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Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Titel: Machen Sie sich frei Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Sekunde später hielt er ihren warmen, zitternden Körper in den Armen, und sie schluchzte an seiner Schulter, wobei sie den Homburg fast zu Fall brachte.
    »Schon gut, schon gut.« Der Dean streichelte sie beruhigend. »Aber was, um Himmels willen, ist geschehen?«
    »Ich weiß nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Ich war so aufgeregt, daß Auberon mich verlassen hat, nehme ich an.«
    »Aber tut er das nicht öfter? Zweimal im Jahr, soviel ich weiß?«
    »Ja. Doch diesmal hatte ich das Gefühl, es sei für immer. Er nahm alle seine Kreditkarten mit.« Sie zog aus der Tasche des Deans ein Taschentuch und putzte sich die Nase. »Ich kam in die Stadt, um meine Sendung für nächsten Sonntag aufzuzeichnen, und dann ging ich zu Plushroses, weil ich im Innersten spürte, daß ich irgend etwas Luxuriöses brauchte, um mich zu trösten. Dort muß mein Gehirn völlig ausgesetzt haben. Als mich dieser weibliche Detektiv draußen aufhielt, konnte ich es einfach nicht glauben. Was dann geschah, weiß ich nicht mehr genau. Ich muß wild geworden sein. Wird der Polizist mit dem Leben davonkommen?«
    »Samantha«, erklärte der Dean mit Pathos. »Ich bin gekommen, um dich fortzuholen.«
    »Oh, Lionel!«
    Sie begann wieder zu schluchzen und zog ihn fester an sich. Der Dean tätschelte sie aufmunternd. »Hör zu, Samantha. Ich habe mir alles überlegt. Bitte morgen in der Greek Street um Freilassung gegen Kaution für einen Monat. Unterdessen verschaffe ich dir die beste Rechtsberatung, die es gibt - Mr. Humphrey Fletcher-Boote. Er ist ein alter Schulfreund, der alles für mich tut. Ein großartiger Experte im Strafrecht, mit dem du unglücklicherweise in Konflikt geraten bist. Man nennt ihn der Scarlet Pimpernel von Old Bailey. Hätte er die berühmten Posträuber beraten, sie wären nicht nur freigekommen, sondern hätten noch die Lokomotive als Andenken behalten dürfen.«
    »Oh, Lionel!«
    »Schon gut, schon gut.«
    Der Dean streichelte ihre Wange und kitzelte ganz zufällig ihr Ohrläppchen. Plötzlich bemerkte er, daß die beiden Polizisten ihn neugierig beobachteten. Er schob Samantha von sich.
    »Sie ist eine sehr empfindsame Patientin, Herr Inspektor. Man muß sie mit sehr großem Mitgefühl behandeln.«
    Wieder grinste der Inspektor. »Kann ich Ihr Autogramm haben, Mrs. Dougal? Die Kinder werden ganz aufgeregt sein, wenn ich Ihnen erzähle, daß ich Sie kennenlernte.«
    »Wird Ihre Sonntagssendung viel interessanter machen«, fügte der Polizist hinzu. »Wir wollten nach Southend fahren, aber in diesem Fall bleiben wir zu Hause und sehen fern.«
    »Sehr unangenehm«, knurrte der Dean, als er mit Samantha hinauseilte.
    »Die Polizei schien das Ganze als eine Art Scherz zu behandeln; dabei war sie Zeuge einer Tragödie. Diese Männer haben wirklich eine sehr unseriöse Einstellung zu ihrer Arbeit. Ich werde dem Polizeipräsidenten einen scharfen Brief schreiben. Ja, Inspektor?« fragte er, als sich ihnen ein anderer Polizist von der Straße näherte.
    »Hatten Sie auf der Wachstube zu tun, Sir?«
    »Natürlich. Ich bin nicht den ganzen Weg von Nordlondon hergefahren, um den Verlust eines Hundes anzumelden.«
    »Tut mir leid, Sir, aber ich muß Sie wegen verbotenen Parkens aufschreiben. Sie standen genau vor dem Gefängnis! Komisch, nicht?«

14

    Bevor der Dean am nächsten Morgen erwachte - es war Dienstag, nur noch zwei Tage bis zum Besuch der Königin -, hatte Sir Lancelot Spratt bereits sein Frühstück beendet. Die Uhren auf dem Schiff waren um einige Stunden vorgestellt worden. Sir Lancelots Mahlzeit bestand aus Porridge mit Rohzucker und Rahm, gedünsteten Feigen, Heringen, Eiern, Speck, Nieren, Würsten und gebratenen Pilzen. Zum Abschluß wählte er ein Reisgericht, eine Papuafrucht, Toast mit Oxford-Marmelade und zwei Tassen Kaffee. In T-Shirt und Khakishorts inspizierte er die Speisenkarte, um festzustellen, was er zu versäumen gezwungen war - den Bismarckhering, das Madras-Curry, den Bückling aus Aberdeen, elf verschiedene Eiergerichte, die Passionsfrucht, das Lammkotelett, Gebäck mit Hochlandhonig, amerikanische Waffeln, heiße Schokolade, Schinken aus York...
    »Das kommt wohl von den harten Tagen, die die Matrosen früher durchmachten«, murmelte er. »Ihre Diät aus Zwieback und eingepökeltem Fleisch. Atavistische Erinnerungen zwingen die Schiffahrtsgesellschaften dazu, jetzt so üppig aufzutischen. Obwohl Gott allein weiß, wie sich das auf mein Gewicht auswirken wird.« Er nahm sich vor, morgen den

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