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Macho Man: Roman (German Edition)

Macho Man: Roman (German Edition)

Titel: Macho Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Netenjakob
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romantisch: »von der Meeresoberfläche reflektiertes Mondlicht« ... Aber Yakamoz ... Wenn es die Türken irgendwann in die EU schaffen, sollten sie uns dafür dieses Wort schenken.
    Wie in Zeitlupe sehe ich, wie sich Aylins Lippen auf meine zubewegen. Ich spüre ihre Zunge, schließe die Augen, und ein sanftes Kribbeln macht sich in mir breit. Während unsere Umarmung leidenschaftlicher wird, verstärkt sich das Kribbeln und breitet sich auf meinen ganzen Körper aus. Und zwar sehr intensiv. Zu intensiv. Es ist jetzt auch kein Kribbeln mehr, sondern eher ein Jucken. Schlagartig wird mir klar: Im türkischen Viagra waren Haselnüsse, und ich erleide gerade einen allergischen Schock. Wieder dehnt sich die Zeit und gibt mir den Raum, mögliche Reaktionen durchzudenken:
    • Einfach weglaufen. (Unklug, wenn man kaum noch Luft bekommt.)
    • Ich sage Aylin, dass ich einen Allergieschock habe. (Vernünftig, aber es muss was Besseres geben.)
    • Wir könnten Sex haben, dabei wälze ich mich so im Sand, dass der Juckreiz aufhört, und wenn Aylin laut stöhnt, merkt sie nicht, wenn ich heimlich mein Asthma-Spray benutze. (Doofe Idee; außerdem will ich später nicht meinem Sohn erklären müssen, dass ich ihn während eines Allergie schocks gezeugt habe.)
    Aylin hat sich mittlerweile von mir gelöst und schaut mich besorgt an.
    »Alles in Ordnung?«
    »Ja klar, wieso?«
    »Ja klar, wieso« – bin ich denn geistig völlig umnachtet? Ich versuche, wie James Bond rüberzukommen, und kratze mich dabei wie ein verlauster Schimpanse, der in einem Fass mit Juckpulver gefangen ist, während sich mein Atem anhört, als würde Wind of Change von einem Nilpferd gefurzt. Das Schöne an dieser überaus blöden Situation ist: Ich muss sie nicht lange ertragen, denn meine Sinne schwinden und ich werde ohnmächtig.
    In meiner Ohnmacht kommt mir ein Erinnerungsfetzen. Als ich als Kind mal hohes Fieber hatte, kam mein Vater zu mir ans Bett, um mich zu trösten.
    »Mein Sohn, du bist zwar krank, aber das ist ein gutes Zeichen.«
    »Wieso?«
    »Genies hatten schon immer körperliche Gebrechen.«
    »Und warum?«
    »Weil, äh, nun, also, ein körperliches Gebrechen zwingt einen dazu, anders über die Welt nachzudenken.«
    »Ich will aber nicht nachdenken. Ich will gesund werden.«
    »Natürlich. Du musst nur wissen, dass, äh, also der Satz: ›In einem gesunden Körper wohnt auch ein gesunder Geist‹, das ist Nazi-Ideologie.«
    »Aber Papa, sind denn alle gesunden Menschen Nazis?«
    »Nun, natürlich nicht alle, aber, ähm ... Und obwohl natürlich auch Goebbels ein körperliches Gebrechen hatte und ich weit davon entfernt bin, ihn als Genie zu bezeichnen, äh ... Was ich sagen wollte, war, nun ja ... Auch wenn nicht alle Nazis gesund waren und nicht alle Kranken Genies sind, äh ...«
    Eigentlich wollte er mir wohl sagen: »Mach dir keine Sorgen, alles nicht so schlimm, ich liebe dich.« Aber das wäre natürlich viel zu platt gewesen.
    Ich öffne die Augen und befinde mich in der Hölle. Unerträgliche Hitze, bestialischer Gestank, um mich herum stöhnende blutverschmierte Gestalten, die schlimme Qualen erleiden.Offenbar war mein Allergieschock tödlich, und ich hab irgendwie das Jüngste Gericht verpennt. Wahrscheinlich bin ich deshalb in der Hölle, weil ich damals im Geschichtsunterricht, als unser Lehrer uns ein Video mit einer Hitler-Rede vorgespielt hat, schallend gelacht habe. Als Einziger in der Klasse. Ich war einfach überrascht von Hitlers komischem Talent. Ich wurde dann vor den Direktor zitiert, der mir erklärt hat, dass mein Verhalten pubertär und unreif war. Ich habe mich dann auch ordnungsgemäß geschämt und dachte, die Sünde sei damit abgegolten. Das sieht Gott offenbar anders. Die einzige andere Erklärung für meine ewige Verdammnis wäre, dass Gott Borussia-Mönchengladbach-Fan ist und einfach kategorisch alle Anhänger des 1. FC Köln in die Unterwelt verfrachtet.
    Da sehe ich Aylin. Aylin und die Hölle – das schließt sich gegenseitig aus. Ich bin verwirrt.
    »Wo bin ich?«
    »Im Krankenhaus.«
    Offenbar versteht man in der Türkei unter dem Begriff »Krankenhaus« etwas anderes als bei uns: Ich befinde mich auf einer Liege im Flur, wo kreuz und quer irgendwelche Betten herumstehen, auf denen Menschen husten, röcheln, bluten, pinkeln und um Hilfe schreien. Alle deutschen Kassenpatienten, die über miese Behandlung nörgeln, sollten unbedingt mal hierherkommen.
    »Ich bin so froh, dass du aufgewacht bist. Du

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