Mach sie fertig
war. Aber das, was er dann ausspuckte – nachdem Thomas mit dem Kopf geschüttelt und beteuert hatte, dass er nichts dafür konnte –, war verdammt faul.
»Andrén, jetzt, wo sie mit diesen ganzen internen Ermittlungen angefangen haben, wirst du doch aufhören, in diesem Hägerströmscheiß weiter rumzuwühlen, oder?«
Erst kapierte Thomas nicht, was er meinte. Doch dann ging ihm auf, worauf seine Frage abzielte. Sein einziger Kommentar lautete: »Ich bin immer noch Bulle. Und ich werde mit der Arbeit weitermachen, die Bullen nun mal tun.«
Thomas fuhr auf die Centralbro in Richtung Slussen. Linker Hand lag Riddarholmen mit allen Gerichtsgebäuden. In denen sie behaupteten, für Gerechtigkeit in Schweden zu sorgen. Frau Justitia sei blind, sagten sie. Das stimmte, sie war wirklich blind.
Er addierte die Fakten. Jemand hatte etwas aus seinem Bericht entfernt. Jemand hatte aus dem Obduktionsbericht des Rechtsmediziners etwas entfernt. Adamsson wollte ihn und Hägerström daran hindern, die Leiche zu fotografieren. Und dann schlug da noch eine Sache zu Buche: Ljunggren hatte ihn dort drinnen im Leichenschauhaus angefunkt – versucht, ihn zu einem Einsatz mitzunehmen, etwas von ’nem Ladendieb im Zentrum von Mörby behauptet. Nicht nur, dass er ihn gebeten hatte, die Mordermittlungen zu beenden, möglicherweise hatte er auch versucht, ihn irrezuführen.
Die vorläufige Analyse: Die Summe aller Ungereimtheiten ließ in seinem Hirn nur eine Erklärung zu. Jemand wollte ihn daran hindern weiterzusuchen. Derjenige war möglicherweise Ljunggren. Aber besaß Jörgen Ljunggren derart viel Einfluss, um das hinzukriegen? Nein, es war nicht Ljunggren. Adamsson? Vielleicht. Thomas musste mehr in Erfahrung bringen.
Aber im Augenblick schiss er darauf. Er musste selbst etwas unternehmen. Auf der Höhe von Slussen wendete er. Fuhr in die entgegengesetzte Richtung.
Zwanzig Minuten später stieg er vor dem Leichenschauhaus in Danderyd aus dem Wagen. Der Himmel war knallblau. Seine Nase tat immer noch höllisch weh. Er musste an den Geruch im Kühlraum denken. Er dachte an Hägerström. Plötzlich überlegte er es sich anders. Setzte sich wieder ins Auto. Rief bei Hägerström an.
Er meldete sich nicht. Thomas sprach ihm eine Nachricht auf den Anrufbeantworter: »Hallo, hier ist Andrén. Heute ist ’ne Menge Mist passiert. Vielleicht wissen Sie es ja schon, aber ich erzähl Ihnen später mehr darüber. Wie auch immer, jedenfalls hab ich vor, jetzt zum Rechtsmediziner reinzugehen. Nur dass Sie es wissen.«
Als er aufgelegt hatte, fiel ihm ein, dass Hägerström eigentlich auf der gegnerischen Seite stand. Illoyalität gegen Polizeikollegen war Hägerströms vorheriges Leben. Die internen Ärsche.
Er ging rein. Der Warteraum und die Rezeption waren genau wie beim letzten Mal leer.
Er drückte den Klingelknopf an der Rezeption. Christian Nilsson, der Sektionsassistent, kam heraus. Er wirkte erstaunt.
»Hej, kann ich Ihnen helfen?«
»Ja, ich war vor ein paar Tagen hier. Andrén, Söderortspolizei.«
»Ja genau, jetzt weiß ich, wer Sie sind.«
Keine ganz ungewöhnliche Reaktion von jemandem, der ihn zuvor nur in Uniform gesehen hatte. Als wäre er in Zivil ein völlig anderer Mensch. Im Hinblick auf den Adamssonvorfall müsste dieser unbedeutende Sektionsassistent allerdings ein besseres Gedächtnis haben.
»Sie sind Christian Nilsson?«
»Ja, der bin ich.«
Thomas senkte die Stimme. Unnötig, zu laut zu sprechen. Nilsson könnte angesichts der Vorstellung, dass jemand in den Warteraum käme und mithörte, möglicherweise in Stress geraten.
»Sie waren bei der Obduktion der Leiche anwesend, die ich und mein Kollege uns neulich angeguckt haben, als wir hier waren?«
»Ich erinnere mich, ehrlich gesagt, nicht genau, in der letzten Zeit lag ziemlich viel an.«
»Okay. Dann kann ich Ihnen sagen, dass Sie anwesend waren. Das ist auch im Obduktionsbericht vermerkt. Das Gesicht des Toten war im Prinzip bis zur Unkenntlichkeit zerschlagen, und der Kerl besaß keine Zähne mehr, so dass wir mehr Input für die Identifikation benötigen. Können Sie mir eine Sache erklären? Gab es irgendwelche Auffälligkeiten am rechten Arm des Opfers?«
»Soweit ich mich erinnern kann, ging es ein wenig tumultartig zu, als Sie das letzte Mal hier waren. Und ich kann Ihnen versichern, dass ich mich nicht mehr an alle Details der Obduktion erinnere, leider. Aber wenn Sie wollen, kann ich meine Akte holen, dann können Sie selber
Weitere Kostenlose Bücher