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Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Titel: Machen Sie sich frei Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Sie rückte noch näher. »Überlegen Sie.«
    »Sicher habe ich eine anfällige Konstitution. Ja, vielleicht haben Sie recht.«
    »Gehören Sie zu den ordentlichen Menschen?«
    »Komisch, daß Sie das fragen. Samantha beklagte sich fortwährend, daß ich darauf bestand, die Dinge im Haus immer auf ihren bestimmten Platz zu legen. Sie war natürlich sehr schlampig.«
    »Ach! Sie haben Zwangsvorstellungen.«
    »Tatsächlich?«
    »Sie sind im Analstadium stehengeblieben.«
    »Das klingt unangenehm.«
    »Sind Sie deprimiert?«
    »Manchmal.«
    »Und euphorisch?«
    »Manchmal.«
    »Machen Sie sich Sorgen?«
    »Vor allem jetzt.«
    »Mein armer Auberon! Es tut mir leid, Ihnen sagen zu müssen, daß Sie ein hypochondrischer, hysterischer, manisch-depressiver, angstneurotisch anal fixierter Psychopath sind.«
    »Meine Güte.« Er bedeckte sein Gesicht mit den Händen. »Ich hatte keine Ahnung, daß ich in einem solchen Zustand bin. Als ich hier hereinkam, war ich völlig zufrieden. Fühlte mich in ausgezeichneter Verfassung.«
    »Zum Glück kamen Sie rechtzeitig. Sie dachten bloß, daß Sie völlig gesund sind; das ist es. Psychologisch gesprochen sind Sie eine Grabstätte; innen ist alles verwest.«
    Er faßte mit beiden Händen nach ihrer Hand. »Können Sie mich heilen?«
    »Ja.« Sie warf den Kopf zurück. »Ja, das kann ich.«
    »Oh, Gott sei Dank.«
    »Wenn Sie mir restlos vertrauen.«
    »Absolut. Ich verspreche es.« Er zögerte. »Wie lange wird es dauern?«
    »Jahre. Vielleicht mehrere Jahre.«
    Auberon fand diese Aussicht nicht unangenehm. »Was muß ich tun?«
    Sie stand auf und machte eine weit ausladende Bewegung. »Legen Sie sich auf die Couch. Entspannen Sie sich.«
    »Wie soll ich mich entspannen, wenn ich eben erfahren habe, daß mein Inneres so verschlungen ist wie ein Spaghettigericht?«
    Sie beugte sich über ihn und strich ihm über die Wange. »Sie müssen es versuchen, Auberon. Oder ich muß die Vorhänge zuziehen und sie hypnotisieren.«
    »Das klingt ganz angenehm.«
    »Glauben Sie?« Sie sah ihn durchdringend an. Dann ging sie zu ihrem Schreibtisch und fuhr in sachlichem Ton fort: »Ich bin überzeugt, daß Sie einer meiner interessantesten Fälle sind.«
    »Soll das ein Kompliment sein oder eine Warnung?«
    »Sie sind ein ausgezeichnetes Objekt für eine Analyse. Sie sind überaus beeinflußbar und werden auf meine Befehle zufriedenstellend reagieren.«
    »Wirklich?«
    »Legen Sie sich bitte nieder.«
    Er warf sich auf die Couch.
    »So.« Sie nahm ihren Kugelschreiber, setzte sich neben die rosa Marmorbüste Freuds und begann in einer blauen Mappe zu schreiben. Sie trug - wie Auberon bemerkte - die Aufschrift DEM PATIENTEN NICHT ZU ZEIGEN. »Beginnen wir. Die Krankengeschichte. Kindheit. Litten Sie unter Zornanfällen, Nägelbeißen, Stottern, Alpträumen, Angst vor geschlossenen Räumen, Angst vor offenen Räumen, Angst vor der Dunkelheit, Schlafwandeln, Schulphobie, Zuckungen?«
    »Häufig.«
    Sie notierte etwas. »Jetzt zum Beruf. Wie viele Jobs?«
    »Bevor mein erstes Buch erschien, versuchte ich fast alle manuellen Arbeiten vom Betonmischen bis zum Croupier in einem Spielkasino.«
    »Armselige Tätigkeiten. Familienleben. Inzest?«
    »Nein, solche Familienspiele kannten wir nicht.«
    Sie schrieb eine Zeile. »Sexuelle Praktiken und Neigungen, Masturbation, Homosexualität, heterosexuelle Erfahrungen? Während, vor und außerhalb der Ehe? Machen Sie sich darüber Sorgen?«
    »Ist Ihnen Ihre kleine Eigenheit schon aufgefallen? Ihre Hände flattern wie Kolibris über das Papier, während Sie sich die nächste Frage zurechtlegen.«
    »Tatsächlich?« Sie inspizierte ihre Finger.
    Auberon stützte sich auf den Ellbogen. »Wissen Sie, daß Sie einen aufregend großen Mund haben, der bei einer Frau auf Sinnlichkeit schließen läßt?«
    »Das stimmt nicht.«
    »Nun, Männer glauben es jedenfalls. Und das läuft auf das gleiche hinaus, nicht? Wissen Sie, es ist seltsam, aber ich hätte nie gedacht, daß es weibliche Psychiater gibt.«
    »Ich hoffe, Sie sind nicht gegen die Emanzipationsbewegung der Frauen?« fragte sie scharf.
    »Im Gegenteil. Ich mag Frauen. Frauen als Menschen - wenn es überhaupt möglich ist, sie als solche zu sehen. Sie sind nicht aggressiv, wollen immer gefallen und tun alles für einen Mann, wenn er hinreichend nett zu ihnen ist oder sie genügend schlecht behandelt.«
    »Und sie sehen in der leisesten beruflichen Kritik eine persönliche Beleidigung«, fügte sie

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