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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Ihren Job. Sind Sie bereit, sich mit uns zu treffen?«
    Thomas kapierte nicht, wovon der Typ redete. Geschäftsgebaren verbunden mit slawischem Akzent. Irgendetwas stimmte da nicht.
    »Ich weiß nicht, wer Sie sind, und verstehe auch nicht, worum es geht. Würden Sie bitte so nett sein und mir erklären, um welchen Job es geht?«
    »Das kann ich gerne tun. Aber ich glaube, dass es besser ist, wenn wir uns sehen. Dann können wir es Ihnen detaillierter erläutern. Die Konditionen könnten von Vorteil für Sie sein. Warum dem Ganzen nicht eine Chance geben? Wir treffen uns und besprechen die Sache. Wann haben Sie Zeit?«
    Thomas wusste nicht, was er antworten sollte. War das etwa irgend so ein verdammtes Telefonmarketing? Handelte es sich um einen blöden Scherz? Andererseits: Er hatte ja eh nichts Besseres vor. Es war sowieso alles für die Katz. Er konnte sich genauso gut mit diesem Menschen treffen, wer auch immer er sein mochte.
    »Ich könnte zum Beispiel heute.«
    »Das ist besser als erwartet. Wir holen Sie ab. Sollen wir sagen, um vier Uhr? Passt das?«
     
    Sie fuhren durch den Tunnel unter Söder hindurch. Der Berufsverkehr hatte noch nicht eingesetzt. Auf dem Sveaväg stadtauswärts. Nach rechts in Richtung Roslagstull. Und den Valhallaväg runter. Dann auf den Lidingöväg. Schließlich bogen sie in den Fiskartorpsväg ein.
    Thomas fragte sich, wohin sie unterwegs waren. Der Mann am Steuer hatte sich lediglich als Slobodan vorgestellt und Thomas gebeten, auf der Rückbank des Range Rovers Platz zu nehmen.
    Sie fuhren schweigend. Thomas hätte gern seine Dienstwaffe bei sich gehabt, doch die hatte er abgeben müssen, als sie das interne Ermittlungsverfahren einleiteten.
    Entlang der Strecke blickte er auf die abwechslungsreiche Vegetation des Lill-Janswaldes.
    Sie bogen auf einen schmalen Kiesweg ein und fuhren einen Berg hinauf.
    Schließlich hielt der Wagen. Slobodan bat ihn auszusteigen.
    Thomas war noch nie zuvor an diesem Ort gewesen.
    Sie befanden sich auf einer Anhöhe. Ein Gebäude lag vor ihnen: ein zwanzig Meter hoher Turm. Es musste der Skisprungturm im Lill-Janswald sein. Thomas kannte ihn aus seiner Kindheit. Er hatte ihn mit seinen Eltern mal von weitem gesehen. Damals, als die Winter noch richtige Winter waren. Jemand hatte den Turm kürzlich renoviert. Der Beton glänzte im Sonnenlicht.
    Ein kräftig gebauter Mann kam auf ihn zu. Er sah aus, als sei er um die dreißig. Trug dunkelblaue Baumwollhosen mit Bügelfalte und ein akkurat gebügeltes Hemd.
    Der Mann streckte die Hand vor.
    »Hej Thomas, wie schön, dass Sie so spontan kommen konnten. Ich bin Stefanovic.«
    Stefanovic führte Thomas in den Turm und ging mit ihm die Treppe hinauf.
    Ganz oben im Turm befand sich ein großer Raum. Mit Fenstern, die in drei Richtungen wiesen. Thomas sah hinaus über den Lill-Janswald. In Richtung Östermalm. Weiter entfernt konnte er Stadshuset, das Rathaus, erkennen. Kirchtürme und die Hochhäuser am Hötorget. Am Horizont: Globen. Stockholm besaß eine ziemliche Ausdehnung.
    Eine Sofagruppe, ein Esstisch mit sechs Stühlen, eine Minibar an der fensterlosen Wand, gefüllt mit Flaschen und Gläsern. Von einem der Sofas erhob sich ein Mann. Kam langsam auf Thomas zu. Schüttelte ihm mit festem Händedruck die Hand.
    »Hej Thomas. Danke, dass Sie so kurzfristig kommen konnten. Das ist wunderbar. Ich heiße Radovan Kranjic. Ich weiß nicht, ob Sie mich kennen.« Der Mann hatte denselben slawischen Akzent wie Stefanovic.
    Thomas kapierte sofort. Es war nicht irgendwer, den er da vor sich hatte. Radovan Kranjic: alias der Jugoboss, alias R, alias der Gottvater von Stockholm. Ein Mann, dessen Name die unbedeutenden Kleinkriminellen nicht mal in den Mund zu nehmen wagten. Dessen Ruf härter war als Granit. Eine Legende in der Unterwelt von Stockholm. Ein bizarres Gefühl. Zugleich spannend.
    »Ja, ich kenne Sie. Sie haben, wie soll ich mich ausdrücken, einen gewissen Ruf in der Welt, in der ich arbeite.«
    Radovan lächelte. Der Kerl strahlte einen Respekt aus wie Marlon Brando in
Der Pate
.
    »Die Leute reden so viel. Aber wenn ich es richtig verstanden habe, besitzen Sie auch einen
gewissen
Ruf.«
    Normalerweise: Thomas wäre sofort in die Defensive gegangen, wenn jemand so etwas angedeutet hätte. Aber bei diesem Kerl hier nicht – er war ja in gewisser Weise vom selben Schrot und Korn, das spürte er instinktiv. Stattdessen lachte er laut.
    Sie setzten sich auf die Sofas. Radovan fragte: »Darf ich Ihnen

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