Mach sie fertig
halten sollte. Er hatte dem inzwischen zuständigen Ermittler, Ronander, natürlich gesteckt, dass er Ballénius auf Solvalla getroffen hatte, und ihm alle anderen Informationen gegeben. Aber von seinem Gespräch mit Ljunggren an diesem Abend im Streifenwagen hatte er keine Silbe erwähnt.
Er wusste es, spürte es stärker im Magen als jede Warnung, die er zuvor gespürt hatte – er musste seine Finger von der Sache lassen. Dennoch hatte er sich reingehängt. Für Thomas war es so offensichtlich. Wenn es nur darum gegangen wäre, dass Adamsson Hägerströms und seinen Besuch im Leichenschauhaus abgebrochen hatte, hätte er vielleicht keinen Gedanken mehr an die Sache verschwendet. Aber als Ljunggren damals erwähnte, dass Adamsson ihn daran gehindert hatte, gemeinsam mit ihm Streife zu fahren, wusste Thomas: Adamsson war ein Teil dieses Komplotts.
Die Handlungsmöglichkeiten lagen auf der Hand: Entweder schiss er auf Adamsson, oder er betrieb eigene Nachforschungen. Die Schlussfolgerung war noch eindeutiger: Keiner würde ihn jemals wieder bescheißen – er würde diese Arschlöcher fertigmachen. Das Rantzell-Rätsel auf eigene Faust lösen.
Es war an dem Abend vor zwei Monaten gewesen, als Ljunggren ihm erzählte, wer Rantzell eigentlich war, an dem er sich entschieden hatte.
Nachdem sie sich verabschiedet hatten, fuhr er in eine Pizzeria im Sveaväg. Bestellte eine Calzone und 0 , 8 cl Whisky, irgendeine billige Sorte. Kippte ihn innerhalb von zwei Minuten runter. Alles drehte sich. Cederholm war also Rantzell. Rantzell war Cederholm. Adamsson war involviert. Wie sehr? In welcher Art und Weise? Ljunggrens neueste Information sorgte dafür, dass sich ein Abgrund vor ihm auftat.
Thomas zog sich die Pizza rein.
Es gab jetzt einen Zusammenhang der Ereignisse. Wenn es hier um so eine gigantische Sache wie den Palme-Mord ging, konnten alle möglichen Leute involviert sein. Es war verrückt. Der Typ draußen vor ihrem Fenster vor drei Monaten konnte Polizist, südafrikanischer Legionär, Mossadagent, kurdischer PKK -Terrorist sein. Wer auch immer. Thomas gehörte zu denjenigen, die der Überzeugung waren, dass Christer Pettersson Olof Palme getötet hatte. Aber natürlich gab es Zweifel daran. Natürlich hatte er auch andere Theorien gehört. Jemand wollte nicht, dass die Einstichlöcher im Arm von Claes Rantzell entdeckt werden würden. Jemand beorderte Thomas weg. Jemand mit ungeahnten Ressourcen.
Thomas hatte bisher ordnungsgemäß gehandelt, zumindest seiner Ansicht nach. Sich auf eigene Faust ein wenig umzusehen, konnte einem Polizisten ja wohl nicht verwehrt werden. Aber jetzt ging es um mehr: Er musste vollständig außerhalb des Reglements agieren. Er musste seinen Namen reinwaschen.
Nach der Pizza ging er in irgendein kubanisches Lokal auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Setzte sich an einen Tisch. Bestellte ein Glas Gran Reserva. Fühlte sich einsam. Die Wände schwarz gestrichen. Große kubanische Flaggen. Sollte er Åsa davon erzählen, womit er sich beschäftigte?
Er bat die Bedienung um Zettel und Stift. Begann stichwortartig aufzulisten, was er über den Mord wusste.
Trank den Wein in großen Schlucken. Das Gewicht der Pistole ließ die eine Seite des Sakkos herunterhängen. Die Bedienung stellte ihm einen kleinen Teller mit gegrillten Scampistücken hin. Er bestellte noch ein Glas.
Begutachtete seine Liste. Namen, Orte, Zeiten. Zu wenig Anhaltspunkte. Großes Fragezeichen hinter Rantzell. Wer war er?
Sein Handy klingelte. Es war Åsa, die wissen wollte, wo er abblieb. Er sagte, wie es war: »Ich sitz allein im La Habana und trink Rotwein.« Sie fragte ihn nach dem Grund. Er sagte es so, wie es war: »Ich hab schlechte Laune, seitdem ich Ljunggren getroffen habe.«
Eine Stunde später: Als er zum Pinkeln ging, betrachtete er sich selbst im Spiegel. Eine rotlilafarbene Grimasse, total aufgewühlt. Er dachte: Reiß dich jetzt zusammen – das wird schon.
Er verließ das Lokal, setzte sich in den Wagen. Pfiff auf seinen Promillespiegel. Die Verkehrsabteilung konnte ihn mal am Arsch lecken. Er fuhr in Richtung Fruängen. Sein Alkoholpegel war im grünen Bereich. Die herbstliche Dunkelheit, die ihn normalerweise deprimierte, peppte ihn heute auf. Das hier waren seine Ermittlungen.
Schon unten am Eingang hatte er kapiert, dass etwas im Haus vorging. Zwei großformatige Zettel waren an der Fahrstuhltür angebracht.
Im zweiten Stock sowie in gewissen anderen Stockwerken
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