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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Nach einem einstündigen Bombardement mit Fragen stand Hägerström auf.
    »Möchten Sie einen Kaffee?«
    Thomas lehnte ab. Blieb sitzen. Hägerström verließ den Raum.
    Thomas’ Gedanken schweiften ab. Er musste an den Schießclub denken. An seine Infinitypistole, seine anderen Pistolen. Er sehnte sich weg von hier – nach der absoluten Abschirmung/Konzentration, die sich einstellte, wenn er mit Gehörschutz auf dem Kopf zehn schnelle Neunmillimeter geradewegs in die Birne der Pappfiguren abfeuerte. Er brauchte sich nicht zu schämen: Er war einer der besten Schützen der Stockholmer Polizei.
    Hägerström kam wieder rein. Wollte offensichtlich ein wenig Smalltalk halten.
    »Ich bin ja der Meinung, dass die streifefahrenden Inspektoren völlig unterschätzt werden. Ich denke oft, dass ihre ersten Eindrücke außerordentlich wichtig sind. Denn immerhin gelingt es uns, die meisten der Schwerverbrecher durch reine Ermittlungsarbeit zu überführen. Unser geballter Wissensstand sorgt dann dafür, dass ich hier von meinem Zimmer aus den Sack zuschnüren und dafür sorgen kann, dass Anklage gegen sie erhoben wird. Sozusagen vom Schreibtisch aus. Aber dafür braucht man Input von der Straße, aus der alltäglichen Realität. Von Leuten wie Ihnen.«
    Thomas nickte lediglich.
    »Ich hab so einige Ideen im Hinblick auf eine neue Art der Zusammenarbeit. Die Schreibtischleute und diejenigen, die sich draußen auskennen, sollten gemeinsame Sache machen. Kriminalinspektoren und Polizeiinspektoren. Man müsste Teams bilden, die sich aus beiden Bereichen zusammensetzen. Heutzutage gehen so viele wertvolle Informationen verloren.«
    »Sind wir dann fertig? Kann ich gehen?«
    »Nein, noch nicht ganz. Ich möchte gerne noch eine letzte Sache mit Ihnen besprechen.«
    Thomas seufzte.
    Hägerström fuhr fort: »Es gibt ja unterschiedliche Typen von Gewaltverbrechern. Daran erinnern Sie sich ja bestimmt noch aus Ihrer Polizeiausbildung. Die Berufsverbrecher und die psychisch Gestörten. Berufsverbrecher planen ihre Tat sorgfältig, sie sind manipulativ, manchmal besitzen sie psychopathische Züge. In vielen Fällen sind sie relativ intelligent, zumindest aber sozusagen streetsmart. Die psychisch Gestörten hingegen sind eher Eigenbrötler, sie haben entwicklungsbedingte Probleme oder sind mit irgendeinem traumatischen Erlebnis konfrontiert worden. Es vergehen oftmals viele Jahre, ohne dass sie irgendein Verbrechen begehen, doch irgendwann rasten sie dann aus und verüben ein schweres Sexual- oder Gewaltdelikt. Die Sache ist die, dass ihre Vergehen recht unterschiedlicher Natur sind. Sie bewegen sich in unterschiedlichen Kreisen, begehen unterschiedliche Arten von Straftaten. Völlig andersgeartete Mordanschläge zum Beispiel. Berufskriminelle, also finanziell motivierte Verbrecher, morden meistens schnell und sauber, hinterlassen ihre Opfer so, dass sie selbst hinterher nicht mit dem Verbrechen in Verbindung gebracht werden können, und machen keine unnötig blutige Affäre aus dem Ganzen. Psychisch Kranke hingegen haben andere Motive. Es können sexuelle Aspekte eine Rolle spielen, manchmal ist es ein richtiges Trauerspiel, sie suchen sich oftmals Menschen aus ihrem nahen Umfeld aus oder verletzen gleich mehrere auf einmal. Sie hinterlassen ihre Opfer häufig an Orten, wo sie schnell entdeckt werden können, wie eine Art Botschaft an ihre Umgebung. Oder ein Hilferuf. Im Hinblick auf diesen Mord können Sie sich bestimmt schon denken, wie meine nächste Frage lautet. Ganz spontan, wie ist Ihr Eindruck von diesem Mord, Berufskrimineller oder psychischer Fall?«
    Die Frage kam überraschend. Thomas fühlte sich aus irgendeinem merkwürdigen Grund geehrt – diese Kriporatte hier legte Wert auf seine Aussage, seine Meinung und Intuition. Dann stieß er den Gedanken beiseite. Der Typ schmierte ihm Honig um den Bart. Er antwortete, wie es sich gehörte – kurz und knapp.
    »Tja, er wirkte ja nicht gerade besonders fröhlich, von daher muss es ganz schön qualvoll gewesen sein.«
    Hägerström kapierte den Witz nicht.
    »Wie bitte?«
    »Na ja, ich finde, dass er nicht gerade fröhlich aussah, er hatte einen recht gequälten Gesichtsausdruck. Dünnhäutig ist vielleicht das richtige Wort.«
    Ihre Blicke waren starr aufeinander gerichtet. Keiner wich dem des anderen aus.
    »Andrén, mir gefällt Ihre Art von Humor nicht. Antworten Sie bitte auf meine Frage.«
    »Hab ich das nicht gerade getan? So verdammt blutig, wie es in dem Keller

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