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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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beruhigen?«
    »Die beruhigen sich immer. Aber wenn wir Pech haben, wird sich noch irgendein verdammter Politiker dazu äußern. Das beflügelt ja leider bekanntlich die Internen noch mehr. Und dann muss der Polizeipräsident natürlich auch noch über Ihren Arbeitsplatz befinden.«
    »Und wann wird das sein?«
    Adamsson legte beide Hände auf den Schreibtisch. Es waren robuste Hände. Hände, die im Lauf der Zeit eine Menge hatten einstecken müssen: sich an Kanülen gestochen, in Erbrochenem gewühlt, aber letztlich auch mehr Schläge als die meisten ausgeteilt hatten. Er seufzte.
    »Ich habe gerade mit ihm gesprochen. Er wird den Bescheid der ZE abwarten. Wenn es zur Anklage und einer nachfolgenden Verurteilung kommen sollte, besteht das Risiko, dass Sie ganz aufhören müssen. Wenn sie allerdings die Ermittlungen einstellen, ist die Lage hoffnungsvoller, aber selbst dann besteht das Risiko, dass wir Sie versetzen müssen.«
    Thomas wusste nicht, was er erwidern sollte.
    »Andrén, ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich Sie absolut verstehe. Ich habe Ihren Bericht und die Anzeige wegen Misshandlung gelesen. Ich kenne Torsten Göransson ja schon seit langem. Vor ungefähr fünfundzwanzig Jahren war er ein erfolgreicher Boxer. Trainierte im Linnéa. Kennen Sie den Club?«
    »Natürlich.«
    »Eine richtige Bestie. Aber dann ging etwas schief. Oder es ist schon vor dem Boxen etwas schiefgegangen. Wie auch immer, er ist schon mindestens fünfmal wegen Misshandlung verurteilt worden. Summa summarum, ihr beiden habt völlig richtig gehandelt, indem ihr die Schlagstöcke eingesetzt habt. Außerdem ist es ja nicht euer Fehler, wenn die neuen Teleskopschlagstöcke zu schwach sind. Und es ist nicht ihr Fehler, wenn Cecilia Lindqvist zu schwach ist.«
    Thomas nickte zu Adamssons Ausführungen. Er dachte: Wäre es nicht angebracht, dass der Kerl den Vorfall im Leichenschauhaus wenigstens erwähnte? Er sagte jedoch nichts. Antwortete stattdessen: »Genau. Wären wir wie sonst zwei Männer gewesen, dann wären wir auch mit ihm klargekommen, ohne die Schlagstöcke übermäßig einzusetzen. Ich weiß Ihre Unterstützung zu würdigen, Adamsson. Das tut gut. Aber, können Sie mir eine Frage beantworten?«
    »Ich werde mein Bestes tun.«
    »Wer hat eigentlich entschieden, dass ich die besagte Schicht mit dieser Cecilia Lindqvist absolvieren musste? Alle, die mich kennen, wissen doch, dass ich nicht besonders gut mit Mädels kann.«
    »Ich weiß, ehrlich gesagt nicht, wer das entschieden hat. Aber Ljunggren musste für Fransson einspringen, weil der krank war. Also mussten wir jemanden finden. So sind die Regeln, das wissen Sie. Aber ich werde es in Erfahrung bringen.«
    Thomas nickte. Adamsson sagte nichts. Sein Gesichtsausdruck hingegen machte deutlich: Unser Gespräch ist beendet.
    Thomas wollte auf die Sache im Leichenschauhaus zu sprechen kommen. Eine vernünftige Erklärung erhalten.
    Aber es kam keine. Er stand auf.
    »Eine Sache noch, Andrén. Nehmen Sie sich einige Wochen frei. Lassen Sie sich bis zum Ende des Monats krankschreiben, oder so. Das sollten Sie wirklich tun. Es wird nur unangenehm für Sie werden, wenn Sie hierbleiben.«
    Das war eine Order.
     
    Thomas fuhr den Umweg über Norrmalm nach Hause. Brauchte Zeit zum Nachdenken.
    Da fiel es ihm ein: Er konnte nicht genau sagen, was es war, aber Ljunggren hatte sich irgendwie merkwürdig benommen. Erst hatte er darauf gepocht, nach der Arbeit noch gemeinsam ein Bier trinken zu gehen. Und als sie dann im Friden saßen, schien es, als hätte er nichts zu sagen. Ljunggren war sowieso nicht gerade der Gesprächigste – aber dennoch unterhielten sie sich bei solchen Anlässen auf ihre Weise, wechselten das eine oder andere Wort. Analysierten den Tag. Beschwerten sich über die Chefs, unfähige Kollegen. Beurteilten die Frauen auf dem Revier. Doch gestern wirkte Ljunggren irgendwie zerstreut. Wechselte ständig das Thema und griff mehrmals dieselbe Sache wieder auf: den Vorfall mit dem versoffenen Boxer. All das war nicht gerade ungewöhnlich, wenn da nicht nach einer Weile dieser Kommentar von ihm gekommen wäre, kurz bevor sie von den Jungs am Nebentisch angesprochen worden waren. Ljunggren hatte seine Frage regelrecht hervorgepresst. »Du Thomas, du bist doch nicht sauer auf mich, oder? Ich meine, ich wurde ja wegen ’ner anderen Sache reingerufen, deswegen haben sie ja diese Braut geschickt.« Nicht einmal das war verwunderlich, klar, dass er bedauerte, wie es gekommen

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