Mach sie fertig
mich.«
Seine Mutter schrie. Sackte in sich zusammen.
Claes versetzte ihr einen Tritt in den Bauch.
Niklas rannte in sein Zimmer. Bevor er die Tür schloss, sah er, wie Claes noch einmal auf sie eintrat. Dieses Mal gegen den Kopf.
Er kniff die Augen zusammen und hielt sich die Ohren zu.
Die Schreie hörte er trotzdem noch.
Er versuchte, an die Ratte im Keller zu denken.
Teil 2
(zwei Monate später)
26
Die Zeit vergeht schnell, hat man erst einmal eine Berufung. Eine Lebensaufgabe. Ein Leitmotiv: Si vis pacem, para bellum. Willst du Frieden, musst du für den Krieg rüsten.
Niklas joggte dreimal in der Woche. Machte danach Liegestütze, Bauch- und Rückenübungen. Trainierte jeden Tag mit dem Messer. Studierte die Atmung ein, die Kontrolle, das richtige Gefühl. Bereitete sich vor. Mobilisierte alle Kräfte. Eins war grundsätzlich sicher: Ein kleiner Krieg erfordert genauso gründliche Vorbereitungen wie ein großer. Der einzige Unterschied besteht in der Anzahl der Männer.
Heute absolvierte er seine gewöhnliche Joggingrunde. Über den asphaltierten Hof der Schule in Aspudden. Dreistöckiges Gebäude mit gelber Ziegelfassade, hohen Fenstern, die genügend Licht reinließen. Nicht wie bei den Lehmbunkern in Afghanistan, in denen sieben Kinder sich ein Schulbuch teilten. Auf dem Schulhof wimmelte es nur so von Kids. Die Schule hatte nach den Sommerferien also wieder begonnen. Niklas beobachtete sie näher. Wild, schreiend, undiszipliniert. Eigentlich hatte er keinen richtigen Zugang zu Kindern. Trotzdem nahm er die Gruppenbildung wahr. Die Jungs für sich, die Mädchen in einer anderen Ecke. Und die Untergruppierungen: die Angepassten, die Sportlichen, die Gefährlichen. Er sah die Gewalt. Ein Junge, höchstens zehn Jahre alt, in Jeans mit Löchern über den Knien: schubste ein gleichaltriges Mädchen. Sie fiel hin. Weinte. Lag am Boden. Allein mit sich und der Welt. Der Junge lief zurück zu seiner Gang. Zurück zur Gemeinschaft, in die Gruppe. Niklas wägte ab: ob er auf den Jungen zugehen und ihm die eine oder andere Lektion übers Schubsen beibringen sollte. Ihn dazu bringen, sich hundertmal mehr ausgeliefert zu fühlen als das Mädchen. Doch im Augenblick war es nicht angebracht.
Ende August. Die Sonne wärmte nicht mehr so richtig: Der geringste kühle Windhauch, und es würde eine kalte Laufrunde werden.
Die vergangenen Wochen waren hektisch gewesen, bedeutsam, aufschlussreich. Die Strategie begann sich zu festigen. Die Krisenherde sich zu konkretisieren. Alles spitzte sich auf einen Angriff zu. Si vis pacem, para bellum.
Er spürte, wie sich die Wärme in seinem Körper ausbreitete. Zuerst im Sack, dann in den Beinen und im Kopf.
Er dachte an die letzten Monate zurück.
Zwei Tage, nachdem er an die Liste mit den Namen der Frauen aus Alla Kvinnors Hus gekommen war, suchte er im Internet nach den Namen und Telefonnummern. Bei dreien von ihnen konnte er weder einen vollständigen Namen noch eine Adresse herausfinden, möglicherweise waren sie geheim. Er notierte: insgesamt acht vollständige Namen mit den dazugehörigen Adressen.
Er dachte nach. Wie sollte er weiter vorgehen? Listete denkbare Informationsquellen auf. Kam nur auf eine – das Finanzamt. Rief dort an, checkte, ob die Frauen verheiratet waren, und wenn ja, mit wem, oder ob jemand anderes unter den betreffenden Adressen gemeldet war. Sein Tageswerk: die Namen von sechs Typen inklusive Adressen auf dem Zettel. Sechs Frauenschläger – sechs illegale Kombattanten.
Am Tag darauf. Niklas tätigte seine erste Investition – ein DCU , wie er es nannte: Data Control Unit. Das heißt, er besorgte sich bei Elgiganten einen Laptop und beantragte einen Breitband-Internetzugang.
Die gesamte folgende Woche: Er bearbeitete seine Pläne am Computer. Machte sich Notizen. Erstellte Ordner für die unterschiedlichen Aufgabenbereiche, die Informationen über jede Person auf der Liste. Nach vier Tagen erhielt er den Internetanschluss. Jetzt konnte er seine Recherche ernsthaft beginnen. Er versuchte seine Unterlagen zu strukturieren. Zu sortieren. Analysieren.
Das Wichtigste: Er benötigte ein Auto. Aber nicht minder wichtig: Ausrüstung für seine Espionnage privé. Nach innen gerichtete Türspione, wasserdichte Überwachungskameras, zusätzliche Kameralinsen, Wanzen, Kopfhörer, ein Fernglas mit Nachtsichtfunktion, Aufnahmegeräte, gefälschte Nummernschilder. Das ganze Sortiment.
Er suchte im Internet auf diversen Websites für
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