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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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von Essen«, wie er fand.
    Tumba im Sommer, nahezu menschenleer, außer ein paar Jugendlichen, die nichts zu tun hatten. Mahmud kam gegen Viertel vor fünf dorthin, setzte sich an einen Tisch nahe dem Ausgang.
    Vor den Tischen draußen, mehr oder weniger auf dem Bürgersteig geparkt: ein gigantischer Range Rover mit getönten Scheiben. Mahmud konnte Ratko erkennen. Beide Hände auf dem Lenkrad, knallharte Miene. Wenn die Bullen oder irgendeine Knöllchentante auftauchen sollte, würde er sofort die Biege machen müssen. Auf der anderen Straßenseite: ein BMW mit noch dunkleren Scheiben. Mahmud konnte nicht sehen, wer drin saß, aber sein Kontakt, Stefanovic, hatte ihn instruiert: »Wenn irgendwas schiefläuft, rufst du an. Ich sitze in der Nähe.«
    Mahmud wartete. Beobachtete die Kids weiter hinten auf der Straße. Erkannte sich in ihnen selbst wieder. Musste an die Marihuanapflanzen denken, die Robert in der Wohnung gezüchtet hatte, die er für seine Tante hüten sollte.
    Er fragte sich, warum Wisam nicht auftauchte. Gestern am Telefon hatte er noch ganz positiv geklungen. Mahmud stolz auf sein Friseur- und Solariumgequatsche, die erfundenen Geschäftsideen, die er sich in der Küche seines Vaters ausgedacht hatte – eigentlich war es Jamilas Idee gewesen. Und das über den Kampf. Mahmud kannte die Argumente – hatte Leute von früher getroffen, die über nichts anderes mehr redeten. Der weltweite Hass der USA gegen die Rechtgläubigen. Die Konspiration der Juden, die einen Krieg gegen die Muslime anzettelten, indem sie Nine-eleven initiierten. Der kolonialistische Imperialistenkapitalismus Großbritanniens. Doch Mahmud wusste es besser: Cash war King. Die verkappten Judenamis, die danach strebten, Leute wie ihn zu unterdrücken, besaßen nicht genügend Macht. Die englischen Scheißlords, die seine Brüder bewusst dominieren wollten, waren nicht gerade viele. Geldmangel war das Problem. Und die Antwort lag auf der Hand. Seine Leute mussten Kohle auftreiben. Sobald man Geld hatte, löste sich alles von allein. Insbesondere für ihn.
    Es wurde Viertel nach fünf. Wisam war immer noch nicht aufgetaucht. Stefanovic hatte ihn instruiert: Wir können mit dem Range Rover nicht mehr als zwanzig Minuten warten. Das Risiko dienstbeflissener Politessen oder Bullen zu hoch.
    Weitere Minuten vergingen. Mahmud kapierte nicht, was los war.
    Er sah auf die Uhr seines Handys. Achtzehn nach fünf. Kacke auch.
    Dann: auf Höhe des Zebrastreifens – da kam er: Wisam. Jogginghosen. Collegepulli. Sneakers. Richtiger Ghettostil. Mahmud erstaunt über seine eigenen Gedanken: Mach ich auch wirklich das Richtige? Der Typ ist einer von uns. Ein Vororttyp mit Stil. Mein Bruder.
    Es funktionierte nicht. Er verdrängte den Gedanken.
    Wisam passierte den Range Rover. Sah Mahmud. Nickte. Zugleich: Zwei Kerle sprangen aus dem Wagen. Dunkle Jeans. Lederjacken. Jugo
classique
. Schlossen zu Wisam auf. Der eine sagte etwas zu ihm. Der andere hielt etwas in der Hand. Richtete es auf Wisams Bauch. Wisam riss die Augen auf. Sah runter auf seinen Bauch. Dann schien es, als würde er erschlaffen. Die Kerle lotsten ihn zum Range Rover. Starteten.
    Mahmud stand auf. Legte einen Hunderter auf den Tisch. Pfiff aufs Wechselgeld. Sah, wie der Range Rover die Querstraße hinauffuhr, hinter der Kuppe verschwand.
    * * *
    Unten im Keller war es immer still. Aber die Stille störte Niklas nicht. Eigentlich mochte er sie; sie gab ihm Zeit nachzudenken. Aber er hasste die Dunkelheit. Oder eher das Risiko, dass es dunkel wurde. Denn wenn man den Lichtschalter nicht oft genug betätigte, schaltete sich die Beleuchtung automatisch aus. Er hatte sein eigenes System, es war ganz einfach. Er drückte alle zwei Minuten auf den Schalter, um kein Risiko einzugehen. Gut, dass er die Uhr lesen konnte.
    Als er runterkam, zog er das Eishockeyspiel hervor. Es war alt. Die Außenstürmer konnten nicht wie bei neueren Versionen hinter den Torwart gelangen. Allerdings konnte der Torwart selbst hinter das Tor geraten, was eine große Gefahr in sich barg – das Tor war unbewacht. Doch im Augenblick spielte es keine Rolle, er konnte sich ja nicht selbst reinlegen. Stattdessen übte er Pässe. Der rechte Stürmer zum Center, der wiederum aufs Tor schoss. Der rechte Verteidiger vor zum Center, der ein Tor schoss. Der Center zurück zum rechten Stürmer, der mit der Rückseite des Schlägers auf den Puck drosch, rein ins Ziel.
    Er war eigentlich ziemlich gut. Schade, dass sie

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