Machen Sie sich frei Herr Doktor!
hinzu.
»Richtig. Genau wie meine Frau Samantha.«
Dr. M’Turk legte den Kugelschreiber weg. »Auberon, ich habe bereits entschieden, welche Behandelung die richtige für Sie ist. Sie liegt auf der Hand. Ich glaube mit ihr viel bessere Resultate zu erzielen und viel schnellere als mit den herkömmlichen Methoden.«
»Nichts Gefährliches, hoffe ich?« fragte er rasch.
»O nein, ganz und gar nicht.«
»Ich möchte kein Versuchskaninchen für etwas sein, das man noch nicht entsprechend erprobt hat.«
Sie stand auf und ging mit zusammengepreßten Händen gedankenverloren durchs Zimmer. »Ich nehme an, Sie haben bereits von einer Form der Psychotherapie gehört, die in den USA viel praktiziert wird - man nennt sie >Liebesbehandlung«
Auberon setzte sich abrupt auf. »Meinen Sie, daß Patient und Psychiater sich gemeinsam auf die Couch legen?« — »Richtig. Natürlich ist es nur eine der in Frage kommenden Therapien. Man könnte auch Elektroschocks geben. Doch die Behandlung hat sich in bestimmten Fällen bewährt - die natürlich nach den objektiven wissenschaftlichen Richtlinien des Psychiaters ausgewählt werden müssen.«
»Was eine beachtliche Erfahrung voraussetzt«, stimmte er rasch zu.
»Das glaube ich annehmen zu dürfen. Ich habe eine Diagnose gestellt, Auberon, und vermute, daß in Ihrem speziellen Fall eine solche Therapie überaus erfolgreich wäre. Überflüssig zu sagen, daß Sie dies als völlig angebrachte und einwandfreie Aktivität auffassen müssen. Es ist eine Therapie und kein Vergnügen. Mit einer täglichen Dosis Medizin vergleichbar.«
»Täglich?« Auberon hatte bereits seinen Rock halb ausgezogen. »Maggie, Sie können meiner vollsten Kooperation sicher sein.«
Sie lag auf der Couch und umarmte ihn mit zitternden Händen. »Oh, Auberon, ich möchte mich dir schenken. Natürlich im Interesse der Wissenschaft. Aber ich möchte mich so gern hingeben.«
»Maggie, ich -« Er hielt inne. »Wie steht es mit deinem Mann? Und seinen kleinen Operationen? Hat er die gleiche Ansicht über die Behandlungsmethoden?«
»Hamish und ich haben keine Zeit für kleinliche bürgerliche Eifersucht«, sagte sie atemlos. »Sie stärkt die Familieneinheit, die - wie jedermann weiß - das Gefängnis der Seele ist.« Sie hielt ihn zurück, als er den Rock gänzlich ablegen wollte. »Nein, nein. Nicht jetzt. Jeden Augenblick kann eine Krankenschwester hereinkommen.«
»Wann also?« fragte er eifrig.
»Komm Donnerstag hierher. Gegen Mittag.«
»Ich kann es kaum erwarten...« Er runzelte die Stirn. »Komisch. Irgend etwas geschieht nächsten Donnerstag mittag. Ach ja, der Dean und die offizielle Eröffnung durch die Königin.«
»Stimmt.« Sie klatschte aufgeregt in die Hände.
»Alle Konsultationen sind abgesagt, und jeder wird vollauf mit den Festlichkeiten beschäftigt sein. Wir können damit rechnen, völlig ungestört zu bleiben.«
»Großartig. Du bist eine kluge Frau.«
»Wenn du das sagst, klingt es wirklich schmeichelhaft, Auberon.«
»Ja, aber wie steht es mit all diesen Neurosen und Phobien, die ich habe?« erinnerte er sich.
»Ach, die haben alle«, sagte sie leichthin. »Erst seit der Erfindung der Psychiatrie hält man die kleinen Verrücktheiten der Menschen für anormal.«
13
»Ich fürchte, du weißt auch keine amüsanten Geschichten?« fragte der Dean bedrückt seine Frau, als er an diesem Montagabend um halb sieben das Wohnzimmer betrat.
»Es ist zum Verzweifeln. Im Komitee der Liga der Freunde erzählen sie doch sicher manchmal witzige Geschichten?«
»Leider nehmen wir uns sehr ernst, mein Lieber.«
Die Eingangstür fiel zu. »Wer war das?« fragte der Dean gereizt.
»Auberon. Ein Filmproduzent lud ihn ins Ambassadeur ein.«
Der Dean schloß das Eckkästchen auf. »Wie lang wird der Kerl noch hierbleiben? Er muß zu Samantha nach Guildford zurück - zumindest, um seine Wäsche abzuholen. Es stört mich, daß er fortwährend meine Sachen trägt. Wenn er sich umbringt, soll er es in seinen eigenen Unterhosen tun.«
»Es ist erstaunlich, wie deine Kleider ihm passen, Liebling. Dabei sieht Auberon viel robuster aus als du.«
Der Dean brummte vor sich hin, während er zwei Gläser Sherry einschenkte.
»Ich habe nie verstanden, wie Samantha es so lang mit diesem nichtssagenden Tunichtgut aushalten konnte. Besonders, wo sie so viel Wert auf viktorianische Tugenden wie harte Arbeit, Sparsamkeit und Karbolseife legt.«
»Du erwähntest nie, daß du Samantha trafst, als du
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