Mach sie fertig
Thomas drehte den Kopf weg – es kitzelte. Er kam nicht zur Ruhe. Åsa streichelte ihn an der Innenseite des Oberschenkels. Er verschränkte die Beine. Sie streichelte seine Brust. Er lag still. Schließlich gab sie auf. Rollte auf ihre Seite des Bettes zurück.
Um zehn Uhr vormittags rief Thomas Hägerström an.
Er klang kurzatmig, als er sich meldete.
»Hej, ich bin’s.«
»Andrén, es scheint, als brächten Sie Unheil mit sich.«
»Wovon reden Sie?«
»Ich bin versetzt worden. Von den Ermittlungen freigestellt.«
Thomas blickte aus dem Fenster. Sah niemanden draußen auf der Straße. Nach dem, was er gerade gehört hatte, wurde ihm heiß und kalt.
»Wovon reden Sie da? Das kann nicht wahr sein. Sie machen Witze.«
»Ich mache genauso wenig Witze, wie die Leute von der Internen sie gerade mit Ihnen machen. Bin heute zu meinem Chef zitiert worden. Es schien ihm nicht angemessen, mich weiterhin mit den Ermittlungen zu betrauen. Und zwar vor dem Hintergrund, dass Sie ebenfalls darin verwickelt seien und jetzt vom Dienst suspendiert wurden. Mein Chef meinte, dass es gut wäre, wenn alle Beteiligten ausgetauscht würden.«
»Ja, aber das ist ja absoluter Blödsinn. Da ist doch ’ne Verschwörung.«
»Ja, das ist Blödsinn. Weiß auch nicht, was ich glauben soll. Verdammt auch, dass Sie diesen Säufer da zusammenschlagen mussten.«
»Sie, das will ich nicht noch mal hören. Der Kerl war absolut lebensgefährlich, und sie haben mich zusammen mit ’nem schmächtigen Mädel von gerade mal sechzig Kilo losgeschickt. Wir mussten ganz einfach unsere Schlagstöcke benutzen. Sie können also beruhigt sein.«
Hägerströms Kurzatmigkeit am anderen Ende der Leitung schien zuzunehmen.
»Ich komme von den Internen, vergessen Sie das nicht. Meine Ohren stellen sich bei derart lächerlichen Rechtfertigungen inzwischen auf Durchzug. Es gibt immer Ausreden. Aber das ist dummes Geschwätz. Sie haben sich einen Ausrutscher geleistet, Gewalt gegen einen Menschen ausgeübt, und ich weiß, dass Sie es viele Male zuvor auch schon getan haben.«
»Hägerström, reißen Sie sich zusammen. Seien Sie doch nicht kindisch.«
»Sie glauben offensichtlich, dass Sie mit mir rumspringen können, wie Sie wollen. War wirklich nett, Sie kennenzulernen. Wiederhören.«
Hägerström warf den Hörer auf die Gabel.
Thomas starrte weiter aus dem Fenster. Den Hörer immer noch in der Hand. Er zitterte. Selbst Hägerström weigerte sich zu verstehen, warum die Situation in Aspudden dermaßen ausgeartet war. Das Schmalspurdenken der Internen war offenbar nicht so leicht zu durchbrechen. Was für ein verdammtes Arschloch. Unbegreiflich, wie dieser Mann ihm auch nur ansatzweise hatte sympathisch sein können.
Jetzt war er auf sich allein gestellt. Er allein gegen den drohenden Unbekannten. Allein gegen ein internes Ermittlungsverfahren. Allein auf der Jagd nach einem Mörder.
Er legte sich aufs Bett. Schaffte es nicht, am Auto rumzupuzzeln. Wollte seinen Fuß auch nicht ins Revier setzen, blöd angegafft werden, verhöhnt, sich zum Gespött der Leute machen.
Versuchte, einen Mittagsschlaf zu halten. Keine Chance – es war gerade mal halb elf. Er war nicht müde, aber dennoch völlig kaputt.
Sein Kopf fühlte sich leer an.
Er blieb liegen. Keine Kraft aufzustehen.
Er musste trotz allem eingeschlafen sein. Wurde vom Klingeln seines Mobiltelefons geweckt. Fühlte sich groggy. Fingerte nach dem Handy. Kannte die Nummer nicht. Versuchte zu verbergen, wie verwirrt und schlaftrunken er war.
»Ja hallo, Andrén hier.«
»Hej, ich heiße Stefan Rudjman. Ich weiß nicht, ob Sie mich kennen.« Leichter Akzent. Thomas kannte die Stimme nicht. Zugleich: Der Nachname kam ihm irgendwie bekannt vor.
»Ich werde auch Stefanovic genannt.«
Thomas skeptisch. Ging auf Distanz. Konnte das hier mit der Drohung gegen ihn und Åsa neulich Nacht zu tun haben?
»Aha, und was wollen Sie?«
»Wir haben erfahren, dass Sie bei der Arbeit in Schwierigkeiten geraten sind. Wir haben ein Angebot für Sie, von dem wir glauben, dass es sehr attraktiv sein könnte.«
»Wissen Sie, ich lasse mich von Ihren Drohungen nicht beeindrucken.«
Stefanovic schwieg etwas zu lange – handelte es sich um echtes Erstaunen oder um eine bewusst eingelegte Kunstpause?
»Sie müssen mich missverstanden haben. Das hier hat ganz und gar nichts mit einer Drohung zu tun. Wir sind davon überzeugt, dass unser Angebot ungeahnte Möglichkeiten für Sie bereithält. Es geht um
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