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Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Titel: Machen Sie sich frei Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Mirabelle-Restaurant in Mayfair kommend - vor St. Swithin einem Taxi, ging rasch durch die automatische Tür und suchte in einem auf der Marmorwand angebrachten Wegweiser nach der psychiatrischen Abteilung. Dreißigster Stock. Er nahm den Aufzug und sah bereits beim Aussteigen den Namen Dr. M’Turk auf der gegenüberliegenden Tür. Er klopfte und trat ein.
    »Ach, mein Patient.« Dr. M’Turk stand auf, um ihn mit flatternden Händen zu begrüßen. Sie trug einen braunen Wildlederhosenanzug mit Lederfransen an allen freien Säumen; ihr blondes Haar war in einem Pferdeschwanz gebändigt. Der Raum, stellte Auberon befriedigt fest, war hell und freundlich und roch nach frischer Farbe. Die Ärztin stand hinter einem kleinen modernen Schreibtisch, auf dem die rosa Marmorbüste eines bärtigen Mannes zu sehen war. Er nahm an, es müsse sich um Freud handeln. Sie wies auf eine bequem aussehende Couch mit einer dunkelroten Decke. Auberon setzte sich.
    »Ich möchte Ihnen gleich zu Beginn beichten, Dr. M’Turk.«
    Sie setzte sich nahe zu ihm. »Bitte Maggie. Ich verwende immer den Vornamen. So wichtig, um den Rapport herzustellen.«
    »Was ist Rapport?«
    »Das Glas brechen, das zwischen uns liegt.« Mit der flachen Hand machte sie polierende Bewegungen. »Erfolg haben mit dem permanenten Versuch, den anderen zu verstehen - ein Versuch, der so häufig und so kläglich versagt.«
    Er nahm sich vor, den Satz in seinem nächsten Buch zu verwenden. »Also, Maggie, ich bin ein Betrüger.«
    Sie blickte ihn erstaunt an. »Sind Sie von Schuldgefühlen gequält?«
    »Um ehrlich zu sein, ja, ein wenig«, gab er munter zu. »Wissen Sie, mir fehlt überhaupt nichts. Nicht das geringste. Weder körperlich noch geistig noch seelisch. Letzten Samstag kam ich nicht zu Ihnen, um ärztlichen Rat zu erhalten, sondern in der Absicht, Material für einen Roman zu sammeln. Seitdem schäme ich mich ein wenig. Daher beschloß ich, es Ihnen zu beichten. Hoffentlich sind Sie jetzt nicht böse auf mich?«
    Zart strich sie über seine Brauen. »Armes, armes krankes Kind.«
    Auberon rückte ein wenig weg. »Ganz ehrlich, es geht mir ausgezeichnet. Wissen Sie, ich verließ soeben meine Frau, Mrs. Samantha Dougal, die Sie aus dem Fernsehen kennen werden.«
    Dr. M’Turk nickte. »Ich hoffe bloß, sie tut nur so. Es wäre unentschuldbar, wenn sie ehrlich wäre.«
    »Nun, ein wenig von beidem. Sie ist das, was man eine Exhibitionistin nennt. Und sie gehört zu den unverbesserlichen Menschen, von denen Virginia Woolf schreibt, daß sie mit ihren Fingern in den Seelen anderer Menschen wühlen. Doch genug von Samantha. Seit wir getrennt sind, esse ich wie ein Drescher, schlafe wie ein Sack und habe die köstlichsten pornographischen Träume.«
    »Sie sind nicht gesund, Auberon.« Dr. M’Turk fuhr fort, seine Stirn zu streicheln, das blasse Gesicht nahe dem seinen. Ihre blauen Augen schienen ihm so groß wie Katzenaugen im Dunkeln. »Sie sind krank, krank, krank.« Er erschrak. »Sprechen Sie weiter.«
    »Sie bedürfen dringend meiner Pflege.«
    »Tatsächlich?«
    »In Wahrheit sind Sie ganz schrecklich neurotisch«, erklärte sie sanft. »Wie alle großen Künstler. Beethoven, Proust, van Gogh.« Auberons Gesicht erhellte sich. »Der kreative Akt selbst ist natürlich ein psychopathisches Symptom. Er zeigt eine kolossal unstabile Persönlichkeit an. Beethoven war durch und durch asozial. Deshalb findet man an so vielen Häusern in Wien Gedenktafeln. Er mußte fortwährend umziehen. Und van Gogh hatte die Neigung, seine Ohren abzuschneiden. Sie, Auberon, sind ein typischer Hysteriker.«
    »Aber ich glaube, ich hatte nie in meinem Leben einen hysterischen Anfall.« Seine Stimme klang besorgt.
    »In der Psychiatrie hat das Wort >hysterisch< eine spezielle Bedeutung«, fuhr sie leise fort. »Es gilt für jene, deren Emotionen - obwohl sie oft kraftvoll und dramatisch ausgedrückt werden - nur Regentropfen und Sonnenstrahlen auf der Oberfläche eines Meeres sind; die Tiefen bleiben unberührt.«
    Auberon kratzte sein Ohr. »Ja, vielleicht... Wenn ich zum Beispiel an meine Streitigkeiten mit Samantha zurückdenke, dann stimmt das.«
    »Waren Sie ein Bettnässer?«
    »Ich glaube kaum.«
    »Sind Sie ein Hypochonder? Wie Carlyle mit seinem Magen?«
    »Wenn man bei Lionel Lychfield wohnt, fällt es schwer, etwas anderes zu sein. Er kommt nach Hause und spricht von gräßlichen Krankheiten, als wären sie Blumen in seinem Garten.«
    »Aber sind Sie ein Hypochonder?«

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