Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Titel: Machen Sie sich frei Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
Vom Netzwerk:
schrecklichen Zeit, wo es so viel geistige Labilität gibt.«
    »In der Schulaufführung letzte Weihnachten spielte Miss Clitworth die Ophelia. Sie war wirklich gut. Trotzdem war es schade, daß Hamlet und alle anderen Männer von Mädchen gespielt wurden. Sogar der Geist.«
    »Klassikeraufführungen sind ein wertvoller Teil der englischen Erziehung.«
    »Miss Clitworth wurde wahnsinnig. In ihrer großen Szene. Wir erschraken alle, als sie die Augen rollte und Schaum vor dem Mund hatte. Aber natürlich war das nur gespielt.«
    »Das hoffe ich, Faith.«
    »Und warum spielst du nicht auch?«
    Samantha starrte sie an. »Das ist doch eine lächerliche Idee, Kind.«
    »Nein, keineswegs, Tante. Ich bin sicher, Psychiater wie Dr. M’Turk irren sich oft. Vater sagt, sie seien schlimmer als die Wetterpropheten. Wenn du spielst, daß du richtig verrückt bist, würde es jeder glauben und dich bemitleiden.«
    Samantha lachte. »Und was sollte ich nach deiner
    Meinung tun? Ich kann mich nicht, wie Ophelia, in die Themse werfen und mit Blumengirlanden bekränzt stromabwärts treiben.«
    »Es ist ganz einfach, Tante. Du ziehst dich aus.«
    Samantha war sprachlos. »Undenkbar.«
    »Nicht, wenn man verrückt ist. Das machen viele Leute, wenn sie verrückt werden. Es gehört, glaube ich, zu den ersten Symptomen. Vater könnte es dir sagen. In unserer Schule gab es ein Mädchen, das splitternackt durch die Hauptstraße lief. Miss Clit-worth mußte die Pfadfinderinnen mit einer Decke ausschicken. Armes Ding, man brachte sie fort. Aber ich glaube, sie tat es nur, um nicht durchzufallen.«
    Samantha lächelte nachsichtig. »Schon gut, Faith. Du hast wirklich viele Einfälle. Aber angenommen, ich wollte wirklich durch Nackt-Herumlaufen der Welt beweisen, daß ich verrückt sei - wo und wann könnte ich das in dieser unglaublich freizügigen Welt tun?«
    »Ganz einfach. In der Haupthalle von St. Swithin, morgen um halb eins.«
    »Und warum dieser bestimmte Ort und diese bestimmte Zeit?«
    »Weil dann die Königin kommt und von Vater einen goldenen Schlüssel erhält, um das neue Gebäude zu eröffnen.«
    »Natürlich! In meinen Sorgen hab ich das vergessen.« Ein langes Schweigen trat ein. Samantha trank ihren Kaffee. »Kommt nicht in Frage. Kommt absolut nicht in Frage. Dazu schätze ich deinen Vater viel zu sehr.«
    Faith sah gekränkt aus. »Ich wollte dir doch nur helfen, Tante.«
    »Ich weiß, mein Kind. Ich schätze deine direkte Art, an die Probleme heranzugehen. Es ist erfreulich, daß du immer noch vom Licht deiner Unschuld geblendet werden kannst.« Sie trank wieder Kaffee. »Übrigens nur nebenbei, wann kommt die Königin?«
    »Morgen um halb eins.«
    »Ich glaube, ich werde noch eines von diesen Schokoladekeksen essen. Wo kauft sie deine Mutter?«
    »Plushroses, Tante.«
    »Hm«, sagte Samantha.

18

    »Ein Telegramm, Sir.«
    Sir Lancelot drehte sich um. Eine ganze Weile betrachtete er den Umschlag auf dem Silberteller. »Werde es doch lieber öffnen«, entschloß er sich. »Es könnte ja von meinem Buchmacher sein.«
    Er schob die Brille zurecht.

    WEISST DU WIEDERHOLE WEISST DU AMUESANTE GESCHICHTE WIEDERHOLE NICHT REKTALSPIEGEL UND GLASAUGE STOP AUSSERDEM MAG KAPLAN NICHT WHITSTABLE KANN ICH IHM ST SWITHIN GEBEN STOP UEBERDIES WURDE SAMANTHA DOUGAL IM PLUSHROSES RUINIERT DAS SCHLIMMSTE WO IST VERDAMMTER GOLDENER SCHLUESSEL STOP OLIPHANT SAGT IN BANK IST ABER NICHT WARUM ANTWORTEST DU NICHT STOP GEBE EIN VERMOEGEN FUER KABEL AUS DU HAST KEINE AHNUNG WIEVIEL JEDES WORT KOSTET HOFFE DU HAST RUHIGE SEE
    LIONEL

    Sir Lancelot drehte das Blatt um, entnahm der Tasche seiner Smokingjacke einen Bleistift und schrieb:

    LYCHFIELD ZWEI LAZAR ROW LONDON NEIN JA WEISS WIRKLICH NICHT LEIDER JA LANCELOT

    »Senden Sie das ab, Steward.« Er gab dem Mann ein Trinkgeld. »Und, Steward -«
    »Sir.«
    »Ich lasse das Telegrammbüro bitten, daß es, sollten dem offensichtlich gestörten Gehirn meines armen Freundes in London weitere Nachrichten entspringen, diese sammelt und mir beim Verlassen des Schiffes übergibt.«
    Sir Lancelot wandte sich wieder dem mondbeschienenen Meer zu. Er war allein und trank Whisky-Soda. Von dem hell erleuchteten Oberdeck drang ein Lehar-Walzer an sein Ohr, unterbrochen von den fernen, kurzen Schlägen der Schiffsglocke. Es war jene Abendstunde, da die Passagiere die acht Gänge des Dinners bereits verdaut haben und begierig auf die Hummer- und Truthahnsandwiches warten sollten, die gegen elf Uhr serviert

Weitere Kostenlose Bücher