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Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Machen Sie sich frei Herr Doktor!

Titel: Machen Sie sich frei Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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vielleicht wissen sollen, bevor ich meine Wahl traf -ist das Haus voll von Priestern in Ruhestand.«
    »Dann ziehen Sie doch aus«, erwiderte der Dean ungeduldig und begann die Schriftstücke auf seinem Schreibtisch zu ordnen. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen — «
    »Aber, mein lieber Dean!« Der Kiefer des Kaplans zitterte vor Erregung. »Ganz Whitstable ist voller Priester in Ruhestand. Vielleicht hat die Nähe von Canterbury etwas damit zu tun. Ich weiß einfach nicht, wohin ich mich wenden soll. Oder besser gesagt, ich weiß es.« Er hielt inne. »Ich möchte hierher zurückkommen. Das ist mein Zuhause.«
    »Unmöglich. So gern ich Ihren Nachfolger, der meiner Ansicht nach selbst als Kaplan für ein Pop-Festival ungeeignet ist, loswerden möchte, ich wüßte nicht, wie. Wenn der Bischof Mr. Becket hierher schickt, kann ich nichts dagegen tun. Auch wenn ich wenig von Bischöfen halte, die ihr Haar wachsen lassen und in aller Öffentlichkeit Gitarre spielen.«
    ReferendNosworthy blickte angelegentlich auf seine braunen Schuhe. »Diese Ernennung hat mit dem Bischof nichts zu tun.«
    »Dann geben Sie also der Liga der Freunde und Mrs. Dougal die Schuld?« Der Dean öffnete einen Ordner und zückte seinen Kugelschreiber. »Natürlich verließ sich der Bischof auf ihren Rat. Sie müssen sehr gut befreundet sein, da Mrs. Dougal ihn in ihrer
    Fernsehsendung auftreten läßt. Es tut mir leid, aber jetzt muß ich wirklich arbeiten.«
    »Nein, es hat nichts mit diesen betulichen Damen der Liga zu tun. Die Ernennung des Spitalsgeistlichen ist Sache eines einzigen Mannes.« Der Kaplan blickte den Dean durchdringend an. »Eines Mannes, der maßgeblich, gebildet, allgemein respektiert ist und - obwohl oftmals kritisiert - stets im Dienst der Menschheit steht.«
    »Der Premierminister?«
    »Sie.« Der Dean runzelte die Stirn. »Sie kennen vielleicht das Pfründenbesetzungsrecht, Sir Lionel? Das Patronatsrecht, ein Überrest aus den Zeiten der Großgrundbesitzer. Vielleicht gar nicht so schlecht, denke ich oft. Etwa zehntausend kirchliche Ämter werden noch heute von Privatpersonen vergeben. Einige Grundstückspekulanten könnten heutzutage, wenn sie wollten, eine Armee von Geistlichen aufstellen. Wie Sie wissen, ist dieses Spital auch eine alte Kirchengemeinde, und das Amt, den Seelsorger zu bestellen, obliegt seit dem letzten Jahrhundert dem Dean der medizinischen Fakultät - wie Sie vielleicht nicht wissen. Ich sprach nicht viel darüber«, gab Kaplan Nosworthy zu, »denn ich hatte jahrelang Angst, Sie könnten mich hinauswerfen.«
    Gedankenvoll klopfte der Dean mit dem Kugelschreiber auf seine Zähne. »Also könnte ich dem Bischof einfach sagen, daß er nicht berechtigt war, Becket zu ernennen, und Sie wieder einsetzen?«
    Mr. Nosworthy nickte. »So ist es.«
    »Es würde Mrs. Dougal kränken... andererseits ist Kaplan Becket durchaus imstande, demnächst ein >Lie-in< der Patienten zu organisieren, weil man ihnen nicht erlaubt, während der Operation wach zu sein oder aus einem ähnlichen Grund.« Er verstärkte sein Zähneklopfen. »Ich muß allerdings sagen, es liegt mir nicht, mich in kirchliche Belange einzumischen. Das wäre so, als wollte ich mich in eine Nierenoperation Professor Oliphants einmischen. Wir sind nicht auf allen Gebieten Experten«, fügte er hinzu. »Ich wollte, es gäbe jemanden, der mich unbeeinflußt beraten könnte.«
    Der beklagenswerte Kaplan fixierte ihn aus feuchten Augen. »Noch ein Mitglied des Professorenkollegiums weiß von dem Pfründenbesetzungsrecht. Irgendwie erfuhr er leider alle Geheimnisse. Obwohl wir im Lauf der Jahre kleine Meinungsverschiedenheiten hatten - aus irgendeinem Grund sprach er mir das Recht ab, die Toilette zu benützen —, glaube ich, daß er mein Ausscheiden bedauerte. Ihm mißfallen alle Neuerungen, und ich bin sicher, daß sie ihm, in der Person Mr. Beckets verkörpert, noch mehr mißfallen.«
    »Sir Lancelot Spratt? Er schwimmt irgendwo meilenweit entfernt herum.«
    »Könnten Sie nicht ein Kabel schicken?« Kaplan Nosworthy preßte verzweifelt seinen Panamahut zwischen die Knie. »Ich wäre sogar bereit, dafür zu zahlen. Als Brieftelegramm natürlich.«

17

    »Bitte, setzen Sie sich.« Dr. M’Turk wies mit einer kurzen Bewegung auf die rote Couch.
    »Ich glaube, Sir Lionel erzählte Ihnen von meinem Fall«, begann Samantha nervös.
    »Ein wenig. Aber ich weiß nicht genau, welches Verbrechen Sie begingen. War es nicht Raub und

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