Mach sie fertig
Polizeimentalität.
»Das stimmt.«
»Nur, dass Sie es wissen – Sie können sich auf mich verlassen. Ich habe diesen Pseudofaschisten nie gemocht«, sagte Runeby.
Thomas war innerlich überrascht. Dass ein Polizist das Wort Faschist in dieser Weise benutzte, war nicht unbedingt alltäglich.
Er schaute Runeby an.
»Sie wissen ja sicherlich, was mir widerfahren ist.«
Runeby entgegnete nichts.
»Ich wurde nach dieser Geschichte mit dem Boxer versetzt. Und das hat mir ziemlich zugesetzt. Ich fühle mich im Stich gelassen und schlecht behandelt. In Söderort scheint die Kollegialität wie weggeblasen zu sein. Ich will Ihnen gegenüber ganz offen sein, Runeby – ich gebe Adamsson die Schuld dafür.«
Runeby nickte, sagte aber nichts. Wartete auf weitere Ausführungen von Thomas.
»Aber das ist nicht der Punkt, den ich mit Ihnen besprechen möchte. Das ist Geschichte. Gehört der Vergangenheit an. Ich hab bereits einiges über Adamsson gehört. Aber Nilsson sagte, dass Sie noch mehr wissen. Dass Sie ziemlich gut über die Polizisten im Bezirk City informiert sind. Also hab ich mir gedacht, Sie in aller Bescheidenheit zu fragen, ob Sie mir mehr über Adamsson, den alten Pseudofaschisten, wie Sie ihn nennen, berichten wollen und können. Wer ist er, und wer war er früher?«
»Und warum wollen Sie das wissen, wenn ich fragen darf?«
»Ich hoffe, Sie verstehen, wenn ich nicht näher darauf eingehen kann. Aber er hat mich verraten. Ich habe natürlich kein Recht, irgendetwas von Ihnen zu fordern. Aber Nilsson meinte, dass Sie sich eventuell vorstellen könnten, ein paar Informationen beizusteuern.«
Runeby wirkte zufrieden. Auch wenn der Mann sich bis jetzt noch nicht bewiesen hatte, konnte Thomas nicht anders, als ihn zu mögen. Dieser ältere Kommissar hatte etwas Beruhigendes, Würdiges und Respekteinflößendes an sich. Und nochmals: echter Bulleninstinkt – aber mit etwas Besonderem, einem gewissen Extra. Thomas konnte es nicht genau ausmachen. Aber er spürte es deutlich. Eine Art Wärme.
»Okay. Ich glaube, ich verstehe«, sagte Runeby leise. »Ich weiß nicht genau, wo ich anfangen soll. Was Adamsson heute betrifft, so kann ich gleich sagen, dass ich nur Gutes über ihn höre. Er scheint unter euch Ordnungspolizisten in Söderort beliebt zu sein. Stimmt das nicht?«
»Hätten Sie mich das vor ein paar Wochen gefragt, dann hätte ich mit ja geantwortet.«
»Aber jetzt sind Sie nicht mehr so sicher? Ich verstehe, aber das hat wohl mit Ihrer Versetzung zu tun, oder?«
»Nicht nur.«
»Wie dem auch sei. Ich kann mir über den heutigen Adamsson kein Urteil erlauben. Indessen hatte ich in den siebziger und achtziger Jahren einiges mit ihm zu tun. Das waren eigenartige Zeiten für uns Polizisten. Wann sind Sie selbst fertig geworden?«
»Ich bin seit Fünfundneunzig fertig.«
»Aha, Sie sind tatsächlich
so
jung. Aber Sie haben bestimmt die ein oder andere Geschichte gehört, oder? Na ja, damals herrschte ein völlig anderes politisches Klima. Wir lebten im Schatten des Kalten Krieges, daran erinnern Sie sich bestimmt. Aber Sie waren möglicherweise zu jung, um die Nuancen dessen, was das bedeutete, zu kennen.«
»Ich weiß nicht.«
Runeby fuhr in gemächlichem Tempo fort. »Es spielt wahrscheinlich auch keine Rolle. Ich habe Adamsson das erste Mal beim Militär getroffen, kann man sagen. Damals habe ich nicht auf Norrmalm gearbeitet, sondern wir hatten innerhalb der Polizei mehrere Spezialeinheiten, um im Krieg eingesetzt werden zu können. Die Aufgabe lautete, bei einem Angriff sofort das Schloss, den Reichstag und Rosenbad zu verteidigen. Wir waren vier Männer, die dieser Einheit angehörten, weil wir Reservisten waren. Adamsson habe ich dementsprechend erstmals während einer Simulationsübung getroffen. Er war kompetent und höflich, wenn ich mich recht erinnere. Innerhalb der Polizei war er als sehr guter Schütze mit umfangreichem Wissen über den Umgang mit Waffen bekannt. Wir haben regelmäßig einmal im Jahr gemeinsam mit der Landwehr trainiert. Das hat wirklich Spaß gemacht. Wie Wehrdienst, allerdings mitten in der Stadt. Aber es gab da einige Männer im Verband, die demgegenüber skeptisch waren. Viele fanden, dass die eigentliche Verteidigung nicht genügend berücksichtigt wurde. Man befürchtete, dass eine Attacke, zum Beispiel von der sowjetischen Eliteeinheit Speznas, im Laufe einiger Tage zu einer Übernahme von Stockholm führen könnte. So, wie ich es erinnere, war Adamsson an
Weitere Kostenlose Bücher