie ein vorgeschobener Posten eine Kampfarena. Perfekt für einen Hinterhalt, unerwarteter Angriff von beiden Seiten auf den von unten anrückenden Feind oder einen feindlichen Konvoi in der Talsohle. Zuerst startklar: die AH - 64 -Apachehubschrauber – 30 -Millimeter-M 230 -Revolverkanonen, Feuergeschwindigkeit von mehr als zweitausend Schuss pro Minute. Mähten die LKW und Jeeps um. Setzten sie außer Gefecht. Brachten sie zum Stillstand. Das nachfolgende Bombardement mit Hellfire Missiles aus den Kampfhubschraubern erledigte einen Großteil der Panzer. Danach: Die Männer an den Hängen brachten ihre Schnellfeuerwaffen mit durchschlagender 20 -Millimeter-Munition und ihre Granatwerfer in Stellung. Zerstörten die Panzer ein für alle Mal. Last, but not least: Das Fußvolk kümmerte sich darum, dass die Jeeps anständig brannten, legte Feuerteppiche vor den Feinden aus, die noch Widerstand leisteten, sah zu, dass keine Männer der Miliz heimlich untertauchten. Kümmerte sich um die Trümmer. Wracks. Gefangenen.
    So musste man es anpacken. Die Lage war erstklassig. Mitten auf dem Kleingartengelände. Er sehnte sich beinahe zurück.
    Er lief weiter, den Hügel auf der anderen Seite wieder hoch. Sah immer noch Kriegsszenen vor sich. Diesmal andere Bilder. Blutige Menschen. Gesichter mit Brandwunden. Weggesprengte Körperteile. Männer in zerschlissenen, halbmilitärischen Uniformen, die etwas auf Arabisch schrien. Ihre Führer mit Pistolen in den Händen und Emblemen auf den Schulterklappen brüllten: »Imschi« – vorwärts.
    Kriechende Soldaten. Verletzte Menschen. Schweißtriefende Körper.
    Überall.
    In Panik.
    Verzerrte Gesichter. Klaffende Wunden. Leere Augen.
    Shit.
    Er lief. Runter in Richtung Wasser.
    Die Zweige überdeckten den Weg wie ein Dach. Er lief weiter, auf ein Wohngebiet zu.
    Spürte, wie die Müdigkeit ihn übermannte. Sah auf die Uhr. Er war einundzwanzig Minuten gelaufen. Merkte sich die Durchgangszeit. Zeit zurückzulaufen. Die Atmung wieder gleichmäßig. Schaffte er die Kleingartensiedlung noch einmal?
    Er dachte: Wie geht es mir eigentlich? Die Zeit bei DynCorp hatte ihn geprägt, das war ihm klar. Es gab genügend Storys von Typen, die das behütete Dasein in ihrem Heimatland nicht mehr ertragen hatten.
     
    Noch maximal zweihundert Meter bis zur Haustür. Er entspannte sich. Ging das letzte Stück. Ließ die Blutzuckerwerte sich normalisieren. Die Atmung zur Ruhe kommen. Er liebte seine Laufsachen. Material, das atmete, sein Shirt war kaum feucht vom Schweiß.
    Der Himmel strahlend blau. Die Blätter an den Pflanzungen am Straßenrand leuchtend grün.
    Da sah er sie. Auf einem Stromkasten.
    Verdammt.
    Er hätte nicht gedacht, dass es sie in Schweden gab.
    Da unten gab es sie im Überfluss. Aber das war ein Unterschied – da trug er kevlarverstärkte Camouflagehosen, die in hohen festen Militärboots steckten. War mit einer Waffe ausgerüstet – kamen sie zu nahe, kannte er kein Erbarmen. Blies die Substanz ihrer kleinen Hirne in den Staub. Dann waren sie nahezu okay.
    Aber jetzt.
    Die Ratte

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