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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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hätten sie wohl nicht so viel gefragt. Es ist so unheimlich. Wie kann es nur sein, dass sie so etwas nicht wissen? Die Polizei kriegt heutzutage aber auch nichts geregelt.«
    »Hast du den Toten gesehen?«
    »Ja. Oder, eigentlich nein. Ich hab etwas gesehen, das einem Gesicht ähneln könnte, aber sie hatten alles ziemlich abgedeckt. Ich weiß nicht. Ich weiß nur, dass es ein Mann war.«
    »Mama, da ist eine Sache, um die ich dich bitten möchte. Es klingt vielleicht etwas merkwürdig, aber ich möchte, dass du eins unbedingt beachtest. Du weißt ja, mit meinem Hintergrund wäre es am besten, wenn …«
    Er brach den Satz ab. Goss sich mehr Cola ein. In der Dose gluckerte es.
    »… Ich möchte nicht, dass du der Polizei von mir erzählst. Sag ihnen nicht, dass ich zurückgekommen bin. Sag nicht, dass ich bei dir gewohnt hab. Kannst du mir das versprechen?« Niklas schaute Catharina an.
    Sie saß stumm da. Starrte ihn an.

6
    Sie machten Kaffeepause – Thomas und Ljunggren, wie immer. Obwohl es gerade mal zwei Uhr war, trank Ljunggren schon seinen achten Becher Kaffee an diesem Tag. Thomas fragte sich: War Ljunggrens Magen aus Stahl?
    Das Café: eine Taxizentrale in der Nähe von Liljeholmen. Ein Fernseher in der Ecke, in dem ein italienisches Ligaspiel auf hoher Lautstärke lief. Unbequeme Metallstühle und Tische mit karierten Decken. Auf dem Tisch lagen Zeitungen und Zeitschriften ausgebreitet. Der perfekte Ort für Polizisten, die in entspannter Atmosphäre auf einen Auftrag warteten – einen, den man auch wirklich als solchen bezeichnen konnte.
    Ljunggrens Funkgerät lag auf dem Tisch. Die Anrufe der Funkzentrale waren angesichts der Lautstärke der aufgeregten Kommentare der Fußballreporter kaum zu hören. Sie lasen jeder ihre Zeitung. Wie immer – nicht so viel Gelaber. Pflegten ihr schweigsames Miteinander.
    Doch Thomas war irgendwie unkonzentriert. Die Zeitungsartikel zogen schemenhaft an ihm vorbei. Er blätterte uninteressiert. Hatte auch keine rechte Lust auf das Fußballgequatsche. Ihm ging die Sache in dem Keller nicht aus dem Kopf. Normalerweise vergaß er solche Dinge, sobald er aufs Revier zurückkam. Duschte, trocknete sich ab, zog seine Zivilklamotten an. Misshandlungen, Morde, Vergewaltigungen, was auch immer glitten mit der Duschseife von ihm ab. Aber das hier nagte an ihm. Das Bild des zermatschten Gesichts kam zurück. Auf jeder Seite, die er weiterblätterte, sah er die Fetzen, die eingedrückte, zerdätschte Nase, die Schwellungen um die Augen herum. Die Kanüleneinstiche am Arm. Die blutigen, abgetrennten Fingerkuppen. Den leeren Gaumen.
    Thomas fand das Prozedere für einen Polizisten seines Rangs idiotisch – sobald es spannend wurde, wurde der Scheiß an die Ratten von der Kripo übergeben. Die Schreibtischpolizisten, will sagen die Kriminalinspektoren – die Typen, die vom Dienst auf der Straße zu den Papierwälzern reingekrochen waren. Es handelte sich oftmals um ältere Inspektoren mit Rückenbeschwerden oder Knieproblemen – als würden die Rückenschmerzen vom täglichen Stillsitzen am Schreibtisch besser werden. Oder sie hatten das sogenannte Burnout-Syndrom im Gepäck. Obwohl jeder wusste, dass das Schwachsinn war. Von Zeit zu Zeit: junge Luftikusse, die direkt von der Polizeischule kamen, aber zu schwächlich waren, um hart zu arbeiten. Meinten, sie wären Kurt Wallander oder Martin Beck. Thomas wusste genau – neunzig Prozent der Fälle, in denen sie ermittelten, betrafen kleinere Einbrüche oder Fahrraddiebstähle. Echt spannend, wirklich.
    Der Funk teilte mit: »Wir haben einen betrunkenen Autofahrer auf der E 4 in Richtung Süden, der meint, er wäre Ayrton Senna. Befindet sich gerade jemand in der Nähe von Liljeholmen? Kommen.«
    Beim Fußballspiel war gerade Halbzeit. Thomas hörte den Funkspruch deutlich.
    Sah an Ljunggrens Miene, dass er ihn auch gehört hatte.
    Sie setzten ihr übliches Grinsen auf.
    Antworteten: »Wir können nicht übernehmen. Sind in der Nähe von Älvssjö. Kommen.«
    Eine kleine Notlüge, um drumrumzukommen.
    Die Funkzentrale hatte keine Ahnung, wie nahe dran sie tatsächlich waren.
    Thomas dachte: Nenn es miese Arbeitsmoral. Nenn es Faulheit. Nenn es Betrug. Aber es geschah ihnen recht – wer der Polizei niemals vertraute, bekam auch nichts zurück. Und irgendein Betrunkener, der meinte, auf der Autobahn Rennen fahren zu können, würde sowieso kaum mehr als einen Monat kriegen – wo lag also das Problem?
    Ljunggren goss sich

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