Mach sie fertig
wohl nicht privat sein.«
Stille.
»Stimmt es, dass sie als Kassiererin gearbeitet hat?« Er warf einen kurzen Blick nach rechts zu Ingrid Johansson. Niklas antwortete nicht.
In diesem Tenor ging es weiter. Wiederholung, freundliches Infragestellen, Wiederholung. Der Rechtsanwalt konnte nicht viel tun; es war das gute Recht der beiden Polizisten, Fragen zu stellen. Zwei Stunden vergingen. Nochmalige Wiederholung. Unnötig verplemperte Zeit. Seine Kindheit war eigentlich ein wichtiges Thema, das steckte er ihnen. Aber sie kapierten nicht,
wie
wichtig. Sie kapierten nicht, was man tun musste, um solchen Leuten wie Claes Rantzell Einhalt zu gebieten.
Er war es ihnen auch nicht schuldig.
Nur noch zwei Tage bis Silvester. Niklas dachte an Mahmud und die Vorbereitungen. Fragte sich, ob ein Hadschi wie er seine Sachen geregelt kriegen würde: die Waffen, das Fußvolk, den Bolzenschneider. Niklas selbst hatte alles in den Tagen vor seiner Festnahme organisiert. Aber jetzt: Die Zeit drängte. Er hoffte, dass der Araber bis auf weiteres alle Sachen zusammenhatte.
Er versuchte, in der Zelle zu trainieren. Liegestütze, Sit-ups, Übungen für den Trizeps, Rücken, die Beine, Schultern. Er dachte nach, strukturierte, plante. Es musste doch eine Lösung geben. Einen Weg nach draußen. In den Nächten suchten ihn andere, schwarze Gedanken heim. Das Gesicht der Prostituierten. Bilder, wie sie sich an ihr vergriffen, sie misshandelten, vergewaltigten. Spots, die ihre wehrlose Situation, in einem Bett weinend um Hilfe flehend, demonstrierten. Woher kam nur Hilfe? Wo war die Freiheit? Und andere Bilder: Nina Glavmo-Svensén in der Villenidylle. Das Kind auf dem Arm. Die verschlossenen Türen der Villa. Er wusste nicht, ob er träumte oder phantasierte.
Es würde bald wieder ein Haftprüfungstermin stattfinden. Sie hatten bereits zwei hinter sich, allerdings ohne Erfolg. Rechtsanwalt Burtig erklärte. »Zum einen dürfen sie Sie nicht länger als vier Tage festhalten, ohne dass das Gericht einen Haftbefehl erlassen hat. Und zweitens müssen sie alle zwei Wochen einen Termin einberufen Damit können sie Sie zwingen, noch länger hier einzusitzen. Aber ich glaube, wir haben ganz gute Karten. Sie besitzen ja ein Alibi. Und es gibt keine Zeugen. Bis jetzt auch keine technischen Beweismittel; beim SKL haben sie jedenfalls nichts von Ihnen gefunden. Die Frage ist nur, was Ihre Mutter eigentlich ausgesagt hat. Und was sie über die anderen Männer in Ihrem Computer gefunden haben.«
Niklas wusste schon lange, was er antworten sollte: »Ich will einen Termin. Und zwar so bald wie möglich.«
Der Rechtsanwalt machte sich Notizen.
Niklas hatte einen Plan.
* * *
REICHSPOLIZEIDIREKTION
Palme-Gruppe der Reichskriminalpolizei
Datum: 29 . Dezember APAL – 2478 / 07
Bericht
(Geheimhaltung gemäß Kap. 9 § 12 Geheimhaltungsgesetz)
Betreffend den Mord an Claes Rantzell (vorheriger Name Claes Cederholm; Reg. Nr. 24 . 555 )
Ermittlungen bezüglich des Mordes an Claes Rantzell
Das Ermittlungsverfahren im Fall des Mordes an Claes Rantzell (vorheriger Name Claes Cederholm) wird von Kriminalkommissar Stig H. Ronander von der Polizei Söderort geleitet. Ronander erstattet der Palme-Gruppe einen persönlichen Bericht.
Fredrik Särholm, speziell beigeordneter Ermittler der Palme-Gruppe seit dem 12 . September, hat einen Bericht zum Fall Rantzell zusammengestellt (siehe Anlage 1 ).
In einem vom 28 . Oktober datierten Bericht ( APAL 2459 – 07 ) hat die Palme-Gruppe die Fortschritte in den Ermittlungen betreffend des Mordes an Claes Rantzell dargelegt.
In diesem Bericht werden aktuell hinzugekommene Umstände dargelegt, die zusammengefasst wie folgt lauten:
1 . Es wurde Haftbefehl gegen einen gewissen Niklas Brogren erlassen, der dringend des Mordes an Rantzell verdächtigt wird (siehe auch Bericht über den Haftbefehl, Anlage 2 ). Niklas Brogren ist der Sohn von Catharina Brogren, die wiederum Ende der achtziger Jahre und zu Beginn der neunziger Jahre zeitweise Rantzells Lebensgefährtin war und mit ihm zusammenwohnte. Sie hat ausgesagt, dass sie während dieser Zeit mehrfach von Rantzell misshandelt wurde. Auch diverse andere Personen, die mit Catharina Brogren in Kontakt stehen, haben ausgesagt, dass Rantzell sie während dieser Zeit misshandelte (siehe auch Vernehmungsprotokoll, Anlagen 3 – 6 ). Ein Motiv für die Ermordung Rantzells scheint somit vorzuliegen.
2 . Bei
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