Mach sie fertig
bist.«
Mahmud verfolgte das Match weiter. Wusste nicht, ob er sich zu Stefanovic drehen oder ob das Gespräch eher unauffällig stattfinden sollte.
»Klar doch. Wenn ihr anfragt, erscheint man besser. Nicht wahr?«
Stefanovic guckte sich ebenso wie er den Fight an.
»So ist es normalerweise, ja.«
Sie saßen schweigend im Lärm um sie herum da.
Ab und an drehte Stefanovic sich zu ’nem Typen um, der auf der anderen Seite saß. Mahmud wusste, wer das war. Ratko. War der Kumpel von ’nem anderen Riesenjugo, Mrado, mit dem Mahmud immer zusammengehangen hatte, bevor er reinwanderte. Es war schon merkwürdig, die Jungs grüßten Mahmud eigentlich regelmäßig, wenn sie sich im Fitnessstudio sahen, aber hier verzogen sie keine Miene. Normalerweise ließ Mahmud sich so etwas nicht bieten. Aber heute war er auf die Jugos angewiesen.
Mahmud ließ seinen Blick über die Arena schweifen. Die Solnahalle: Bestimmt viertausend Leute drängten sich auf den Tribünen. Bodybuilder – einigen nickte er zu –, junge Asys mit etwas zu viel Adrenalin im Körper und zu viel Gel in den Haaren, Kampfsportfreaks, die den Geruch von Blut liebten. Primitivere Versionen seiner selbst – er genoss es, nicht da oben zwischen ihnen zu sitzen. Unten am Ring saß noch eine andere Gang. Eher Anzugträger, mehr Glamour, teure Cartier-Uhren. Älter, gestylter, gesetzter. Neben ihnen fünfundzwanzigjährige Bräute in enganliegenden ausgeschnittenen Tops mit blondgelocktem Haar. Grimmige Leibwächter und Handlanger. Mahmud hoffte, dass er nicht auf jemanden aus Gürhans Gang stieß.
Die Scheinwerfer warfen ihr Licht auf jeden neuen Fighter, der reinkam. An der einen Schmalseite: die Flaggen der jeweiligen Länder der Wettkämpfer im Großformat an die Wand projiziert. An der anderen: das K 1 -Logo und der jeweils vollständige Name des Kämpfers auf einer Banderole:
Masters Cup – Rumble of the Beasts
. Über Lautsprecher wurden ihre Namen, ihre Clubs und ihre Nationalitäten aufgerufen. Bräute mit Silikon, Hotpants und engen Shirts mit Reklame drauf hielten in den Pausen Schilder mit der nächsten Rundennummer hoch. Wackelten mit dem Hintern, während sie sich durch den Ring bewegten, so dass das Publikum lauter johlte als bei ’nem Knockout.
Oben im Ring stand der Conferencier des Abends mit glänzender Laune: Jon Fagert – Vollkontaktlegende, inzwischen anzugtragender Kampfsportlobbyist.
»Meine Damen und Herren, auf den heutigen Abend haben wir alle lange gewartet. Der Abend, an dem wahrer Sportsgeist, intensives Training und vor allem knallharter Fightingspirit die Kämpfe entscheidet. Unser erstes wichtiges Titelmatch heute Abend findet innerhalb des K 1 Max statt, also in der Klasse, in der die Kämpfer nicht mehr als siebzig Kilo wiegen dürfen. Ich begrüße hier oben im Ring zwei Fighter mit achtbaren Erfolgen im Gepäck. Der eine, dreimaliger Sieger des Landesturniers der niederländischen Thaiboxgesellschaft, verdammt schnell, mit gefürchteten Backkicks und den berühmten Jabs mit der Rechten. Der andere, legendärer Vale-Tudo-Fighter mit mehr als zwanzig Knockouts im Verlauf seiner Karriere. Ernesto Fuentes vom Club Muay One in Amsterdam gegen Mark Mikhaleusco vom NHB Fighters Gym in Bukarest – heißen Sie sie hier oben willkommen!«
Mitten im Applaus sagte Stefanovic geradewegs in die Luft, als führte er Selbstgespräche: »Dieser Laberheini da oben ist ’ne echte Lachnummer.« Mahmud tat es ihm gleich – klar, Stefanovic wollte nicht, dass man in der ganzen Arena mitkriegte, dass sie miteinander redeten. Er beobachtete, wie Ernesto Fuentes und Mark Mikhaleusco sich ein letztes Mal vor dem Match dehnten. Dann sagte er geradeheraus: »Und warum?«
»Er kapiert nicht, wer dieses ganze Spektakel eigentlich finanziert. Er glaubt, es ist irgendeine Wohltätigkeitsveranstaltung. Aber das muss ja wohl selbst einer wie er begreifen, wenn man Knete reingesteckt hat, will man dafür auch etwas bekommen. Oder?«
Mahmud hörte eigentlich gar nicht zu, nickte einfach.
Stefanovic fuhr fort. »Wir haben diesen Sport groß gemacht. Kannst du mir folgen? Das Studio, in dem du trainierst, Pancrease, HBS Haninge Fighting School und die anderen Studios. Wir rekrutieren gute Leute von dort. Sorgen dafür, dass der da oben und all die anderen Enthusiasten ein bisschen Spaß haben. Hast du übrigens gewettet?«
Eigenartiges Gespräch. Sie hätten auch über sonst was reden können. Stefanovic verzog keine Miene. Blieb die
Weitere Kostenlose Bücher