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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Verdachtsmomente, die gegen Niklas Brogren vorlagen. Hägerström hatte den Blick auf Ballénius gerichtet. Fünf Minuten vergingen.
    »Sie verstehen, was das hier bedeutet. Niklas Brogren wird vermutlich für den Mord an Claes verurteilt. Aber er war nicht der Täter, oder? Niklas Brogren ist unschuldig. Und diejenigen, die eigentlich dahinterstecken und die auch hinter dem Palme-Mord stecken, werden weiter auf freiem Fuß bleiben. Aber Sie können das ändern, John. Das ist die Chance Ihres Lebens. Und das hängt damit zusammen, dass Hägerström und ich nicht an der regulären Voruntersuchung beteiligt sind. Wir machen das hier privat, nebenbei. Also bleibt alles, was Sie erzählen, unter uns und gelangt nicht an die Öffentlichkeit. Niemals.«
    Ballénius senkte erneut den Blick. Kompakte Stille im Wagen. Jetzt war es warm geworden. Zu warm. Thomas hatte immer noch seine Jacke an. Sah sein Spiegelbild in der Scheibe. Er fühlte sich ausgelaugt. Das hier musste endlich ein Ende haben.
    Hägerström durchbrach die Stille.
    »John, wir sitzen genauso in der Scheiße wie Sie. Sie können sich bei den Bullen erkundigen. Andrén hier ist aufgrund seiner Ermittlungen versetzt worden, und ich bin freigestellt. Wir sind nicht mehr erwünscht, wir sind raus aus dem System. Und wir beschäftigen uns mit dieser Sache nebenbei. Wenn das rauskommt, sind wir als Polizisten geliefert. Verstehen Sie, was ich sage? Sie können einen Ihrer Polizeikontakte anrufen und nachfragen.«
    »Das ist nicht nötig«, sagte Ballénius. »Ich habe bereits von Ihnen gehört.«
    Eine Ader an Ballénius’ Hals pulsierte. »Ich werde reden, allerdings unter zwei Bedingungen.«
    »Und die wären?«
    »Dass Sie mich direkt danach gehen lassen und keinerlei Informationen darüber, wie Sie mich gefunden haben oder was Sie über mich wissen, an Dritte durchsickern lassen.«
    Thomas sah Hägerström an. Dann sagte er: »Das ist okay, vorausgesetzt, Sie vermitteln uns nützliche Informationen.«
    »Das reicht nicht. Wenn es so ist, wie Sie sagen, haben Sie eigentlich nicht das Recht, hier mit mir zu sitzen und mich zu vernehmen. Ich will so was wie eine Sicherheit. Ich möchte mit meinem Handy ein Foto von uns dreien machen. Wenn es Komplikationen geben sollte, werd ich es an einen zuständigen Bullen im Kommissariat weiterleiten, der dann seine eigenen Schlüsse daraus ziehen kann.«
    Ein gefährlicher Kuhhandel. Eine Riesenchance. Ein Megarisiko. Thomas spürte, wie Hägerström zu ihm rüberschielte. Die Entscheidung lag in seiner Hand. Er war von dieser Sache hier persönlich am meisten betroffen. Ihm brannte es am stärksten unter den Nägeln. Er trieb sie am kompromisslosesten voran.
    Thomas sagte: »Okay, der Deal steht. Sie reden, machen das Foto, dann können Sie gehen.«
    Thomas schaltete die Lüftung aus. Die Stille im Wagen kam nahezu einem Schrei gleich.
    Der Kerl öffnete den Mund, als wollte er was sagen. Dann schloss er ihn wieder.
    Thomas starrte ihn an.
    Ballénius lehnte sich zurück. »Okay. Ich werde Ihnen geben, was ich weiß.«
    Thomas spürte, wie er sich anspannte.
    »Ich und Claes waren nicht lange befreundet. In den Achtzigern und Neunzigern hatten wir ’ne ganze Menge miteinander zu tun. Besonders Mitte und Ende der Achtziger, Sie wissen ja, im Oxen und in all den verdammten Firmen, in denen wir saßen, war die Hölle los. Wir haben ’ne Menge Knete zusammen verdient. Aber weder ich noch Claes haben jemals unser Geld zusammenhalten können. Fragen Sie meine Tochter, Sie haben ja Kontakt zu ihr, wenn ich es richtig verstanden hab. Claes hat sein Geld meistens in Sprit umgesetzt, und bei mir können Sie sich ja denken, wohin es floss. Ich habe Pferde schon immer geliebt.«
    John Ballénius fuhr fort, sein Leben und das von Claes Rantzell vor zwanzig Jahren zu beschreiben. Haschpartys, Glücksspielgewinne, Strohmannaufträge, Alkoholprobleme, Ärger und Streit. Erste Geschäftsideen zu Beginn der Neunziger, bevor die Polizei den Umfang des Aufkommens von Scheinfirmen realisiert hatte. Namen flogen vorbei, Thomas kannte einen Teil aus den Storys der älteren Bullen von früher. Orte wurden erwähnt, Wohnungsbordelle, schwarz betriebene Clubs, Drogenverstecke. Es war ein Abriss der damaligen Verhältnisse.
    »Ich hab Claes in den vergangenen Jahren nicht mehr als einmal im Jahr getroffen. Er war ausgebrannt, ich war ausgebrannt. Wir schafften es irgendwie nicht. Aber im Frühjahr hab ich Gerüchte über ihn gehört.

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