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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Offensichtlich lebte er auf einmal wie die Made im Speck, als hätte er Millionen auf Solvalla gewonnen. Und dann rief er mich an. Wir haben mehrfach miteinander telefoniert, dann haben wir uns in ’ner Kneipe auf Söder getroffen.«
    Thomas konnte es nicht abwarten. »Und was sagte er?«
    »Es kommt nicht oft vor, dass ich mich an Sachen erinnere, aber an diesen Abend erinnere ich mich deutlich. Er sah aus wie ’n echter Dandy. Frisch gebügelter Anzug, goldene Uhr am Arm, neues Handy. Und er hatte verflixt gute Laune, bestellte eine Flasche nach der anderen für uns. Als ich ihn fragte, was Sache sei, wollte er den Platz wechseln. Wir setzten uns etwas abseits. Ich weiß noch, wie Claes sich umsah, als wär jeder Gast ’n Zivilfahnder. Es war ja offensichtlich, dass er ein bisschen zu viel Knete verdient hatte, um ’ne weiße Weste zu haben. Aber so hatten wir beide schon immer unser Leben gelebt. Dann erzählte er, lang und breit, wie er nachgedacht hatte, Schiss gekriegt, es kompromisslos eingefordert hatte, und schließlich –
sie
ihn ausbezahlt hatten. Nach all den Jahren hatte er es endlich gewagt, Forderungen zu stellen, und sie taten ihm den Gefallen. Er war, verdammt nochmal, überglücklich.«
    »Und wer waren
sie

    Ballénius schaute Thomas an.
    »Aber das wissen Sie doch längst, oder nicht?«

58
    Niklas hatte immer noch nichts von sich hören lassen, und es war nur noch ein Tag bis Silvester – die Attacke würde ins Wasser fallen. Fuck, was ’n Mist. Mahmud wollte Jorge nicht enttäuschen, sich die versprochene Kohle nicht entgehen lassen, den Jugos ihren Triumph nicht gönnen. Aber ohne den Kommandotypen lief gar nichts.
    Wo war der Typ nur? Mahmud hatte ihm immer wieder, auch heute, SMS geschickt. Sein Zettel im Briefschlitz hatte keine Wirkung gezeigt. Aber er wollte noch ein paar Stunden warten.
    Am Vormittag hatten sie wieder bei ihm zu Hause gesessen. Mit den Waffen rumgespielt. Hatten sich bemüht, nicht zu koksen oder zu paffen. Sie waren ja nicht gerade Experten – auch wenn sie andauernd über Knarren quatschten. Konzentration war wichtig. Sie steckten die Patronen ins Magazin und holten sie wieder raus. Führten sie in die Waffen ein. Flippten mit den Sicherungen, wechselten zwischen Automatik und Halbautomatik.
    Das Wichtigste: Er hatte sich gestern mit Babak getroffen. Erst ein kurzes Telefonat mit ihm geführt. Der Ex-Kumpel war ziemlich kurz angebunden gewesen.
    »Was willst du?«
    »Ey, Mann. Komm schon, wir können doch wieder zusammen abhängen, oder?«
    »Und warum?«
    »Können wir uns nicht mal treffen? Ich erklär es dir dann, versprochen. Walla.«
    Babak ließ sich auf den Vorschlag ein. Sie trafen sich nachmittags im Zentrum von Alby. Mahmud fuhr mit dem Benz hin, obwohl es nur einen Kilometer entfernt lag: wollte Babak zeigen – es lief gut für ihn.
    Draußen schneite es so heftig, als wären sie in Norrland. Große weiche Flocken, die umhergeblasen wurden. Mahmud erinnerte sich noch an das erste Mal, als er Schnee gesehen hatte: sechs Jahre alt, in einem Auffanglager in Västerås. Er war rausgelaufen. War erst ganz vorsichtig über die dünne Schneedecke gegangen. Dann mit der Hand über die Tische gefahren, die draußen standen, hatte genügend zusammengesammelt, um einen Schneeball zu formen. Und schließlich, unter ziemlichem Gekicher – hatte er Jamila attackiert. Beshar war dieses Mal nicht böse geworden. Im Gegenteil, er lachte. Formte selbst einen Ball und warf ihn in Mahmuds Richtung. Er verfehlte ihn. Mahmud wusste bereits damals, als Sechsjähriger, dass er es mit Absicht tat.
     
    Drinnen bei McDonald’s, Alby Centrum: Babak saß wie immer ganz hinten. Hatte sich nicht mal was zu essen gekauft – wenn es nach Babak ginge, würde das hier kein ausgedehntes Treffen werden. Der Kumpel knabberte was aus einer grünen Dose.
    Mahmud begrüßte ihn.
    Babak blieb am Tisch sitzen. Stand nicht auf. Kein Handschlag, keine Umarmung.
    »Shit, Babak, ist ganz schön lange her.«
    Babak nickte. »Tja, ziemlich lange.« Er pickte einige grüne Kugeln aus der Dose.
    Mahmud setzte sich. »Was isst du denn da?«
    »Grüne Wasabi-Erbsen.« Babak legte den Kopf zurück. Machte den Mund weit auf. Warf sich die Erbsen eine nach der anderen ein.
    »Wasabi? Wie Sushizeug, oder was. Bist du etwa unter die Homos gegangen?«
    Babak warf sich noch ein paar Erbsen ein. Sagte nichts.
    Mahmud versuchte es mit einem Grinsen. Der Witz war wie ein plumper Stein zu Boden

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