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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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beteiligt gewesen war, wie man im Dunkeln nachlädt, ob man Waffen mit Olivenöl schmieren kann, wann man Dumdum-Geschosse benutzte. Das Kriegstheater als Schauplatz. Aber im Großen und Ganzen war Benjamin ein Besserwisser – glaubte, dass er alles über Waffen wusste, deren Namen er nicht mal buchstabieren konnte. Niklas erzählte diverse Storys aus dem Irak. Er ließ bestimmte Details wie Namen und so was weg, spürte jedoch, wie sehr er es liebte, das Leben im Sandkasten zu beschreiben. Und dennoch: Keiner, der nicht irgendwelche operative Erfahrung mit Konflikten während eines Krieges besaß, konnte verstehen, worum es ging. So etwas konnte man sich nicht anlesen oder erfassen, indem man Filme ansah und Computerspiele spielte.
    Am Eingang herrschte leichter Tumult. Sie beobachteten das Szenario. Ein Typ um die fünfzig führte eine lautstarke Diskussion mit dem für die Garderobe zuständigen Mann.
    Der Typ hielt in beiden Händen jeweils eine Plastiktüte aus dem Systembolag. Wollte sie offensichtlich in der Garderobe abstellen und außerdem die Erlaubnis bekommen, eine der Flaschen mit reinzunehmen. Niklas und Benjamin schauten sich wieder an. Prusteten los. Aber das Ganze war ein Fake. Der Typ erinnerte Niklas an dunklere Zeiten.
    An den Nebentisch setzten sich zwei großgewachsene Männer. Bestellten jeder ihr Bier. Benjamin betrachtete den einen. Beugte sich vor. Mit leiser Stimme zu Niklas: »Siehst du den Sticker auf seiner Jacke? Er ist offensichtlich im selben Schießclub wie ich. Cool.« Niklas war nicht sonderlich beeindruckt.
    Benjamin begann ihn wieder auszufragen. Niklas hatte den Eindruck, als spräche er jetzt lauter. Etwa, damit die Männer am Nebentisch es mitkriegten? Es war ihm egal. Er begann zu erzählen.
    »Du musst dir vorstellen, dass wir so viel Ausrüstung mitgeschleppt haben, dass wir uns wie ’n wandernder Schrottplatz anhörten, als wir das Basislager verließen, Battle rattle, wie wir es nannten. Walkie-Talkie, Flakjackets, Nachtsichtgeräte, mindestens zwanzig Magazine für jeden, Granaten, Medkits, Helme, Schlafsäcke und Zelte, für den Fall, dass wir nicht am selben Abend zurückkämen, Fresspakete, Radarausrüstung, Karten, alles. Wir gingen davon aus, dass es drei Stunden hin und wieder drei Stunden auf demselben Weg zurück dauern würde. Das einzig Gute an dem ganzen Geschleppe war, dass das Bier sechs Stunden kälter sein würde, wenn wir zurückkämen.«
    Benjamin lachte laut auf.
    Niklas erzählte weiter. »Kurz rein und wieder raus, keiner sollte durch unsere Jungs verletzt werden. So lautet das Prozedere bei dieser Art von Aufträgen. Der Rote Halbmond oder Amnesty International dürfen dann die Punkte vergeben, wenn wir fertig sind. Ganz ehrlich, wir sind es nicht, die diese Dörfer zu Zielscheiben machen. Sie machen sich selbst zu Zielscheiben. Geben den Selbstmordattentätern und ihren Befehlshabern Essen und ’n Dach über dem Kopf. Sie sind doch selber schuld. Was auch immer geschieht, töten wir keinesfalls mehr Leute, als sie mit ihren Autobomben in ganz Bagdad getötet haben.«
    Trotz der Lautstärke hörte Benjamin nicht richtig zu. Sein Blick wanderte hin und her. Immer wieder zu dem Mann am Nebentisch mit dem Emblem des Schießclubs. Schließlich unterbrach Niklas seine Schilderungen.
    »Wenn du dem Typen irgendwas sagen willst, kann ich auch später weiterreden.«
    Benjamin nickte. Wandte sich dem Mann am Nebentisch zu.
    »Ähm, ich muss Sie einfach mal was fragen. Sind Sie aktives Mitglied im Järfälla Pistolklubb?«
    Der Mann drehte langsam den Kopf. Ungefähr so, als würde er denken: Sind Sie etwa nicht ganz dicht? Wie können Sie mich mitten im Gespräch stören? Betrachtete Benjamin eingehend.
    Aber seine Worte waren nicht aggressiv.
    »Yes, ich bin seit über zwölf Jahren dort. Wollen Sie Mitglied werden, oder was?«
    »Ich bin bereits Mitglied. Allerdings erst seit ein paar Monaten. Aber ich muss wirklich sagen, dass es total klasse ist. Wie oft schießen Sie?«
    Niklas beobachtete den Mann. Ihm schien das Gespräch tatsächlich zu gefallen. Der Typ hatte helles Haar, kurzer Schnitt. War eher vierzig als dreißig. Gestreiftes, am Hals offenes Hemd und Bluejeans. Möglicherweise war es die Aufmerksamkeit in seinem Blick, vielleicht aber auch, weil er so gepflegt aussah und trotzdem im Friden abhing. Der Mann musste ein Bulle sein.
    Sie unterhielten sich weiter. Der Typ erzählte vom Schießclub. Nannte die Anzahl der Mitglieder. Zählte die

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