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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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werden polizeiliche Ermittlungen durchgeführt. Aus diesem Grund wird sich die Polizei Stockholm für einen gewissen Zeitraum in Ihrem Haus aufhalten. Eventuelle Beeinträchtigungen bitten wir zu entschuldigen. Bei Fragen melden Sie sich bitte unter der Nummer  08 – 401   26   00 .
    Er machte große Schritte. Richtiges Stockwerk. Richtiger Name auf dem Briefkasten. Polizeiliches Absperrband. Thomas trat näher. Ein Beschlag war an der Tür angebracht. Schweres Vorhängeschloss. Er lief wieder runter zum Wagen. Steckte den Dietrich ein. Zog sich Handschuhe an. Knackte das Vorhängeschloss in weniger als einer Minute.
    Trat ein. Der Flur war dunkel. Er machte Licht. Rechts Jacken auf Bügeln. Auf dem Boden: nichts. Seine Kollegen hatten wahrscheinlich Schuhe und anderes Zeug mitgenommen. Die Sachen zum Labor nach Linköping runtergeschickt. Thomas fragte sich, warum sie die Jacken nicht auch mitgenommen hatten.
    Die Küche war klein. Ungespülte Teller und Besteck, alles versifft wie in allen Fixerwohnungen. Er kannte sich da aus. War in seinem Leben schon in mehr Buden dieses Kalibers als in normalen Wohnungen gewesen. Er versuchte zu analysieren, wie die Polizei hier drinnen genau vorgegangen war. Der Alkohol schien seine Wahrnehmung zu schärfen. Er konnte sich ihre Vorgehensweise regelrecht vorstellen. Wie sie Fingerabdrücke geortet, Spuren genommen hatten. Oberflächen untersucht, angefasste Gegenstände in Beweisbeutel befördert hatten. Er ließ seinen Blick über den Raum schweifen und registrierte diverse Feinheiten. Rantzell hatte sein Leben nicht im Griff gehabt. Die Spuren waren deutlich, der Dreck sprach seine eigene Sprache.
    Das Wohnzimmer: Ledersofa, Ledersessel, kitschige Bilder an den Wänden, Regale, in denen die Bücher fehlten. Thomas besah sie sich näher. Staub auf den Regalbrettern. Er blieb eine Weile stehen. Prüfte, registrierte. Analysierte. Versuchte sich in die Gedankenwelt der Kripoleute reinzuversetzen. Was wäre Hägerström hier drinnen aufgefallen? Da war etwas, er spürte es in der Magengrube. Er scannte den Raum nochmals ab. Der Wohnzimmertisch war leergeräumt, Staubspuren, Flecke, Brandmale. Der Fernseher, das Videogerät: unauffällig. Hägerström, wonach hätte er gesucht? Nach Dingen, die nicht ins Bild passten. Nach Auffälligkeiten. Irgendwas Ungewöhnlichem. Thomas kannte sich in solchen Bruchbuden aus. Er sah das Bücherregal vor sich, bevor jemand es geleert hatte. Wahrscheinlich einige Taschenbücher, vielleicht ein paar geerbte gebundene Bücher oder Sammelbände. Selbst Abhängige legten Wert auf Kultur. Höchstwahrscheinlich ein paar Fotos, vielleicht Erinnerungen aus einer besseren Zeit, vor dem Hier und Jetzt.
    Dann sah er es: die Spuren im Staub im Bücherregal. Sie waren nicht gleichmäßig, einheitlich. Wie sie ausgesehen hätten, wenn die Techniker die Bücher eins nach dem anderen herausgenommen und in Beweisbeutel gelegt hätten. Das hier war etwas anderes – die Bücher waren rausgerissen worden. Er hielt inne. Dann dachte er den Gedanken noch einmal. Die Bücher waren rausgerissen worden. Das bedeutete, dass entweder Rantzell selbst sie rausgerissen hatte oder jemand anders die Wohnung durchsucht hatte, bevor die Polizei eingetroffen war.
    Er ging ins Schlafzimmer. Das Bettlaken fehlte. Eingefressener Schmutz und Flecke auf der Matratze. Ein Teppich auf dem Fußboden. Ein Spiegel an der Decke. Thomas unter Hochspannung. Suchte nach weiteren Spuren des- oder derjenigen, die die Wohnung durchsucht hatten. Versuchte es noch einmal – sich in die Gedanken eines anderen hineinzuversetzen. Er sah nichts. Öffnete die Kleiderschränke. Es war keine Kleidung mehr drin. Erblickte eine Schublade. Öffnete sie. Sie war leer.
    Er versuchte, noch mehr zu entdecken. An der Wand im hinteren Bereich des Kleiderschranks war ein kleines Metallschränkchen befestigt, zwei mal zwei Dezimeter. Die Tür angelehnt, leer. Sah aus wie ’n Schlüsselkasten mit drei Reihen Haken. Er besah sich das Schränkchen näher. Deutliche Einbruchsspuren. Eins war klar: Rantzell würde ja wohl nicht seinen eigenen Schrank aufbrechen, oder? Und was sagte ihm das noch? Vielleicht hatte sich nie was in dem Schränkchen befunden. Oder die Techniker hatten das, was drin war, höchstwahrscheinlich Schlüssel, an sich genommen. Aber irgendjemand war vor ihnen in die Wohnung eingedrungen. Und hatte möglicherweise die Schlüssel geklaut, die darin gehangen haben könnten. Welche Schlüssel

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