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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Jugos eingeschossen war. Alte Kränkungen sozusagen, Mafiastyle. Er erzählte von Niklas, der Jamilas Ex fertiggemacht hatte und der das Hurenbusiness noch stärker verachtete als die verrückteste Feministenlesbierin. Erklärte ihnen, dass die alten Oberklassenknacker vorhatten, Bräute zu besteigen und sich stattdessen auf eine Negerattacke allererster Güte gefasst machen müssten. Sie konnten sich auf Niklas verlassen. Der Kommandotyp hatte den absoluten Überblick: über die Planung, die Bewachung, die Karten, Fotos, alles.
    Mahmud merkte, dass sie ihm zuhörten. Sie nickten im Takt. Stellten halbwegs smarte Fragen. Waren angetan. Ausschlaggebend: die Waffen. Als sie hörten, was Mahmud an Land gezogen hatte, wollten sie unbedingt dabei sein.
     
    Mahmud der ausgebuffteste Attackenasy im Stockholmer Krieg. Der einzige Haken war, dass er schon seit langem mit Niklas hätte reden müssen, aber den Typen absolut nicht erreichen konnte. Mahmud wollte ihn nicht anrufen, weil sie ausgemacht hatten, ausschließlich verschlüsselte SMS zu schicken. Stattdessen sandte er bestimmt mindestens zehn SMS am Tag los. Bekam keine Antwort. Vielleicht hatte er die Codes nicht richtig verstanden. Also zog er zu Niklas’ Wohnung, klingelte an der Tür, warf ihm sogar einen Zettel durch den Briefschlitz: Du Leiche, ruf mich an.
    Aber nichts passierte. Ein Tag, zwei Tage, drei Tage vergingen. Silvester rückte näher. Wo zum Teufel steckte der Typ?
    Außerdem musste er noch einen weiteren Soldaten rekrutieren. Niklas wollte ja, dass sie bei der Attacke zu fünft waren. Wenn sie denn stattfand.
    Mahmud ging im Kopf seine Bekannten durch. Dejan, Ali, eine Menge andere Scheißer. Sie würden die Sache nicht geregelt kriegen. Er wusste nicht mal, ob Robert und Javier sie wuppen konnten. Die ganze Zeit drängte sich ihm ein und derselbe Gedanke auf – Babak wär der perfekte Mann.
    Aber wie sollte das gehen? Babak hatte ihm eine krasse Abfuhr erteilt. Betrachtete ihn als den übelsten Verräter. Zu Recht, das hatte er zu spät kapiert – die Jugos waren ihre Feinde. Die ganze Sache verursachte ihm ein verdammt schlechtes Gewissen.
    Er nahm Zettel und Stift zur Hand. Tat etwas, das er noch nie zuvor getan hatte: schrieb auf, was er sagen würde. Nach zehn Minuten war er fertig. Las alles noch mal durch. Änderte einige Stellen. Er kannte es aus der Schule: Stichworte nannte man sie.
    Er hoffte, sie würden hilfreich sein.
    Er griff nach dem Handy. Rief Babak an.

56
    Die Luft im Untersuchungsgefängnis war geschwängert von Rauch und schlechtem Karma. Obgleich das Rauchverbot, das im übrigen Schweden herrschte, bereits bis hierher vorgedrungen war. Der Linoleumbelag in den Korridoren und die blaugestrichenen schweren Zellentüren waren dermaßen mit Rauch durchtränkt, dass man wahrscheinlich ohne Probleme Marlborotabak von ihnen hätte abkratzen können.
    Niklas prägte sich alles ein. Die Klamotten der Strafvollzugsbeamten: weit, grün, verschlissen wie ausgeleierter Pyjamastoff. Die weißgestrichenen Metallverstrebungen vor den Fenstern. Die zehn Zentimeter dicke, schwer entflammbare Matratze auf dem Bettgestell, den Holzstuhl, den Minischreibtisch, den 14 -Zoll-Fernseher. Die drei Playstation-Spiele, die man in der Abteilung ausleihen konnte, waren ihr Gewicht in Gold wert. Die Aufseher waren ganz okay. Sie erledigten nur ihren Job. Aber die Häftlinge schlurften in den Pantoffeln des Strafvollzugs herum – unrasiert, träge, deprimiert. Hier drinnen gab es keinen Grund zur Eile. Das Leben bemaß sich an den Abständen zwischen den Verhandlungen oder, für diejenigen, die eine Genehmigung hatten, den Gesprächen mit Angehörigen.
    Er fühlte sich fehl am Platz und zugleich allen überlegen. Die meisten hier drinnen waren auch ziemliche Stinkstiefel. Die Logik nach Niklas’ Auffassung simpel: Genau deswegen saßen die Leute ja hier ein.
    Er kam sich vor wie der Maschinenmensch in den Terminator-Filmen. Registrierte alles um sich herum, die Räumlichkeiten, die Menschen, wie ein Computer. Merkte sich die Lage der Zellen zueinander, die Ausstaffierung der Aufseher, ihre Stimmlage, ihre Eigenarten. Möglichkeiten. Er hatte Restriktionen, das heißt, er durfte mit keinem sprechen, keine Telefonate von draußen annehmen oder selber führen, weder Post empfangen noch absenden. Sie glaubten, er könnte Beweismaterial verfälschen, wenn er Zugang zur Außenwelt erhielt. Das war krank.
    Er dachte an die Vernehmungen, die bisher

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