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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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höchstwahrscheinlich noch aktuell ist. Will sagen, dass er dorthin seine Post geschickt bekommt.«
    »Wir fahren sofort hin.«
     
    Eine Stunde später erreichten sie das Zentrum von Hallunda. Thomas war vorsichtig gefahren. Er vergegenwärtigte sich das Chaos in der Stadt: Ein riesiges Schneeunwetter zog wie eine Vorwarnung über Stockholm, dass die Bürger sich für eine Katastrophe wappnen sollten. Bald würde ein neues Jahr beginnen – offensichtlich dieses Mal mit ordentlich viel Schnee.
    Willkommen im Hallunda Centrum. Sie hatten ein eigenes Logo für das Einkaufszentrum entworfen, das auf allen Schildern prangte: Das H in roter Farbe mit einem Punkt dahinter. Thomas musste daran denken, wie es war, als er aufwuchs – in den frühen Achtzigern, noch vor der Zeit der Einkaufszentren –, er und seine Kumpels fuhren immer rein nach Södermalm und liefen dann den gesamten Weg bis zum Sergels torg, indem sie von einem kleinen Laden zum nächsten stromerten. Schallplatten, Klamotten, Stereoanlagen, Comics und Pornohefte. Er sah einen möglichen Zusammenhang: Es war die Zeit vor den Einkaufszentren und lange bevor der Abschaum aus den Vororten die Stadt okkupierte.
    Die Postfachhalle besaß keine Fenster zum Einkaufszentrum. Sie passierten eine anonyme Glastür, suchten die Dienststelle auf einer Tafel mit Namen heraus, nahmen den Fahrstuhl nach oben, bis sie sich oberhalb aller Geschäfte befanden. Postfachhalle stand dort in derselben roten Farbe, die auch die Buchstaben auf dem Schild von Hallunda Centrum besaßen. Der Text darunter lautete: Benötigen Sie ein Postfach? Sind Sie neu in der Stadt und haben noch keinen festen Wohnsitz? Was für ein Bullshit – jeder wusste doch, was für Leute es waren, die Postfächer benutzten.
    Eine Tür. Eine Klingel. Eine Überwachungskamera.
    Thomas klingelte.
    »Postfachhalle, wie können wir Ihnen helfen?«
    »Hallo, wir sind von der Polizei, bitte lassen Sie uns rein.«
    Die Stimme am anderen Ende verstummte. Im Lautsprecher knackte es, als würde er von selbst sprechen. Es vergingen viel zu viele Sekunden. Dann klickte das Türschloss. Thomas und Hägerström traten ein.
    Der Raum: maximal zwanzig Quadratmeter – metallfarbene Postfächer in zwei verschiedenen Größen bedeckten die Wände. Entlang der einen Schmalseite: ein kleiner eingebauter Tresen mit Plexiglas davor. Hinter dem Tresen stand ein übergewichtiger Mann mit einem flaumigen Bart.
    Thomas ging auf ihn zu, hielt seinen Polizeiausweis hoch. Der Typ wirkte völlig verängstigt. Wahrscheinlich versuchte er fieberhaft darauf zu kommen, welche Instruktionen er erhalten hatte, für den Fall, dass ein Bulle auftauchte.
    »Würden Sie bitte hinter dem Tresen hervorkommen?«
    Der Typ in gebrochenem Schwedisch: »Muss ich?«
    »Sie müssen nicht, aber dann werden wir Sie wohl rausziehen müssen.« Thomas versuchte zu lächeln – spürte jedoch, dass es kein freundliches Lächeln wurde.
    Der Typ verschwand für einige Sekunden. Eine Tür neben dem Tresen öffnete sich.
    »Was wollen Sie?«
    »Wir wollen, dass Sie zu einem Ihrer Kunden Kontakt aufnehmen und ihm sagen, dass er herkommen soll.«
    Der Typ überlegte. »Ist das hier eine Hausdurchsuchung?«
    »Da kannst du aber Gift drauf nehmen, mein Junge. Wir haben das Recht, Auskünfte über Ihre Kunden zu bekommen. Das wissen Sie. Und wenn Sie es nicht wissen, dann werd ich dafür sorgen, dass jedes Fach hier drinnen auf Ihre Kosten aufgebrochen wird, auf Ihre Verantwortung. Nur, dass Sie es wissen.«
    Der Postfachtyp blätterte in einem Ordner mit Kundenverträgen. Nach ein paar Minuten: Er fand Ballénius’ Vertrag.
    »Und was werden Sie jetzt tun?«
    Thomas wurde ungeduldig. »Rufen Sie ihn an und sagen Sie ihm, dass er ein Paket bekommen hat, das zu groß ist, um es anzunehmen, und dass er es heute abholen muss, ansonsten würden sie es zurückschicken.«
    »Was sagten Sie?«
    »Reißen Sie sich zusammen. Entweder tun Sie, was ich gerade gesagt habe, oder wir machen Ihnen das Leben ein bisschen zur Hölle.« Thomas betrat demonstrativ den Bereich hinter dem Tresen. Holte Ordner hervor, begann zu blättern. Er fand Ballénius’ Daten. Tatsächlich: Dort stand eine Telefonnummer, die er noch nicht kannte.
    Hägerström beobachtete das Geschehen. Der Postfachtyp blickte verunsichert drein.
    Thomas sah ihn an. »War noch was?«
    Der Postfachtyp sagte nichts.
    Thomas verließ den Bereich hinter dem Tresen wieder. »Sie haben wohl nicht verstanden, was ich

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