Mach sie fertig
Er hatte ihnen ordentlich Angst eingejagt. Sie wollten nicht in ungesetzliche Machenschaften verwickelt werden, schoben die Schuld auf die Leute von der Buchführung. Und die Buchführungsleute – es handelte sich bei allen Unternehmen um ein und dasselbe Wirtschaftsprüferbüro – hatten Insolvenz angemeldet. Die beiden Eigentümer, die auch die einzigen Angestellten waren, wohnten in Spanien. Vielleicht würden Thomas und Hägerström sie erwischen können – in ferner Zukunft.
Weiter: Die Wohnung in der Tegnérgata stand leer. Ballénius war tatsächlich untergetaucht. Thomas gelang es, zwei alte Bekannte von Ballénius und Rantzell aus den letzten Jahren zu erreichen. Sie gaben vor, keine Ahnung zu haben. Sicherlich logen sie ebenfalls – aber ungeachtet dessen schien keiner einen näheren Überblick über die letzten Monate in Rantzells Leben zu besitzen.
Am Tag nach dem Fiasko auf Solvalla fuhren Thomas und Hägerström raus nach Huddinge zu Ballénius’ Tochter, Kristina Swegfors-Ballénius. Sie war jünger, als Thomas gedacht hatte, als sie miteinander telefoniert hatten. Kicki begriff sofort, dass sie Bullen waren. Thomas dachte: Wie kam es nur, dass die Leute es immer gleich sahen?
»Waren Sie es, der mich im Sommer angerufen hat?«, fragte sie, noch bevor sie sich vorgestellt hatten.
Sie setzten sie wie verrückt unter Druck – brachten minutiös alles über sie in Erfahrung. Sie arbeitete schwarz als Kellnerin in einer Kneipe in der Innenstadt. Trotzdem reagierte sie wie die beiden alten Strohmänner. Thomas sagte, wie es war: »Wir werden dafür sorgen, dass Sie Ihren Job verlieren und eine Anzeige wegen Steuerhinterziehung aufgebrummt kriegen, wenn Sie uns nicht erzählen, wie wir an Ihren Vater rankommen.« Aber sie hielt die ganze Zeit an ihrer Aussage fest: »Ich weiß nicht, wo er ist, es ist lange her, dass ich was von ihm gehört hab.«
Sie gaben ihr einen Tag Zeit, sich in dieser Frage schlauzumachen und sich bei ihnen zu melden.
Bestand noch die Möglichkeit, die Orte aufzusuchen, an denen die Unternehmen ansässig waren. Sich umzusehen, ob es dort Leute gab, die Ballénius kannten. Sie würden mit den Banken reden müssen, nachfragen, ob ein bestimmter Betrieb Zahlungen an ihn veranlasste. Eventuell Kunden näher befragen – in Erfahrung bringen, ob irgendeine Person, von der behauptet wurde, dass sie die Unternehmen geleitet hatte, mit denen sie Geschäfte machten, ihnen jemals begegnet war. Es gab noch jede Menge zu tun, und es würde Zeit in Anspruch nehmen. Thomas ging der Gedanke nicht aus dem Kopf: Am Silvesterabend würde dieser Bolinder eine Fete steigen lassen, bei der Ratko und die anderen Jugos anwesend waren beziehungsweise sie organisierten. Er musste es irgendwie ausnutzen. Es musste eine Möglichkeit geben.
Hägerström trank Bier und aß Schokolade. Riss trockene Witze, über die Thomas lachen musste. Auch wenn der Typ ein Verräter war, machte er einen ziemlich lockeren Eindruck. Scharfsinnig, ein Ermittler von Rang. Er saß gerade über einen Stapel Papiere gebeugt, als er aufschaute.
»Ich glaube nicht, dass Kicki sich melden wird.«
»Warum nicht?«, fragte Thomas.
»Ich hab’s ihr einfach angesehen. Mein untrüglicher Instinkt.«
»Wieso untrüglicher Instinkt? So was besitzen Bullen doch gar nicht.«
»Sie mögen recht haben. Aber ich hab einen Kollegen drauf angesetzt, am Handy von Kicki Swegfors-Ballénius ’ne kleine Wanze anzubringen. Wir haben es abgehört, als wir gestern dort waren. Sie hat ihn angerufen.«
»Machen Sie Witze? Dann hätten wir ja ’ne Nummer.«
»Wir haben eine Nummer, aber er hat sie direkt nach dem Telefonat gelöscht. Sie existiert also nicht länger. Und sie sagte ihm, dass jemand nach ihm suche und dass er sie eine Weile nicht anrufen soll. Sie deckt ihn.«
Thomas war sauer, zugleich irritiert – warum hatte Hägerström das nicht vorher erzählt? Er sagte: »Das ist ja zum Mäusemelken. Was für ’ne Fotze.«
»So kann man es auch ausdrücken. Kurz gesagt, ich glaube nicht, dass die Kicki-Spur uns weiterbringt. Deshalb habe ich auch nicht gleich was gesagt. Aber ich hab eine andere Idee.«
Thomas lehnte sich auf dem Sofa vor.
»Ich hab mir die Adressen, unter denen Ballénius gemeldet war, genauer angesehen. Es gibt da ein Muster, was die Postfächer betrifft. Für alle Unternehmen, die noch bestehen, hat er ein Postfach in Hallunda benutzt.«
»Und?«
»Das bedeutet, dass diese Adresse
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