Machen Sie sich frei Herr Doktor!
elektrischen Schlag.«
»Du wirst es lernen. Komm nur. Besser, du ziehst auch einen weißen Mantel an. Dort oben schwimmt alles in öl.«
Der Professor durchbohrte ihn mit seinem Blick.
Aus trauriger Erfahrung wußte der Dean, daß es kein Entrinnen gab. »Ich muß der Königin und dem Herzog sagen, daß sie gehen können.« Professor Oliphant zog die Brauen hoch. »Ich meine, meiner Tochter und meinem Assistenten. Sie sind, wie auf dem Schwarzen Brett zu lesen, die Doubles.«
Mit einer Handbewegung bedeutete er dem auf einer Bank sitzenden Paar, daß es gehen könne, und ließ sich vom Professor zum Aufzug führen.
»Ich verstehe nicht, warum wir nicht einfach an einem meiner freien Nachmittage zum Standesamt gehen und heiraten können«, fuhr Clem Undercroft in seiner Unterhaltung mit Faith fort. »Sicher läßt sich das ohne Schwierigkeiten arrangieren. Die Leute heiraten fortwährend - an jedem Wochentag. Es scheint einfacher zu sein, als ein neues Auto geliefert zu bekommen. Und dein Vater muß nicht einmal etwas davon wissen, bis es eine vollzogene Tatsache ist.«
»Nein, Clem, nein.« Faith’ Augen waren halb geschlossen, ihr Mund offen, sie atmete schwer. »Führe mich nicht in Versuchung, bitte, führ mich nicht in Versuchung. Es zerreißt mich innerlich.«
»Übrigens, warum soll dein Vater etwas dagegen haben? Und selbst wenn, wen kümmert das?« Es klang weniger herausfordernd als trotzig. »Er ist ein alter Narr. Wenn es nach ihm ginge, würde kein Mensch je heiraten oder irgendeinen Spaß im Leben haben.«
Sie drückte verstohlen seine Hand. »Das ist es nicht, Clem. Es ist etwas anderes.«
»Behaupte ja nicht, daß du zu jung bist.« Faith stellte befriedigt fest, daß er ausgesprochen unglücklich aussah, besonders da seine Brille noch schiefer saß als gewöhnlich. »Heutzutage ist ein Mädchen mit siebzehn eine reife Frau. Du könntest ganz legal bereits ein springlebendiges Kind haben. Natürlich bin ich noch kein fertiger Arzt«, fügte er hinzu. »Ich darf den Parkplatz der Ärzte nicht benutzen und keine Leichen zur Kremation einweisen und solche Sachen. Und dein Alter muß mir nach sechs Monaten ein Zertifikat ausstellen, daß ich meine Pflichten befriedigend erfüllt habe.« Clems Gesicht verdüsterte sich plötzlich. »Mein Gott, das habe ich vergessen. Dein Vater weigerte sich, einem seiner Hilfsärzte dieses Zertifikat zu geben, weil dieser an einem regnerischen Nachmittag seinen Schirm genommen hatte.«
»Oh, Clem«, flüsterte Faith, »wie du um meinetwillen leiden mußt!«
»Ja, und es macht mich fertig. Ich will dich, seit ich dich zum erstenmal sah. Als wir Königin und Herzog sein mußten. Zum Glück stritt dein Vater mit dem alten Ollie, sonst hätten wir keine Chance gehabt, uns dort beim Parkplatz richtig kennenzulernen.«
»Aber, Clem, es kann nicht sein.«
»Warum nicht, um Himmels willen?« Er hielt inne und richtete seine Brille. »Wenn du mich schon nicht heiraten willst, kann ich dich dann wenigstens abends einmal in ein chinesisches Restaurant ausführen?«
Faith sah ihn feierlich an. »Ich verstehe dein Problem, Clem.«
»Ich weiß, ich habe keinen Charme.«
»Du willst meinen Körper besitzen.«
»Nun, um ehrlich zu sein, ich hätte nichts dagegen«, stimmte er zu.
»Alle Männer sind gleich. Sie wollen meinen Körper besitzen. Ich habe einen anderen.«
Er sah sie verständnislos an. »Einen anderen Körper?«
»Nein. Einen anderen Mann.«
»Doch nicht einen dieser jämmerlichen Studenten - «
»Nein, Clem. Er ist wesentlich älter. Reif. Erfahren und kultiviert. Witzig und berühmt.«
»Nur so weiter«, rief Clem.
»Der weltberühmte Schriftsteller Auberon Dougal.«
»Noch nie von ihm gehört.«
»Er schreibt herrliche Bücher. Letzten Samstag wollte er mich vergewaltigen.« Clem war sprachlos.
»Ich wehrte ihn ab. Doch ich glaube, er wird es wieder versuchen. Das Vergewaltigen ist bei ihm chronisch.«
Sie schwiegen. »Willst du nicht auf mein Zimmer im Ärztetrakt kommen?« schlug Clem zögernd vor. »Ich habe tolle Platten. Ich verspreche, dich nicht zu vergewaltigen. Oder auch das Gegenteil, wenn du willst.«
»Ich muß sehr ernsthaft überlegen, ob ich mich dir hingebe, Clem. Aber jedenfalls komme ich deine tollen Platten anhören. Wie wäre es mit nächstem Donnerstag um zwölf Uhr?«
»Fabelhaft.« Er hielt inne. »Wart’ einmal. Zwölf Uhr nächsten Donnerstag - das ist eine halbe Stunde bevor die Königin kommt.«
»Ich weiß. Dann
Weitere Kostenlose Bücher