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Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Titel: Machen Sie sich frei Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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schrecklich. Furchtbar. Mein Traum. So lebhaft. Wir warteten alle in St. Swithin auf die Königin... Professor Oliphant, der Gesundheitsminister, du, ich, alle -«
    »Aber das scheinst du jetzt ständig zu träumen.«
    »Ich weiß. Aber diesmal war es anders. Niemand von uns hatte Kleider an.«
    »Ach, diese Träume sind viel zu häufig, um sie zu erzählen.« Josephine fand die nächtlichen Erlebnisse ihres Gatten außerordentlich langweilig.
    »Seltsam, diese Traumpsychologie«, sinnierte der Dean. »Ich könnte an der Tür unseres Nachbars klopfen und Bonaccords Nachfolger darüber befragen. Zu Bonaccord selbst hätte ich natürlich niemals ein Wort von meinen Träumen erwähnt. Er war so verrückt wie eine Springmaus - selbst für einen Psychiater.«
    Der Dean setzte sich auf, während die Flut der
    Erinnerungen die Traumgebilde der Nacht hinweg-' schwemmte. »Mein Gott, dein Bruder Auberon wohnt ja bei uns. Du mußt den Kerl heute noch loswerden.«
    Josephine blickte ihn kühl an. »Wohin soll er gehen?«
    »Natürlich zurück zu Samantha. Sie sagte mir gestern am Telefon, daß er sie regelmäßig alle sechs Monate verlasse.«
    »Auberon ist ein kranker Mann.«
    »Himmel, Arsch und Zwirn, er ist so gesund wie Cassius Clay in seinen besten Zeiten.«
    »Lionel, du bist in letzter Zeit so vulgär. Ich weiß nicht, was deine Studenten davon halten. Jedenfalls möchte Auberon deine Schreibmaschine ausborgen und einen Platz haben, wo er in Ruhe arbeiten kann. Er arbeitet immer drei Stunden vor dem Mittagessen. Das sei die einzige Möglichkeit, sagte er. Selbstdisziplin sei der Schlüssel zum literarischen Erfolg - anscheinend machten es Tolstoi, Flaubert und alle diese Leute ebenso. Allerdings leidet Auberon im Augenblick an einer Blockierung.«
    »Ich empfehle Paraffin oder Rizinusöl.«
    »Eine geistige Blockierung. Er ist in einer suizidalen Stimmung.«
    »Ich begreife nicht, warum du dich so um ihn sorgst. Mit mir verglichen hat er einen ganz trivalen Beruf. Ich bin sicher, ich könnte jede beliebige Anzahl Romane schreiben, wenn ich die Zeit dazu hätte.« Das Telefon neben seinem Bett läutete. »Ja? Hier Sir Lionel Lychfield.«
    »Hier spricht Gerry Oliphant.«
    Der Dean zuckte zusammen. Die Stimme erinnerte ihn immer an das Knarren einer alten Gartentür in einer windigen Nacht. »Ich bin eben beim Frühsport.«
    »Und ich bin beim Frühstück. Dean - sprichst du Deutsch?«
    »Nein, so weit bin ich noch nicht. Ich beende diese Woche Französisch.«
    »Französisch hilft leider wenig bei Professor Stutzenburg, das versuchte ich schon. Es hat bloß ein Zusammenschlagen der Hacken hervorgerufen. Wie ein Maschinengewehr. Es geht mir auf die Nerven.«
    »Diese verdammten Ausländer - ich meine, unsere sehr verehrten Kollegen aus Europa — sollten doch erst nächste Woche eintreffen.«
    »Eben. Aber du bist ja so beschäftigt mit deinen königlichen Pantomimen, daß du alles andere vernachlässigst.«
    »Seit wir in das neue Gebäude eingezogen sind, befindet sich unser Sekretariat in einem totalen Chaos«, brummte der Dean.
    »Richtig. Und wenn wir schon dabei sind, meine Privatdusche im Operationstrakt ist zwar mit zahlreichen interessanten Hebeln ausgestattet, aber die Leitungen sind leider falsch installiert. Jedesmal, wenn ich die Dusche benutze, versucht sie mir mit kochendem Wasser die Haut vom Leib zu schälen.«
    »Ich werde jemanden schicken.« Der Dean wollte den Hörer niederlegen.
    »Der Wäscheschacht von meinen Operationssälen ist vorzüglich, aber warum kommen immer bloß die Schürzen der Krankenschwestern zurück? Und warum ist der Kaffee im Speisezimmer des Personals kochend heiß und in der Cafeteria der Studenten immer eiskalt? Während es bei der Suppe umgekehrt ist.«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    »Es wird dich allerdings trösten, zu erfahren, daß die Buletten in beiden Betrieben noch ebenso schlecht sind wie in unseren Studententagen. Der Herr Professor schlägt schon wieder die Hacken zusammen. Ich muß gehen.«
    Der Dean legte den Hörer auf die Gabel. »Ich glaube, meine Liebe, ich werde meine weichen Eier heute im Bett zu mir nehmen. Ich fühle mich zu schwach, um Auberon auszuhalten.«
    Eine Stunde später schlich der Dean lautlos die Treppe hinunter. Als er seinen schwarzen Homburg nahm und aus dem Haus schlüpfte, konnte er bereits aus seinem Studierzimmer die zögernden Anschläge einer Schreibmaschine hören. Auberon Dougal, mit einem der Wochenendpullover des Dean

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