Mach sie fertig
Personen an den Tischen.«
Er ging die oberste Reihe entlang. Blickte die ganze Zeit zu den Tischen weiter unten. Die Leute waren vernarrt in das Rennen, ihre Konzentration war völlig auf die Rennbahn gerichtet. Die Sprecherstimme im Lokal begeistert: Offensichtlich war ein Pferd, auf das hoch gewettet worden war, dabei zu siegen. Fünfundzwanzig Meter vor sich sah er Tisch Nummer hundertachtzehn. Ballénius’ Lieblingstisch. Der Ort, an dem er den Kerl das letzte Mal gefunden hatte.
Am Tisch saßen vier Personen. Zwei von ihnen sah er direkt von vorne. Eine Frau mit riesigen aufgeworfenen Lippen, die künstlich sein mussten, und einen Mann in den Dreißigern, der vor Aufregung über das, was auf der Rennbahn passierte, kurz davor war aufzuspringen. Von den anderen beiden Leuten am Tisch sah Thomas nur den Rücken. Einer von ihnen könnte Ballénius sein. Groß und schmal.
Er ging näher auf den Tisch zu. Es käme ihm zupass, wenn der Kerl sich nicht umdrehte.
Näher. Noch zehn Meter. Graues zerzaustes Haar – er könnte es tatsächlich sein.
Noch ein Stück näher.
Er meldete Hägerström: »Ich bin jetzt sieben Meter entfernt von ’nem Mann, der es sein könnte.«
Thomas ging auf den Tisch zu. Sah den Kerl direkt von vorne.
Er erinnerte ihn an Mister Bean mit ergrautem Haar.
Es war definitiv nicht Ballénius.
55
Mahmud nahm den Auftrag aus drei Gründen ernst: Jorge war ein feiner Kerl, Mahmud spürte es im ganzen Körper – der Latino hatte dieselbe Einstellung wie er, denselben Background. Dazu kam: Mahmud wollte die Jugopisser auf jeden Fall abfucken, ihnen zeigen, dass sie einen ehrenhaften Araber nicht einfach in den Arsch ficken konnten. Selbst Einprozenter mussten sich an die Regeln halten. Und schließlich: Das Ganze war total spannend – der absolute Kommandojob, bei dem er richtig absahnen würde.
Heute war er zum letzten Mal bei Erika Ewaldsson gewesen. Sie führte ihn wie immer in ihr Zimmer. Das Chaos, die Jalousien, die Kaffeebecher – alles war wie immer. Außer einer Sache: Sie redete langsamer als sonst. Und sie wirkte irgendwie sauer. Das war gar nicht ihre Art – eine mies gelaunte Erika saß still da und hielt die Klappe. Heute nicht: Sie redete und sah trotzdem nicht gerade fröhlich aus.
Dann kam ihm ein anderer Gedanke. Vielleicht war sie gar nicht sauer. Vielleicht war sie traurig. Fuck auch, es klang zwar komisch, aber sie würde ihn vielleicht vermissen. Je länger er dasaß und ihrem Gequatsche zuhörte, desto klarer wurde es ihm. Sie kam nicht damit klar, dass heute das letzte Treffen stattfand. Aber was noch merkwürdiger war: Mahmud war ebenfalls nicht gut in Form, war ein bisschen deprimiert oder so. Shit, Erika war irgendwie doch ganz in Ordnung. Er schob den Gedanken beiseite. Versuchte stattdessen, sich Erika nackt vorzustellen, sich ein bisschen lustig über sie zu machen. Sie trug immer weite Kleider. War nicht gerade schlank, aber war sie wirklich fett? Ihre Titten konnten zum Beispiel ziemlich geil sein. Ihr Arsch breit, aber vielleicht hatte er die heißesten Kurven. Es war irgendwie nicht lustig – im Gegenteil. Passte nicht zu einem Gangster wie ihm. Aber schließlich musste er doch innerlich grinsen. Zwischen den Beinen: Sie trug bestimmt den Pik-Damen-Look, buschige Schamhaare. Suuuperschwedisch.
Die Stunde war vorbei.
»Tja, Mahmud, dann sehen wir uns wohl nicht mehr wieder. Ist es für Sie ungewohnt?«
Sie war doch diejenige, die es schade fand. Er machte sich nichts draus.
»Ist schon okay. Sie werden mich bestimmt im Fernsehen sehen, wenn ich Millionär geworden bin.«
Erika lächelte. »Ich dachte, Sie wären bereits Millionär, das sagen Sie doch jedes Mal.«
»Klar bin ich Millionär, ein Kind aus dem Millionenghetto. Haben Sie etwa geglaubt, es würde funktionieren? Uns einfach draußen im Ghetto in ’ne Menge Hochhäuser zu stecken?«
Er konnte es erneut in ihrem Blick lesen: Sie war keineswegs froh. »Ich weiß nicht, Mahmud, aber ich hoffe wirklich, dass es gut für Sie läuft. Nur, wie wollen Sie denn Millionär werden, Sie haben ja noch nicht mal einen Job gefunden.« Vielleicht grinste sie doch ein bisschen.
Mahmud sagte: »Okay, dann sehen wir uns eben bei der Arbeitsvermittlung, oder wie das heißt.«
»Das wäre schön.«
»Ja.«
»Es gibt lediglich einen Ort, an dem ich Sie nicht wiedersehen möchte, Mahmud.«
»Und der wäre?«
»Hier.«
Sie lachten gemeinsam. Mahmud stand auf. Streckte die Hand vor.
Sie
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