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Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Titel: Machen Sie sich frei Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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ganz allein durch die Strip-Lokale von Soho zogst - letzten Donnerstag nach dem Rugger-Dinner.«
    Der Dean verschüttete seinen Sherry. »Wer erzählte dir das?«
    »Ich habe meine Quellen.«
    »Ich mußte beweisen, daß ich kein Spielverderber bin, das war alles.«
    »So wie zur Zeit deines Spitaldienstes, als du im Krankenschwesterntrakt Feueralarm gabst, um die Krankenschwestern im Nachthemd mit der Leiter aus den Fenstern zu retten, nicht?«
    Der Dean wurde rot. »Jedenfalls war das, was letzten Donnerstag geboten wurde, überaus langweilig. Vor allem für einen Mann wie mich, der mehr nacktes Fleisch gesehen hat, als Samantha warme Abendessen hatte. Außerdem war ich mit Sir Lancelot. Er bestand darauf, daß wir weggingen, bevor die zwei Mädchen im Bad etwas Interessantes boten.«
    Josephine lachte. »Es ist immer gut, bestätigt zu sehen, daß der eigene Gatte ein ebenso normaler Mann ist wie alle anderen.«
    Das Telefon läutete.
    »Ich gehe. Vermutlich die Liga der Freunde.«
    Der Dean goß sich einen zweiten Sherry ein. Er saß in seinem Lehnstuhl, nippte an seinem Glas, lauschte der undeutlichen Stimme seiner Frau im Vorzimmer und fragte sich, welche der Schlangen, die er an seinem Busen genährt, ihn verraten hatte. Er hatte einen anstrengenden Tag hinter sich, aber jetzt lag ein gemütlicher Abend vor ihm - ein gutes Dinner, vielleicht ein wenig Mozart, ein Blick in die medizinischen Zeitschriften. Er sah auf die Uhr. Wann hatte die Strip-Show begonnen? Es wäre lustig gewesen zu sehen, was diese Mädchen im Bad aufführten.
    Josephine kam zurück. »Wer war es?« fragte er.
    »Samantha.«
    »Oh. Wollte vermutlich Auberon sprechen?«
    »Nein. Auberon soll nicht einmal erfahren, daß sie anrief.«
    »Wo ist sie? Zweifellos in Guildford?«
    »Im Gefängnis.«
    »Nun, sie kann schließlich nicht die ganze Woche zu Hause sitzen...« Der Dean sprang auf. »Wo, sagst du, ist sie?«
    »Im Gefängnis. Um präzis zu sein, in einer Zelle der Polizeistation Curzon Street.«
    »Wie, in Gottes Namen, kam sie dorthin?«
    »Sie ließ ein paar Sachen in einem Geschäft mitgehen und griff einen Polizisten tätlich an.«
    »Sie muß wahnsinnig geworden sein. Wahnsinnig. Wenn das in die Zeitungen kommt, wird das furchtbar für sie sein. Wird ihre Karriere und ihr Einkommen ruinieren.«
    »Es kommt bestimmt in die Zeitungen, Lionel. Eingesperrt werden gehört zu den Dingen, die man nicht diskret erledigen kann.«
    Der Dean verschränkte die Hände auf dem Rücken und ging nervös auf und ab. »Ich sehe die Schlagzeilen der Morgenzeitungen vor mir - >Mrs. Samantha Dougal, des Diebstahls und der Amtsehrenbeleidigung angeklagt.< Grotesk. So grotesk, wie wenn der Erzbischof von Canterbury den Derbysieger auf den Platz führt. Welcher Laden war es denn? Was klaute sie?«
    »Plushroses in Picadilly. Sie nahm eine kleine Büchse Kaviar und einen durchsichtigen Damenschlüpfer mit.«
    Der Dean zuckte zusammen. »Es wäre nicht so schlimm, wenn sie etwas Ordentliches mitgenommen hätte - einen Spaten aus der Gartenabteilung. Oder ein Buch ihres Mannes.«
    »Du mußt sofort nach Curzon Street fahren, Lionel.«
    »Aber wir essen doch jetzt.«
    »Nein, wir essen jetzt nicht. Du kannst doch nicht zulassen, daß die Vorsitzende der Liga der Freunde von St. Swithin die Nacht auf einer Strohmatte verbringt?«
    »Kann sie keine Kaution erlegen wie die Studenten nach den Rugger-Dinners?«
    »Nein. Offenbar ist der Polizist, den sie tätlich angriff, ganz außer sich. Zuerst dachte man, er sei das Opfer einer Bande geworden.«
    »Und was soll ich tun? Sie werden Samantha kaum freilassen, weil ich freundlich darum bitte.«
    »Vielleicht doch, wenn du sagst, du bist ihr Arzt. Sag ihnen, sie ist krank.«
    »Aber sie ist nicht krank.«
    »Natürlich ist sie es. Samantha hätte so etwas nie getan, wenn sie bei vollem Verstand wäre. Sie klang auch am Telefon ganz hysterisch.«
    »Gut, gut«, stimmte der Dean widerwillig zu. »Obwohl das eigentlich Auberons Angelegenheit ist. Er sollte an ihrer Seite in der Zelle sitzen, anstatt fortwährend in teuren Restaurants zu schlemmen.«
    Er nahm seinen schwarzen Homburg und reversierte den neuen Rolls aus der Garage. Während er dies tat, vollführte er einen kleinen psychologischen Purzelbaum.
    Wieder einmal versuchte er sich einzureden, daß er für seine Schwägerin keine besondere Zuneigung empfand.
    Eher, sagte er sich, während er durch die Lazar Row fuhr, empfand er eine absolut cerebrale Zuneigung

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