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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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unterschiedlichen Pistolen auf, die er selbst besaß. Benjamin sog alles wie ein Schwamm in sich auf. Der Kollege des Schießclubtypen fügte diverse Details hinzu. Redete ein wenig über seine Waffe. Es stellte sich heraus, dass beide Polizisten waren. Ganz richtig – seine Menschenkenntnis hatte ihn nicht betrogen.
     
    Eine Stunde später. Sie quatschten tatsächlich länger über Waffen als die Jungs in der Kaserne da unten. Die beiden Polizisten am Nebentisch waren in Ordnung. Die Kneipe war super. Das Gesprächsthema optimal.
    Benjamin stand auf. Er musste los zu seinem Date. War offenbar sowieso schon spät dran. Schüttelte den Polizisten die Hand. Er und Niklas vereinbarten, etwas später in der Woche wieder zu telefonieren. War Niklas dabei, einen Freund zu gewinnen?
    Einer der beiden Polizisten, derjenige, der nicht Mitglied im Schießclub war, stand ebenfalls auf. Musste offenbar nach Hause zu seiner Familie. Niklas und der Bulle, der sitzen geblieben war, schauten sich an. Irgendwie komisch, noch zu bleiben mit jemandem, den man nicht kannte – aber, zum Teufel, warum nicht?
    Sie bestellten jeder noch ein Bier. Unterhielten sich weiter über Waffen. Niklas wurde langsam betrunken.
    Der Bulle bestellte Beefsteak mit Pfeffersoße. »Ein Klassiker«, wie er sagte. »Hier gibt’s übrigens richtig gute Hausmannskost. Vermutet man nicht unbedingt.«
    Niklas bestellte noch mehr Erdnüsse.
    Als das Waffenthema nach fünfzehn Minuten im Sande verlief, fragte der Polizist: »Und was machen Sie so?«
    »Ich bin auf der Suche nach Arbeit.«
    Niklas hatte gelernt, dass es so hieß. Nicht arbeitslos – das war kein dynamischer Zustand. Man musste sich in Verhandlungen befinden, in Bewegung bleiben, auf der Jagd sein – nach einem Job. Dummes Gerede. Er war nun mal arbeitslos. Und fühlte sich bis jetzt gut dabei. Aber irgendwann würde ihm das Geld ausgehen.
    »Okay. Und was für einen Job suchen Sie?«
    »Ich könnt mir vorstellen, als ’ne Art Wachmann zu arbeiten. Zum Beispiel in der U-Bahn. Aber nichts, wo man nur stillsitzen und ’n Gebäude bewachen muss. Das ist mir zu langweilig.«
    »Das ist gut. Wir brauchen mehr vernünftige Wachleute. Und Leute, die sich trauen zuzupacken. Verstehen Sie, was ich meine?«
    Niklas war nicht ganz sicher, ob er verstand. Der Polyp klang irgendwie verbittert.
    »Ja klar. Ich kann zupacken. Hab hart gearbeitet in meinem Leben.«
    Sie sahen sich an.
    Der Polizist fragte, »Was haben Sie denn bisher gemacht?«
    »Ich war Berufssoldat. Darf eigentlich nicht darüber sprechen.«
    »Das ist verständlich. Wir brauchen Leute wie Sie. Verstehen Sie, was ich meine? Irgendwer muss den Rowdys Einhalt gebieten. Heutzutage verlässt man sich nicht mehr auf die Polizei. Keiner traut sich an die Drecksarbeit. Die Wachleute sind oftmals zu zimperlich. Von uns Polizisten ganz zu schweigen. Neuerdings stellen sie solche Jammerlappen ein, dass man sich fragt, ob richtige Männer inzwischen nur noch eine Minderheit ausmachen.«
    »Sie haben recht. Die Polizei muss mehr Befugnisse bekommen.«
    »Es geht um Fixer, Pädophile, Männer, die ihre Frauen schlagen. Die Leute scheren sich ’nen Dreck drum, solange es sie nicht selbst betrifft. Aber wir dürfen ja nicht hart durchgreifen, denn dann gibt’s ’ne Menge Ärger. Ich will Ihnen eine Sache erzählen. Halten Sie es aus, einem verbitterten alten Bullen zuzuhören?«
    »Absolut.« Es war interessant. Keiner war mehr davon überzeugt als er selbst, dass die Bullen gegen Frauenschläger härter durchgreifen mussten.
    Der Polizist legte los.
    »Ich nehm meinen Job ernst. Ich bemüh mich redlich, dem Pack, das auf dem besten Weg ist, unsere Stadt einzunehmen, Einhalt zu gebieten. Neulich haben sie mich für eine Fahrt mit ’nem Mädel eingeteilt. Frisch gebacken von der Polizeihochschule, ohne jegliche Erfahrung. Schmales, dürres Ding. Ich begreif nicht, wie sie heutzutage ihre Rekrutierungen durchführen. Wie auch immer, wir wurden zu ’nem durchgehend geöffneten Laden beordert, in dem ein Säufer Amok lief und angefangen hatte, das Personal blöd anzumachen. Die Crux war nur, dass ich den Kerl kannte. Er ist ’n alter Boxer, verdammt stark. Aggressiv wie ’n Halbstarker. Aber meine Mitarbeiterin, die blickte irgendwie nicht richtig durch. Es gab Trouble. Der Säufer griff sie an. Sie konnte ihm nichts entgegensetzen. Es gab noch mehr Trouble. Dann griff er auch mich an. Und als wir ihn überwältigen wollten, was gar nicht so

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